Nam June Paik im museum kunst palast 2010

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Das museum kunst palast, Düsseldorf zeigt eine umfangreiche Retrospektive von Nam June Paik (*Seoul 1932, +Miami 2006), dem Begründer der Video- und Medienkunst. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Tate Liverpool. Mit zahlreichen Leihgaben aus internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen wird die Aus­stel­lung erstmals deutsche, anglo-amerikanische und koreanische Forschung zum Werk von Paik zusammen­führen und einen umfassenden Überblick zu den wesentlichen Entwicklungen dieses außergewöhnlichen und einflussreichen Künstlers des 20. und 21. Jahrhunderts geben.

Das Spektrum der Werkschau reicht von der Musik über die (Fluxus-) Aktion und Performance hin zu den medialen Arbeiten: Dabei stehen sich “materialisierte” Werke – wie die aufwen­digen Installationen der 1970er, 1980er und 1990er Jahre –, Videoarbeiten sowie Partituren, (Fluxus-) Konzepte und Handschriften der 1950er und 1960er Jahre gegenüber.

Das Museum zeigt über 30 große skulpturale Werke, darunter zum ersten Mal in Deutschland die Installation Laser Cone, 1998, aus der letzten Schaffensperiode von Paik, in der er die Technik des Lasers weiterent­wickelte und in seine Arbeit hineinnahm. Weitere Höhepunkte der Ausstellung sind V-yramid, 1982, Egg Grows, 1984, One Candle, 1989, und Internet Dream, 1994. Ebenfalls zum ersten Mal wird innerhalb einer Ausstellung eine große Gruppe der berühmten TV Buddhas präsentiert.

Außerdem werden graphische Werke wie eine große Anzahl von Handzeichnungen in der Ausstellung zu sehen sein. Anhand zahlreicher Dokumente, wie Fotos, Briefe, Texte und andere Handschriften, wird den Besuchern zudem die Gelegenheit gegeben, die Arbeits- und Denkweise Paiks kennenzulernen.

Der engen Verbundenheit des Künstlers mit Düsseldorf und dem Rheinland wird in der Ausstellung als besonderem Forschungsschwerpunkt Rechnung getragen. Hier entwickelte Paik sich in den Jahren 1958-63 vom Komponisten und Musiker, der die Szene mit dramatischer Aktions- und “Anti-Musik” aufwirbelte, hin zum „Vater“ der Videokunst. Von 1979-1995 lehrte Paik als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie .

Dass Paiks Werk auch aus intensiver Kooperation mit anderen Künstlern heraus zu begreifen ist, verdeut­licht besonders jener Werk- und Dokumenten-Komplex, der Paik und seiner Muse – der legendären Musikerin und Aktionskünstlerin – Charlotte Moorman gewidmet ist, sowie jener, der Paik im Gruppen­kontext von Fluxus zeigt: Im Rahmen von Fluxus, dem internationalen Sammelbecken progressiver künstlerischer Kräfte im Zwischenbereich von Musik, Theater, Literatur und bildender Kunst, spielte Paik bis Mitte der 1960er Jahre nicht nur als Mit-Akteur, sondern auch als Organisator, Co-Regisseur von Fluxus-Gründer George Maciunas und als Kommunikator eine zentrale Rolle. Auch Paiks lebenslange Verbundenheit mit Joseph Beuys, mit dem er einige beeindruckende Konzerte/Aktionen aufführte, geht auf jene frühe Fluxus-Zeit zurück: Seit dem, im Februar 1963 in der Düsseldorfer Kunstakademie aufge­führten, Festum Fluxorum Fluxus waren beide Künstler – zwei Schamanen des 20. Jahrhunderts – freund­schaftlich und künstlerisch eng verbunden.

"Paik verband in seiner Arbeit scheinbar paradoxe Phänomene. Er hat die Grenzen der Kunst auf vielen verschiedenen Ebenen verschoben, durchbrochen und nach Mary Bauermeister, Weggefährtin der frühen Jahre, mit seiner Arbeit immer wieder „neue Bewusstseinszustände“ initiiert. Kunst als permanentes Experiment, als Collage heterogener Stränge, die gesellschaftliche, politische, technologische und ökonomische Prozesse hinterfragt, stand bei Paik stets im Zentrum," betont das Museum.

Die Video - Ausstellung ist bestimmt sehr sehenswert - wenn sie denn dann fertig ist. Als die Pressekonferenz zur Ausstellung stattfindet, finden gerade die letzten Aufbauarbeiten statt. "Wir arbeiten auch nachts durch und sind rechtzeitig fertig," verspricht Marina Schuster, Pressesprecherin des Museums.

"Man kann nicht einfach so durch die Ausstellung gehen. ALs Besucher sollte man sich schon ein wenig Zeit nehmen, um sich die einzelnen Stationen anzuschauen," erfahre ich bei einer Vorbesichtigung. "Paik hat viel Humor, gerade bei den Fluxus-Videos. Paik ist mit der Musik von Stockhausen vertraut gewesen. Steht man vor den Videos, darf man also ruhig lachen."

Doch Vorsicht! Der Besucher sollte sich schon mit moderner, zeitgenössischer Kunst und Kunsttheorie auskennen, um die Ausstellung richtig einzuordnen. "Die gezeigte Kunst ist vergänglich. Wenn es keine Fernsehröhren mehr gibt, ist die Kunst obsolet."

Einen anderen Hinweis sollte der Besucher auch gewissermaßen im Auge behaulten: "Die Kunst ist teilweise anstrengend. Schaut man sie sich über längere Zeit an, wird man leicht kirre bei all´ dem Flimmern."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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