Hauswände gesucht: Klaus Klinger und das Farbfieber-Team wollen Düsseldorf schöner machen

Klaus Klinger | Foto: Farbfieber
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Wer kennt sie nicht – die riesigen Wandbilder von Klaus Klinger alias Farbfieber? Ob an einst grauen Hausfassaden, Mauern, S-Bahn Stationen, Unterführungen oder auch mal Spielplätzen: Rund 70 seiner Kunstwerke sind allein in Düsseldorf zu finden, weltweit sind es sogar über 250.

Seit über 40 Jahren ist Klaus Klinger, ein gebürtiger Essener, auf Düsseldorfs Straßen - ganz klassisch - mit Farben und Pinseln unterwegs. Mit einem neunköpfigen Team und seinem Verein Farbfieber bringt er Leben auf die tristen Flächen der Stadt. Durch ein enges Netzwerk mit Künstlern aus aller Welt sowie globalen Projekten sind Farbfieber-Bilder aber auch in Namibia, Senegal, Chile und vielen anderen Ländern zu finden.

Hervorgegangen aus der Wandmalgruppe Düsseldorf organisiert der Verein seit 1987 zusammen mit Klaus Klinger Projekte zwischen Künstlern aus verschiedenen Nationen. "Am kommerziellen Kunstmarkt und Kunst in geschlossenen Räumen hatte ich nie großes Interesse", sagt Klinger, "ich mag die Kunst auf der Straße und der Austausch mit den Menschen."

Übersehen kann man seine Bilder nicht. Allein im Stadtteil Flingern rund um die Ackerstraße reiht sich ein Großillustration an die andere. Die Kiefernstraße ist als Gesamtkunstwerk mittlerweile weit über die Grenzen Düsseldorfs bekannt. Zu den ältesten Wandbildern der Stadt gehören die Kunstwerke "Ohr" und "Auge" am Hellweg, die in den Jahren 1979 und 1980 entstanden. "Auf das Auge bin ich besonders stolz", erzählt Klaus Klinger, der seit seinem Kunststudium in Düsseldorf lebt, "denn die Anwohner der Siedlung sind für "ihre" Wandmalerei auf die Barrikaden gegangen, als diese wegen einer neuen Wärmedämmung verschwand. Bei dem aktuellen Bild handelt es sich bereits um die dritte Fassung. Das Auge ist sogar mitgealtert."

Vom tristen Haus zum Kunstwerk

Ob zensiert, denkmalgeschützt oder einfach kunstvoll in Szene gesetzt. Mit seinen Bildern möchte Klaus Klinger und sein Team nicht nur die Stadt verschönern, sondern auch Zeichen setzen und zum Nachdenken anregen. "Ob Ökologie, Armut, Flüchtlinge, Wirtschaft oder Bildung: Wir beschäftigen uns mit globalen und aktuellen Themen und Fragen. Jedes Wandbild hat seine eigene, sehr spannende Geschichte."
Von den Düsseldorfern erhalte Farbfieber jede Menge positives Feedback, denn durch die Street-Art sei Kunst für jedermann zugänglich. "Sogar die Stadt und speziell Oberbürgermeister Thomas Geisel unterstützen mittlerweile unsere Arbeit."

Projekt "Weltbaustellen"

Derzeit realisiert Farbfieber zusammen mit dem Eine-Welt-Netz NRW das landesweite Wandmalprojekt "Weltbaustellen", an dem sich mehr als 16 Städte beteiligen. Hierzu werden Künstler aus aller Welt nach Nordrhein-Westfalen eingeladen, um gemeinsam mit Künstlern aus der Region, große öffentlichen Kunstwerke zu schaffen. Klaus Klinger: "Unsere erste Aktion, ein Streetart-Jam am LVR-Klinikum, war sehr erfolgreich. Hier wurden die ersten 60 Meter eines Bauzauns künstlerisch in Szene gesetzt. Sogar die Patienten haben einen Teil mitgestaltet."

Für September sucht Farbfieber Hausbesitzer, die ihre Fassade langfristig mit professioneller Kunst gestalten lassen möchten, um damit ein positives Zeichen in der Stadt zu setzen. "Die Idee und das Konzept stellen die Künstler den Hauseigentümern im Vorfeld natürlich vor und besprechen die Entwürfe gemeinsam. Von der Skizze bis hin zum fertigen Wandbild müssten - je nach Häusergröße - rund vier Wochen eingeplant werden. Es gab so gut wie nie Probleme, denn die oft grauen, langweiligen Fassaden werden zum Kunstobjekt." Im September erhalte das AWO Gebäude an der Liststraße in Zusammenarbeit mit kubanischen Künstlern einen neuen Anstrich.

Spannende Aufgabe für die Zukunft

Was Klaus Klinger sich für die Zukunft vorstelle? "Ein besonders spannende Aufgabe für mich wäre es, eine komplette Wohnsiedlung - von Gebäuden über Sitzbänke bis hin zu Grünflächen - in Kommunikation mit den Bewohnern, Investoren oder Wohnungsbaugesellschaften komplett zu gestalten."
Wer Klaus Klinger und weiteren Street-Art-Künstlern über die Schulter schauen möchte, kann dies am 3. und 4. September in Eller tun: Denn hier wird die "Hall of Fame" an den Mauern der Bahn-Unterführung der Vennhauser Allee neu gestaltet.

Weitere Infos gibt es bei:

Farbfieber
Fürstenwall 210
Tel.: 378198
E-Mail: farbfieber@t-online.de

Autor:

Kirstin von Schlabrendorf-Engelbracht aus Düsseldorf

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