Das war der Wahnsinn

Jessica Kessler alias "Gabi" mit ihrem Musicalpartner Detlef Leistenschneider alias Karsten zusammen auf der Bühne. | Foto: Hardy Müller
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  • Jessica Kessler alias "Gabi" mit ihrem Musicalpartner Detlef Leistenschneider alias Karsten zusammen auf der Bühne.
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Nach über 76 Vorstellungen fällt der letzte Vorhang am 29. April im Theater am Marientor

In Kürze ist sprichwörtlich Schicht im Schacht. Das Wolfgang Petry-Musical "Wahnsinn" hat am Sonntag, 29. April, seine letzte Vorstellung im Theater am Marientor. Der Wochen-Anzeiger sprach mit der Duisburger Darstellerin Jessica Kessler alias "Gabi" über die Show. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge wird sie mit ihren Kollegen weiter nach Berlin und München ziehen.

Wir treffen Jessica Kessler im Theater am Marientor. Von Anspannung ist bei ihr nichts zu spüren, eine Stunde vor Showbeginn. Eine gewisse „Grundnervosität" hat man als Künstler immer. Ihre Rolle als Gabi in dem Musical "Wahnsinn" fällt Jessica überhaupt nicht schwer, schließlich hat sie die Rolle beim ersten Workshop im letzten Sommer mitentwickelt. So konnte sie viel Persönliches von sich einfließen lassen, und das merkt man auf der Bühne auch. Gabi ist im Stück mit Karsten zusammen, einem leicht cholerischen Mann, der sich niemals eingestehen würde, irgendeine Schwäche zu haben. Karsten hat früher selber Musik gemacht, möchte mit dieser Vergangenheit aber nichts mehr zu tun haben.
Der gemeinsame Sohn Tobi möchte - wie sein Vater früher - mit seiner Musik durchstarten. Mutter Gabi unterstützt ihren Sohn voll und ganz, muss allerdings Vater Karsten immer mal wieder bändigen, wenn er wütend auf seinen Sohn einredet. Gabi, das merken die Zuschauer im Publikum auch sofort, ist Ruhrpott pur. Mit klassischem Dialekt spielt Jessica Kessler die Rolle perfekt und bringt die Zuschauer mit ihrer kecken Art sofort auf ihre Seite.

Kind des Ruhrgebiets

Jessica Kessler kommt dabei sicher zugute, dass sie ein Kind des Ruhrgebiets ist und bis heute ihrem Heimatstadtteil Walsum die Treue hält. An der Grenze zu Walsum, im St. Vincenz Krankenhaus in Dinslaken, geboren, lebt sie nach wie vor gerne im Duisburger Norden. Ihr Opa und der Vater haben früher beide in Walsum auf der Zeche gearbeitet, eine richtige Bergmannstochter. Ihre Ausbildung zur Musical-Darstellerin begann schon sehr früh, und sie hat viel dafür geleistet. Auf dem Walsumer Kopernikus-Gymnasium hat sie ihr Abitur gemacht und quasi ihre Ausbildung schon in der Schulzeit begonnen. Sie hat den Gospelchor mitaufgebaut, war in der Musical-AG und in der Irish-Folk-Band. Über ihren früheren Musiklehrer Friedrich Schepers, der immer noch in Walsum unterrichtet, sagt sie: „Für mich ist er noch heute ein Riesen-Vorbild, und er hat großen Anteil daran gehabt, was aus mir geworden ist."
Seit 16 Jahren steht Jessica jetzt schon auf der Bühne, hat unter anderem in "Les Misérables" gespielt. Damals auch im Theater am Marientor.
Die Rückkehr nach Duisburg mit dem Wolle-Musical war für sie natürlich überragend: „Für mich ist es Luxus, hier in meiner Heimat zu spielen, für mich ist das TaM auch ein wunderschönes Theater."

