Der erste "Weiße Riese" ist gefallen

Der "Weiße Riese" fällt. Foto: Bartosz Galus
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Am Sonntag, 24. März, um 12 Uhr, war es soweit: Der als „Weißer Riese“ bekannte Hochhaus-Komplex in Hochheide wurde nach langer Vorbereitung gesprengt. Unter den Augen von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach und Oberbürgermeister Sören Link sackte das 20-stöckige Gebäude planmäßig und ohne Komplikationen in sich zusammen.
Wer nur einen Augenblick unaufmerksam war, der drohte das ganze Spektakel zu verpassen. Nachdem Sprengmeister Martin Hopfe den Zündknopf drückte, dauerte es nämlich keine fünf Sekunden, ehe der 60 Meter hohe Beton-Koloss in einer Wolke aus Staub und Schutt verschwand. Die Sprengung verlief somit trotz der anspruchsvollen Sprengbedingungen vor Ort reibungslos. Allerdings musste dafür ein technischer Balanceakt gemeistert werden, erklärte Marc Sommer von der rebuild.ing GmbH. Einerseits habe man mit 290 Kilogramm eine extrem große Menge Sprengstoff benötigt, und andererseits sei wegen der dicht angrenzenden Nachbargebäude höchste Vorsicht und Präzision geboten gewesen.
Und der Balanceakt gelang. Von den vier Einzeltürmen des Hochhauses fielen jeweils zwei in entgegengesetzter Richtung in sich zusammen und besiegelten mit ihrem dumpfen Aufprall den Erfolg des Sprengvorhabens. ‚Alles eine Frage der Planung‘, ließ Sprengmeister Martin Hopfe durchblicken: „Wir haben vorher alles doppelt und dreifach geprüft und konnten deshalb guter Dinge sein.“ „Dennoch“, so Martin Hopfe weiter, „waren wir alle in den letzten Minuten vor der Sprengung nervös und sind nun froh, dass alles gut funktioniert hat.“
Auch die anschließende Staubwolke, die durch den Aufprall des „Weißen Riesen“ in die Luft empor stieg, konnte von der Feuerwehr in Schach gehalten werden. Aus dem aufgestellten Wasserbecken pumpten die Einsatzkräfte minütlich über 35.000 Liter Wasser und schossen es – bereits einige Minuten vor der Sprengung – in Richtung des Beton-Giganten. Zusammen mit Einsatzkräften der Polizei und Mitarbeitern des Ordnungsamtes waren an diesem Tag insgesamt über 600 Menschen für die Sicherheit rund um den Sprengort zuständig. Einer von ihnen war Thorsten Bleckmann vom Ordnungsamt, der, was die Evakuierung der rund 2.500 Anwohner betraf, ein positives Fazit zog: „ Alles in Allem verlief es ohne größerer Probleme. Die Anwohner waren sehr kooperativ, sodass wir die Evakuierung bereits um 10:15 Uhr abschließen konnten.“
Gegen 15:30 Uhr gab es schließlich die offizielle Entwarnung und das Ordnungsamt löste die zahlreichen Straßensperren rund um den Bereich der Sprengung wieder auf. Die evakuierten Anwohner fanden bei der Rückkehr in ihre Wohngebiete nur vereinzelt Spuren der Sprengung vor. Auf den nächstgelegenen Straßen vermischte sich der gefallene Staub mit dem Wasser der Feuerwehr zu größeren „Matschpfützen“ und einige Anwohner klagten über zerbrochene Fensterscheiben. Wohl denen, die ihre Fenster im Vorfeld mit Schutzfolien abgeklebt, oder die Rollläden heruntergelassen hatten.
Am Ende eines aufregenden Sprengtages zeigte sich nicht zuletzt Oberbürgermeister Sören Link froh über den Fall des „Weißen Riesen“: „Dass alles so gut geklappt hat, macht mich glücklich und dankbar.“ Denn, wie er bereits im Vorfeld betonte, sei die Sprengung für ihn viel mehr, als bloß der Abriss eines baufälligen Wohnblocks aus den 1970er Jahren. Sie habe Initialcharakter für den Stadtteil Hochheide: „Die Menschen in Hochheide sollen gut, sicher und sauber leben. Deshalb ist die heutige Sprengung ein wichtiger Schritt in Richtung Stadtentwicklung.“ Die Stadt plant, noch weitere der fünf verbliebenen „Riesen“ zu sprengen und dort eine Grünfläche zu errichten.
Doch nun gilt es in den nächsten drei Monaten erstmal die 45.000 Tonnen Schutt abzutransportieren, die über vier Jahrzehnte lang „Weißer Riese“ genannt wurden.

Autor:

Sascha Mangliers aus Duisburg

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