Preis für Toleranz und Zivilcourage gegen das Vergessen
„Wenn Frauen aufrecht stehen“

Die Initiative „Frauen aller Länder laden ein“ erhielt den diesjährigen Preis für Toleranz und Zivilcourage des gleichnamigen Duisburger Bundnisses. Überreicht haben ihn Dr. Joachim Stamp, der Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integartion des Landes NRW, und die DGB-Vorsitzende Angelika Wagner.
Fotos: Frank Preuß
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  • Die Initiative „Frauen aller Länder laden ein“ erhielt den diesjährigen Preis für Toleranz und Zivilcourage des gleichnamigen Duisburger Bundnisses. Überreicht haben ihn Dr. Joachim Stamp, der Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integartion des Landes NRW, und die DGB-Vorsitzende Angelika Wagner.
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Immer am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz wird im jüdischen Gemeindezentrum am Innenhafen der Preis für Toleranz und Zivilcourage des gleichnamigen Duisburger Bundnisses verliehen. In diesem Jahr erfolgte das bereits zum 19. Mal.

Dabei handelt es sich bei weitem nicht um Routine, sondern öffnet stets den Blick auf neue Anstrengungen, Initiativen und Aktionen, die das friedliche und respektvolle Miteinander der 140 in Duisburg beheimateten Nationen zum Ausdruck bringen. „Harmonierende und funktionierende Vielfalt in unserer Stadt und das Gedenken an Zeiten der Unmenschlichkeit, die nie wiederkehren dürfen,“, so Oberbürgermeister Sören Link, der Bündnis-Schirmherr, „sind das richtige Zeichen gegen das Vergessen, gegen Wegducken und Verharmlosung.“ Und genau das mache sich wieder breit.

So war und ist es auch ein Zeichen, dass die Preisverleihung von der ersten Stunde an immer in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen stattfindet. So betonte deren Vorsitzender Dimitrij Yegudin, dass es viele Möglichkeiten gebe, „Mensch zu sein“. Eine davon sei das Kennenlernen anderer Kulturen und Religionen. Deshalb gehört es zur Selbstverständlichkeit, dass am Ausschwitz-Gedenktag Juden, Christen und Muslime zusammenkommen, um das „Wehret den Anfängen“ mit Leben zu füllen.

Genau 75 Jahre ist es jetzt her, dass das Konzentrationslager Ausschwitz befreit wurde. Heute, so Yehudin, seien etwa der Anschlag auf die Synagoge in Halle, der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke oder die Drohung gegen Poltiker Alarmzeichen.

Austausch fördern

Umso bemerkenswerter sei die Arbeit und das Wirken der jeweiligen Preisträger. Und die stoße nicht immer auf Gegenliebe, sondern nicht selten auf Ablehnung und Widerstand. So erging es auch den in diesem Jahr Ausgezeichneten. Neuer Preisträger ist die Initiative „Frauen aller Länder laden ein“. Unter diesem Namen haben sich im Duisburger Norden Christinnen und Musliminnen zusammengefunden, um einen Austausch zwischen Frauen unterschiedlicher Herkunft, Religionen, Alter und Schicksale zu fördern.

Dr. Joachim Stamp, NRW-Landesminister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, schrieb ihnen als Laudator der Preisverleihung ins Stammbuch: „Sie haben sich gegen das Schubladendenken durchgesetzt und sind zu Vorbildern einer menschlichen und menschelnden Gesellschaft geworden. Sie haben mit Widerständen zu kämpfen gehabt und sich nicht beirren lassen.“ Konservative Muslime und Christliche Organisationen haben alles Mögliche unternommen, ihnen Steine in den Weg zu legen.“

Es ging schon nahe, als die Frauen, unter ihnen einige Geflüchete, in bewegenden Worten über ihre Lebenssituationen, die Angst um das nackte Leben, aber auch über die Hoffnung und Zuversicht bericheten, die ihnen die Gesprächskreise in der Initiative gegeben haben und noch geben werden. Die neuen Preisträgerinnen haben neben ihren Netzwerkertreffen, die immer weitere Kreise ziehen, bereits zahlreiche Veranstaltungen und Themenabende durchgeführt. Man rede nicht über das Trennende, sondern über das Verbindende und gebe Impulse der Gemeinsamkeit. Schwester Mariotte Hildebrand, eine der Initiatorinnen, sagt dazu: „Wir wollen aufstehen und aufeinander zugehen.“ Und der jetzt erhaltene Preis „ist eine Motivation und ein riesiger Ansporn, auf diesem Weg weiterzugehen“, ergänzen Zahide Gümüs und Aysegül Sözeri.

Lieder setzen Zeichen 

Angelika Wagner, DGB-Geschäfstführerin und Aktivposten im Duisburger Bündnis, wandte sich sehr persönlich an die neuen Preisträger: „Sie sind beispielhaft für diese Stadt, denn Sie setzen sich für ein tolerantes Leben hier vor Ort ein. Und dass Sie auch mit Gegnern zu tun hatten, zeigt, wie wichtig ihre Arbeit ist,“

Fehlen durfte bei der Preisverleihung auch diesmal nicht die musikalische Untermalung des Festakts durch die Gelsenkirchener Swingfoniker unter Leitung von Lutz Peller, der mit seinen Sängerinnen und Sängern schon mit der Liedauswahl weitere Zeichen setzte. Jüdische Lieder, Songs von Frieden und Freiheit, internationale Folklore, das alles gipfelte in „Heal the world“ und vor allem in „All you need is Love.“ Gemeinsam mit den neuen Preisträgerinnen und den vielen Gästen sang man dann noch ein Lied, das Zeilen wie diese zum Inhalt hatte: „Dass aus Fremden Nachbarn werden, das geschieht nicht von allein. Dass aus Nachbarn Freunde werden, dafür setzen wir uns ein.“

INFORMATIONEN

Der Initiative „Frauen aller Länder laden ein“ gehören das Forum für Interkulturelle Information und Bildung (FIB), der Verein Empathie, die katholische Frauengemeinschaft (KFD), die evangelische Gemeinde Hamborn und die katholische Pfarrei St. Johann an.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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