Kolumne Maskenbilder

Maskenbilder schminken Darsteller, fertigen Perücken, Haarteile und Bärte bzw. arbeiten vorhandene auf. Sie stellen plastische Gesichts- und Körperteile her und passen sie den Darstellern an. So simulieren sie beispielsweise Hautveränderungen, Narben, Verletzungen oder gestalten Fantasy- bzw. Tiermasken.  Nach den Vorstellen nehmen sie den Darstellern die Perücken und Maskenteile wieder ab.

Der Beruf des Maskenbildners ist zwar kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf; mit Stand des Jahres 2015 beschreibt BerufeNet, die berufskundliche elektronische Datenbank der Bundesagentur  für Arbeit, aber die Aufgaben und Tätigkeiten dieses Berufs. Ob dann KursNet, die elektronische Datenbank der Bundesagentur für Arbeit für berufliche Bildungsmöglichkeiten, Maskenbildner-Kurse enthält, kann dann am Rechner nachgeschaut werden.

Erinnern Sie sich noch an die Schlacht von Walsum, liebe Leser? Ach nein, wahrscheinlich nicht. Die war um das Jahr 1597 herum - damals hat noch niemand von uns gelebt, zumindest nicht nachweislich.

Sie, liebe Leser, werden im schulischen Geschichtsunterricht aber wohl von den Duisburger Separationskriegen gehört haben. Duisburg war damals viel größer als heute: Dinslaken gehörte noch dazu, Voerde, Friedrichsfeld, Angermund (das heute zur nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf gehört), Saarn (heute zu Mülheim) und Schmidthuysen (ein untergegangener Stadtteil von Krefeld),

Ende des 16. Jahrhunderts wollte sich Walsum als erste Ortschaft überhaupt aus dem Duisburger Herrschaftsgebiet lösen. Unter dem Motto "Gib mir ein W!" sammelten sich Walsumer Heerscharen; auch Freiwillige aus den umliegenden Ortschaften schlossen sich ihnen an.

Doch man hatte nicht mit dem Siegeswillen der überlegenen Truppen aus Duisburg gerechnet. Als der Nebel und Waffenrauch nach 2 Tagen Kampf verzogen war waren die Walsumer Rheinaue übersät mit Toten und Verletzten. Und Walsum gehört heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch zu Duisburg.

Für unsere schulische Theatertruppe möchte ich diese Schlacht noch einmal nachstellen - die zweitägige Aufführung soll der Höhepunkt der Abi-Feiern werden. Ein Drehbuch habe ich schon von einem professionellen Drehbuch-Autoren erstellen lassen, zwei Maskenbilder vom städtischen Theater helfen uns mit der Schminke, Bühnenbilder mit den Requisiten.

(in Gedanken, in einer Parallelwelt)

Dieser Dummschwätzer! Dieser Dilettant! Dieser beschimpfungswerte Nicht- und Unwissende! Dieser theatralische Amateur! Was weiß der denn schon von Theaterleichen? Ich werde ihm ein paar echte lebende Toten besorgen.

(nach der Premiere der Schulaufführung)

Unser Stück ist ein voller Erfolg! Es hat den Zuschauern sowie den Kritikern der örtlichen Zeitungen sehr gut gefallen. Nur mit den Leichen = gefallenen Soldaten gab es ein Problem. Sie sahen echt aus - "zu echt", "schaurig, zu schaurig-schön, um echt zu sein" So war es nach der Aufführung zu hören. Die abgeschlagenen Hände und aufgeschlitzten Bäuche mit den heraushängenden Gedärmen hätten zu realistisch ausgesehen: Die Maskenbildner haben da wohl zu viel gute Arbeit geleistet.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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