Das „Eifelkind“ Anja Humbert feierte jetzt das Silberne Ordinationsjubiläum dort, wo alles begann
Bodenständig und wanderlustig zugleich

Pfarrerin Anja Humbert, die jetzt ihr Silbernes Ordinationsjubiläum feierte, wollte usprünglich Tierärztin werden. Das hat wohl geprägt. Die Ruhrpott-Reiter und deren damaligen Vorsitzenden Edgar Siemkes hatte die in ganz Duisburg bestens verortete Pfarrerin schon früh bei den Ökumenischen Tiergottesdiensten unterstützt.
Foto: Reiner Terhorst
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  • Pfarrerin Anja Humbert, die jetzt ihr Silbernes Ordinationsjubiläum feierte, wollte usprünglich Tierärztin werden. Das hat wohl geprägt. Die Ruhrpott-Reiter und deren damaligen Vorsitzenden Edgar Siemkes hatte die in ganz Duisburg bestens verortete Pfarrerin schon früh bei den Ökumenischen Tiergottesdiensten unterstützt.
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„Liebe auf den ersten Blick war das nicht. Aber ich habe sofort die Offenheit und die direkte Ansprache der Menschen gemocht und geschätzt.“ Pfarrerin Humbert, die vor wenigen Tagen ihr Silbernes Ordinationsjubiläum feierte, hätte sich anfangs nicht träumen lassen, dass sie ihr bisheriges gesamtes Berufsleben in Marxloh verbringen würde.

Lachend ergänzt sie im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger: „Und wahrscheinlich werde ich hier auch in Rente gehen.“ Das alles war nicht unbedingt vorauszusehen. In „ländlicher Geborgenheit“ aufgewachsen, wollte das „Eifelkind“ eigentlich Tierärztin werden. Aber wie heißt es doch so treffend: „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.“ Die Pfarrerin erinnert sich: „Ich hatte im Abitur als ein Prüfungsfach Religion und bin über ein Buch über die Entmythologisierung des Neuen Testaments geprüft worden. Das war unglaublich spannend und interessant. Ich hab' da sogar die Note sehr gut bekommen. Da war es dann passiert. Ich war neugierig auf mehr und wollte Theologie studieren.“

Jetzt nahm alles seinen Lauf. Während des Theologiestudium fand sie eine Praktikumsstelle in Marxloh. Aus der heilen Welt kam sie dorthin, wo eigentlich nichts mehr heil war. Die sechs Wochen Praktikum haben ihre Pläne jedenfalls komplett geändert. Die „Pfarrer-Praktikantin“ merkte schnell, „dass Kirche hier besonders glaubwürdig auftritt und viel tun kann gegen Armut, Umweltverschmutzung und das Verschwinden christlicher Werte. Und ich traf auf offene, freundliche Gemeindemitglieder und Kollegen, die mich herzlich aufnahmen.“ So etwas prägt halt.

Wieder lacht sie: „Also entschloss ich mich, zum nicht geringen Entsetzen meiner Eltern, nach meinem ersten Examen zurückzukehren und auch mein Vikariat in Marxloh zu machen.“ Ordiniert wurde sie vor 25 Jahren natürlich auch in der Marxloher Kreuzeskirche, aber durch Praktikum und Vikariat ist sie ja schon viel länger hier, Sie hat, wie sie voller Überzeugung sagt, „nichts, aber auch gar nichts bereut.

Schwerpunkte in der
Kinder- und Jugendarbeit

Von der Diakonie über die Seelsorge bis zu den Gottesdiensten hat das „Landmädchen in der Großstadt“ alles erlebt und gelebt. Schnell hat sie sich auch in der Gesamtstadt heimisch gefühlt. Die Ruhr war für sie keine Grenze. Sie hat Duisburg erkundet und ins Herz geschlossen. Auf Kirchenkreisebene in ganz Duisburg ist sie bestens verortet. Die langjährige Mitarbeit im Diakonie-Ausschuss hat ihr eine Menge gebracht. Sie hat viele Einrichtungen besucht und entsprechende Erfahrungen gesammelt, die sie tagtäglich nutzt.

Anja Humbert arbeitet „generationenübergreifend“. Im Vikariat konnte sie sich quer durch die Generationen „ausprobieren“. Mit Beginn der Pfarrstelle war der Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit, vor allem bei den Freizeiten. Die „Herzens-Marxloherin“ sagt: „Mit den Jugendlichen habe ich fast das ganze europäische Mittelmeer bereist, mit den Kindern Deutschland von Nord nach Süd. Ganz tolle, intensive Zeiten waren das, über die ich mich bis heute mit meinen jetzt erwachsenen Schäfchen gerne unterhalte und erinnere.“

Mit der Fusion der Gemeinden Marxloh und Obermarxloh wechselte der Schwerpunkt dann zu den Senioren, weil Kinder und Jugend schon durch Pfarrerin Birgit Brügge versorgt waren. Von da galt ihre Fürsorge vier Altenheimen, der Altentagesstätte, deren Geschäftsführerin sie seit fast 15 Jahren ist, und allen gemeindlichen Seniorengruppen, für die es bis Corona auch immer eine jährliche Freizeit gab und, so hofft sie, bald auch wieder gibt. Ihr Fazit: „Ebenfalls eine wunderschöne Aufgabe. Und Aufgaben hat sie auch als Presbyteriumsvorsitzende der Bonhoeffer Gemeinde Marxloh-Obermarxloh noch genug.

Liebe zu den Tieren
sorgt für Aktivität

Ihren früheren Neigungen und Interessen ist die „Beinahe-Tierärztin“ zudem treu geblieben. Die Liebe zu Tieren hält sie weiter aktiv und engagiert aufrecht. Schon vor vielen Jahren hat sie die Ruhrpott-Reiter und deren damaligen Vorsitzenden Edgar Siemkes bei der Gestaltung der weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Ökumenischen Tiergottesdienste unterstützt, die heute unter ihrer Humberts Federführung immer auf dem Vorplatz der Kreuzeskirche stattfinden. Gemeinsam mit der katholischen Schwester Mariotte zeigt sie dort ein „Herz für Tiere“. Übrigens, auf ihrer Pilgerreise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela wurde sie vor wenigen Jahren von ihrem Hund geleitet.

Noch heute hat Anja Humbert nicht selten drei bis vier Fellnasen in „Notpflege“. Ihr letztes Pferd ist zwar schon länger im Ruhestand, aber das tierische Miteinander pflegt die Pfarrerin immer noch. Zum Abschluss unseres Gespräches lacht Anja Humbert noch einmal auf: „Obwohl ich ja hier in Duisburg und vor allem in Marxloh bodenständig geworden bin, bin ich schon vier Mal innerhalb der Gemeinde umgezogen. Auch eine Art von Wanderlust.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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