Großartiges Publikum in Duisburg

Die Begeisterung für das Musical war - und ist noch - nicht nur in Duisburg groß, die Fans kommen von überall her, um die Hits von Wolfgang Petry zu hören. Der Cast hatte mit dieser Begeisterung überhaupt nicht gerechnet, für Jessica und ihre Kollegen ist das natürlich ein großes Lob: „Ich bin vom Publikum überwältigt und mega-begeistert. Die Zuschauer nehmen die Show unfassbar gut auf. Wir sind unglaublich positiv überrascht worden. Dass die Leute mitten in der Szene aufspringen und mitsingen, habe ich noch nie erlebt."
Die Belastung bei 76 Vorstellungen innerhalb von zwei Monaten verlangt den Darstellern natürlich einiges ab. Jessica wirkt bei noch zwei weiteren Produktionen im selben Zeitraum mit, ist nicht nur in Duisburg, sondern auch in München und Darmstadt zeitweise unterwegs und hatte in fünf Wochen keinen freien Tag. Für Jessica ist das kein Problem, auch wenn sie ihren Hund in der Zeit natürlich wenig sieht und dementsprechend vermisst.

Weitere Stationen sind Berlin und München

Wenn die Shows am Wochenende um 14.30 Uhr beginnen, dann müssen die Darsteller in der Regel schon 75 Minuten vorher da sein. Die letzte Vorstellung ist um 19.30 Uhr und Feierabend gegen 23 Uhr.
Zwischen den Vorstellungen ist zwei Stunden Pause, für viele die Gelegenheit, sich nochmal hinzulegen oder zur Ruhe zu kommen. Jessica würde lieber weiterhin unter Strom bleiben: „Für mich persönlich ist die Pause manchmal sogar noch zu lang. Ich bleibe lieber die ganze Zeit unter Strom, ohne nochmal runter zu kommen." Bei den Hits von Wolfgang Petry bleibt es natürlich nicht aus, wenn man einen Ohrwurm bekommt.
Nach so vielen Vorstellungen bekommt man die Lieder wahrscheinlich gar nicht mehr aus dem Kopf. Jessicas Kollegin Dorina Garuci, die im Stück die Gianna spielt, kommt ursprünglich aus Albanien und hatte mit den Liedern von Petry überhaupt nichts am Hut. Das änderte sich dann aber schlagartig, weiß Jessica: „In der Anfangszeit war es bei mir richtig schlimm mit den Ohrwürmern. Dorina Garuci kannte überhaupt kein Lied von Petry. Hinterher war sie aber total begeistert von den Hits. Die Musik berührt einfach und kann jeden treffen." Als nächstes müssen die Fans in Berlin und München überzeugt werden.
Für Jessica heißt es Abschied nehmen von ihrer Heimatstadt, nicht ohne nochmals die Bedeutung des Musicals für Duisburg zu betonen: "Über 90.000 Zuschauer in diesem wunderschönen Theater. Nach vielen Jahren des Stillstands wünsche ich mir, dass es auch nach Wolfgang Petry so erfolgreich weiter geht. Die Stadt, das Theater und die gesamte Region haben es einfach verdient."
Vor Kurzem wurde bekannt, dass die Show ab 2019 noch in weiteren Städten spielen soll, beispielsweise in Essen und in Frankfurt. Mit dem aktuellen Cast wurde darüber noch nicht gesprochen, Jessica Kessler alias "Gabi" könnte sich aber vorstellen weiter zu machen. Oder um es in Wolfgang Petrys Worten zu sagen: "Weiß der Geier oder weiß er nicht." Jessica Kessler alias "Gabi" mit ihren Musicalpartner Detlef Leistenschneider alias Karsten zusammen auf der Bühne.

Jessica Kessler alias "Gabi" mit ihrem Musicalpartner Detlef Leistenschneider alias Karsten zusammen auf der Bühne. | Foto: Hardy Müller
Der gesamte Cast hat die Besucher in Duisburg mit der einmaligen Show verzaubert. Bis zum 29. April läuft das Wolfgang Petry-Musical "Wahnsinn" noch im TaM | Foto: Hardy Müller
Autor:

Marcel Faßbender aus Duisburg

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