Punk im Kindergarten: The John Porno Punk Explosion live @"Bilker Rotznasen e.V."

The John Porno Punk Explosion
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Das gibt es auch nicht alle Tage: ein Punk-Konzert im Kinderladen! Und zwar für einen guten Zweck! Denn der Sandkasten des Kinderladens "Bilker Rotznasen e.V." soll mit neuem Sand befüllt werden, und der kostet der Elterninitiative nun mal Geld. Für die Hygiene aber ist es wichtig, den Sand von Zeit zu Zeit auszutauschen.

Die 8 Euro Eintritt waren allemal gut angelegt - denn der gesamte Betrag kommt den Kindern der "Bilker Rotznasen" zu Gute. Dasselbe gilt für die Einnahmen aus dem Getränkeverkauf: Günstige 1 Euro wurden für eine Flasche (0,33l) Bier verlangt, 4 Euro für ein Glas Baccardi-Cola, 2 Euro für ein Glas Wein. Zu sehen gab es dazu noch eine hervorragend aufgelegte Band namens "The John Porno Punk Explosion".

Einige Konzertbesucher gaben sich bereits als Fans zu erkennen

Schätzungsweise 50 Besucher drängten sich in dem kleinen Konzertraum bis durch die Tür in den Vorraum mit Theke. Die fünfköpfige Musikgruppe spielte Punk, Postpunk, Punkrock und Pop-Punk vom Allerfeinsten und zeichnete sich durch ein breites und spieltechnisch sicher vorgetragenes Repertoire aus. Die Musiker begeisterten mit Coverversionen von Slime ("Religion"), Green Day ("American Idiot"), Die Ärzte ("Schrei nach Liebe"), Social Distortion ("Don't Drag Me Down), Sportfreunde Stiller oder New Model Army ("51st State").

Die Bandbesetzung besteht aus Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren und Gesang. Zum Einsatz kam auch ein Kazoo - das ist ein Membranophon, das vom Klang her an "Kammblasen" erinnert, ein wenig aber auch an ein Saxophon. Der Ton wird mit der eigenen Stimme erzeugt und entsprechend moduliert. Die Band wurde zu etlichen Zugaben aufgefordert und kam dem Wunsch der Konzertbesucher nur zu gerne nach. Ein rundum beeindruckendes Konzert, das die 8 Euro absolut wert war. Den Namen "The John Porno Punk Explosion" sollte sich der Musikfreund handgemachter Klänge sehr gut merken. Solche Musik braucht solche Locations - und umgekehrt. Das hat dieser Abend, diese Band, dieses Haus eindrucksvoll unterstrichen.

"Bilker Rotznasen e.V." wurde 1986 nach Vorbild der Berliner Kinderläden aus einer Studenteninitiative geboren. Kinderläden sind selbstverwaltete Kindergärten in zumeist freier Trägerschaft. Sie entstanden bereits in den 1960er und 1970er Jahren, meist wurden leerstehende Ladenlokale genutzt, die durch den Leerstand günstig zu mieten waren.

Das Haus in der Martinstraße 65 in Düsseldorf ist ein ehemals besetztes Haus, das auch anderen Initiativen, die auf Selbsthilfe und Selbstorganisation setzen, Unterschlupf bietet, und auch heute noch ein sehr schöner Altbau mit einem kleinen Hof, in dem die Kinder in einem geschützten Umfeld sicher spielen und toben können. Die Gruppengröße beträgt dabei nie mehr als 16 Kinder.

Interesse an vegetarischer Vollwertverpflegung

Der Kinderladen wird ausschließlich mit Lebensmitteln aus dem Bio-Laden versorgt. Neben einem Vollwert-Frühstück wird den "Rotznasen" von einer Köchin täglich ein vegetarisches Mittagessen zubereitet, ergänzt mit Rohkost und Salat.

Zufällig kam ich mit Thomas Schwarz (41) aus Neuss ins Gespräch, der sich als Generalsekretär der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) und Vorsitzender der Partei im Landesverband NRW zu erkennen gab. Der Diplompädagoge ist Systemischer Berater und Therapeut sowie Systemischer Coach mit einer Praxis für Systemische Paar- und Familientherapie in Neuss-Selikum. Freiberuflich leitet er Workshops und arbeitet als Supervisor und Berater, meist für psychosoziale Träger und Einrichtungen. Spontan bat ich ihn um ein Interview...

Lieber Herr Schwarz, was führt Sie heute Abend hierhin?

(Lacht) Na ja, ich bin auf Einladung eines Vertreters der Elternschaft hierhin gekommen und habe im Vorfeld von der tollen Verpflegung der Kinder mit einer rein vegetarischen Küche ausschließlich aus Bio-Lebensmitteln erfahren. Das hängt ja unmittelbar mit meinen Interessen zusammen...

Ihre Interessen, wo liegen die genau?

Vegetarismus, eher noch Veganismus, Tierethik, die Mensch-Tier-Beziehung, insbesondere auch die historische Entwicklung des Tierschutzes insgesamt, dazu zählen auch alte Tierschutzschriften, Tierschutz in Zusammenhängen von Schule, Unterricht, Erziehung und Bildung, gesunde Ernährung, pädagogische Konzepte... Diese Richtung halt, das interessiert mich schon lange und das höre und gucke ich mir gerne an. Und Konzerte eben auch ab und an mal...

Sie hören Punkmusik?

Na ja, nicht wirklich... Also manchmal auch, was man eben dafür hält. Ich kenne die meisten Lieder aber gar nicht, die heute Abend hier gespielt wurden. Aber die Band gefällt mir wirklich gut, das meine ich absolut ernst... Da würde ich noch mal hingehen.

Sie haben beruflich auch mit Politik zu tun?

Das kann man so nicht sagen. Ich berate seit kurzem die Ratsfraktion Tierschutzpartei Freie Wähler in Düsseldorf als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Das ist aber in einem ganz kleinen Rahmen... Ich war viele Jahre an der Hochschule, auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter, vorwiegend in den Lehramtsstudiengängen, von daher bin ich froh, daran noch mal anknüpfen zu können, also an Recherche von Studien, Auswertung der Befunde, Übertragungsmöglichkeiten für Anträge und kommunalpolitische Überlegungen und Strategien, da tauschen wir uns regelmäßig drüber aus und versuchen aus dem einen Mandat für die Tierschutzpartei, das einzige in NRW überhaupt und eines von zwei Mandaten bundesweit für die Tierschutzpartei, das Beste zu machen...

Und gelingt das?

(Lacht) Ja, das denke ich schon, dass dort eine den Möglichkeiten einer Kleinpartei, wie die Tierschutzpartei eine ist, entsprechende, in dieser Fraktion zusammen mit den Freien Wählern kluge und gute Kommunalpolitik betrieben wird.

Was nehmen Sie heute Abend von hier mit?

Haha... Diese Frage stelle ich bei meiner therapeutischen Arbeit oder in Seminaren auch schon mal ganz gerne... Jedenfalls viele gute Eindrücke, Erinnerungen an gute Gespräche, nette Menschen und eine wirklich richtig gute Band.

Vielen Dank, Herr Schwarz, für das Interview.

Ja, gerne. Danke Ihnen für das Interesse.

Autor:

Sara Lina Stern aus Düsseldorf

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