Kolumne Flaggen in Emmerich

Die Flaggen-, Fahnen- und Wimpelkunde. Hat sie auch einen wissenschaftlichen Namen? Flaggenologie beispielsweise? Keine Ahnung. "Wir haben jedenfalls die größte und umfangreichste Sammlung von Fahnen und Flaggen," berichtet Giselher Reichsfreiherr von Kieselroggen - Reichsgraf vom Sparhasen. Er ist Vorsitzender des Freundeskreises zur Erforschung des Emmericher Hafens.

Die Anfangstage des Fördervereins liegen in den Tagen nach dem 1. Weltkrieg. Damals herrschte bitterste materielle Not am Niederrhein. Während auf dem niederländischen Streckabschnitt blühender Wohlstand anzutreffen war. Was taten also die darbenden Menschen? Genau: Sie fringsten, noch bevor überhaupt jemand wußte, was das ist und daß es das Wort überhaupt gibt.

Unter "falscher" Flagge fuhren diverse Schiffe auf dem Rhein nach Holland, schauuten in Grenznähe, wo es etwas zu "organisieren" gab, landeten an und verschwanden dann wieder voll bepackt  Natürlich sollte nicht immer "dasselbe" Schiff auftauchen - Abwechslung war sicherer. Also "borgte" man sich von vorbeifahrenden Schiffern unterschiedliche Fahnen als "Nationalitätenkennzeichen" Firmensignalement. Erwischt wurde faktisch niemand - man arbeitete stets nachts, Verwechslungen waren so vorprogrammiert, eine Verfolgung unmöglich.

Irgendwann hatten sich die Lebensumstände der Menschen so gebessert, daß ein Fringsen nicht mehr notwendig war. Die Fahnensammlung blieb, so Giselher, im Rheinmuseum erhalten, "für den Fall der Fälle". Jedes unabhängige Land ist hier vertreten,  deutsche und österreichische Bundesländer sowie Schweizer Kantone. Aber auch jedes fahnenführendes Unternehmen, das etwas von sich hält.

"Allmählich haben wir Platzprobleme," berichtet Giselher. "Die Rheinpromenade am Rhein von Emmerich ist jetzt schon der am dichtesten beflaggte Ort von Deutschland - wir müssen jetzt auch schon linksrheinisch beflaggen. Dann haben auch die Südseeländer Samoa, Tonga und Papua-Neuguinea Platz."