Gedenkveranstaltung Reichsprogromnacht

Gestern fand die alljährliche Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Progromnacht am 9. November 1938 statt. Sie war gut besucht, wie üblich.

"Aus jüdischen Mitbürgern wurden Volksfeinde," blickt Oberbürgermeister Sören Link zurück. "Deutsche Staatsbürger wurden gedemütigt und entrechtet, ihr Eigentum zerstört. Ihre Menschlichkeit, ihre Menschenwürde wurde beseitigt. Die Liste der Verbote und Restriktionen war lang. Die industrielle Vernichtung betraf 6 Millionen Menschen. Es war wohlorganisierter Massenmord." Es wird nach seinen Worten aber auch immer schwieriger, sich mit dem Thema zu beschäftigen: "Es gibt immer weniger Zeitzeugen. Jugendlichen aus Zuwandererfamilien fehlt der Zugang und der familiäre Bezug."

"Von der Entstehung der jüdischen Synagogengemeinde bis zur aktuellen Entwicklung in Neumühl" ist der Vortrag von Jörg Weißmann, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Neumühl und Beiratsmitglied der Mercatorgesellschaft Duisburg, überschrieben.

1893 war Hamborn Teil der Landbürgermeisterei Beeck. Die Industrialisierung war im vollen Gange. Isaac Aaron (ist der Name richtig geschrieben?) zog in diesem Jahr aus Holten nach Hamborn; er soll der erste nachweisbare Jude dort sein. Er betrieb in den Folgejahren eine Klempnerei. 1897 wurde der erste Synagogenverein vor Ort gegründet. Die Synagoge war in einer ehemaligen evangelischen Kirche untergebracht. 1913 wurde die Synagogengemeinde dann selbständig. In den 1920er Jahren stabilisierte sich das Gemeindeleben nach dem 1. Weltkrieg und den schweren Nachkriegsjahren. Die Gemeinde war gesellschaftliche akzeptiert. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es dann Gewalttätigkeiten, Zerstörungen und Diffamierungen. Später kamen Deportationen hinzu. "Der Antisemitismus war Staatsdoktrin und inder Mitte der Gesellschaft angekommen," so Weißmann. 1937 schließen sich dann die Synagogengemeinden Ruhrort, Hamborn und Innenstadt zusammen.

Nach dem 2. Weltkrieg gibt es dann ein Büro, daß bei den Wiedergutmachungsansprüchem der jüdischen Bevölkerung helfen soll. Erst durch die massenhafte Einwanderung von Juden aus Osteuropa ab den 1990er Jahren entsteht wieder so etwas wie ein Gemeindeleben in Hamborn.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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