Der neue Duisburg-Krimi von Dieter Ebels packt heiße Eisen an und polarisiert
Die alte Thingstätte erlebt blutige Abscheulichkeiten

In seinem neuen Duisburg-Krimi „Thingstätte“ packt Dieter Ebels viele heiße Eisen an. Er selbst sagt, das sei ein Buch, dessen Inhalt polarisieren wird. Die Ruhe bei langen Spaziergängen, aber auch in seinem heimischen Garten, gibt ihm Ideen, um Abenteuerliches zu Papier zu bringen.
Fotos: Reiner Terhorst
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  • In seinem neuen Duisburg-Krimi „Thingstätte“ packt Dieter Ebels viele heiße Eisen an. Er selbst sagt, das sei ein Buch, dessen Inhalt polarisieren wird. Die Ruhe bei langen Spaziergängen, aber auch in seinem heimischen Garten, gibt ihm Ideen, um Abenteuerliches zu Papier zu bringen.
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Erfolgsautor Dieter Ebels lacht laut, auch wenn unser Gespräch mit „todernsten“ Inhalten, mit Mordgedanken und Leichen „gepflastert“ ist. „Immer, wenn ich an schönen, idyllischen Orten bin, schwirren mir plötzlich Gedanken im Kopf, wie es denn wäre, wenn hier etwas eigentlich Unfassbares geschieht“, sagt der Duisburger Schriftsteller, „so entstehen meine Krimis.“

Das gilt auch für seinen neuen Duisburg-Krimi. Ebels hält beim Besuch des Wochen-Anzeigers bei einem „mörderischen Gespräch“ in seinem Garten stolz ein Paket hoch. Soeben sind die ersten Exemplare vom Verlag angekommen. Titel: „Thingstätte“. Und genau die gibt es im idyllischen Revierpark Mattlerbusch im Norden unserer Stadt. Der in vielen literarischen Genres beheimatete Autor hat darüber schon in früheren Veröffentlichungen berichtet, mit Daten und Fakten historisch aufbereitet. Die wahren Hintergründe der Thingstätte hat er nicht nur in Büchern, sondern auch in Filmdokumenten festgehalten.

In seinem druckfrischen Krimi allerdings wird der Ort jetzt zum Schauplatz Gänsehaut bereitender Abscheulichkeiten. Im Mittelpunkt steht ein Mann, der „eigentlich“ ein unaufgeregtes Leben in einer beschaulichen Siedlung in der Nähe des St. Anna-Krankenhauses im Duisburger Süden führt. Er geht oft an der Sechs-Seen-Platte spazieren und vergleicht sie liebevoll mit der weiten Seenlandschaft Kanadas. Was nach außen wie „heile Welt“ aussieht, öffnet im Inneren den Blick auf tiefe Abgründe.

Rechtsradikale
Kameradschaft

Ein schrecklich zugerichtetes Mordopfer, gefesselt an einer alten Kultstätte aus der NS-Zeit, besagter Thingstätte eben, stellt Ebels Kommissarin Silvia Muisfeld und ihren Kollegen Sven Söhlbach vor ein großes Rätsel. Nachdem etwas später an gleicher Stelle ein nahezu identischer Mord passiert, spitzt sich die Lage zu, denn es sickert durch, dass ein Anschlag mit hundert Toten geplant ist. Die Polizisten ahnen nicht, dass sie einen Maulwurf in den eigenen Reihen haben.

Ebenso wenig ahnt jemand, dass ein Mann mit Wahnvorstellungen hinter dem geplanten Anschlag steckt, ein Mann, dem übel mitgespielt wurde. In Rumänien wurden seine Frau und seine beiden Töchter grausam ermordet. Er kennt die Mörder, drei Rumänen, die sich durch ein falsches Alibi einer Strafe entziehen konnten. Nun will er sich rächen und nicht nur die drei, sondern mit ihnen viele andere Landsleute in den Tod schicken.

Dieter Ebels weiß, dass er in seiner Neuerscheinung heiße Eisen anpackt. Aber das seien die Leser ja auch durch so manchem Tatort-Krimi im Fernsehen gewohnt. In „Thingstätte“ hat er einiges zu Papier gebracht, was die Gesellschaft heute aufwühlt, die Menschen nachdenken, reflektieren, werten und bewerten lässt. Ob sie dabei immer die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, steht auf einem anderen Blatt.

Authentische
Zeitungsartikel

Nachdem Ebels seinen ersten, bei den Lesern bestens angekommenen Duisburg-Krimi „Ruhrmord“ veröffentlicht hatte, machte er sich direkt an die Arbeit für den nächsten Duisburg-Krimi. Mit „Thingstätte“ stand der Buchtitel sehr schnell fest. Der Autor kommt nachdenklich ins Plaudern: „Es ging in dem Buch um eine rechtsradikale Kameradschaft. Bei einem Treffen dieser Gruppe las der Kameradschaftsführer seinen Gesinnungsgenossen viele authentische Zeitungsartikel vor. Dabei zitierte er Berichte, in denen es um eine Massenvergewaltigung durch Flüchtlinge ging oder darum, dass sich Asylsuchende in ihren Unterkünften gegenseitig abgestochen haben und vielen weiteren negativen Berichten über Geflüchtete. Es ging um Clankriminalität und darum, dass die Polizei diesen Clans fast hilflos gegenüber stand.“

Der Autor wird in unserem Gespräch immer nachdenklicher: „Weitere Berichte handelten von Südosteuropäern, die das deutsche Sozialsystem betrügerisch ausnutzen, und es gab Berichte darüber, wie Polizisten bei ihren Einsätzen beschimpft, bespuckt und körperlich angegangen wurden. Wie gesagt, alles reale Zeitungsberichte, die wortwörtlich zitiert wurden. Diese Berichte, aneinander gereiht, waren Zündstoff für die rechte Szene, die sich im geplanten Thingstätten-Krimi zusammengerottet hatte.“ Das alles hatte Ebels für seinen Krimi auf dem Schirm.

Anfang 2015 hatte er bereits 130 Buchseiten geschrieben, und das Manuskript machte gute Fortschritte. „Dann aber“, blickt er zurück. „wurde 2015 zum Flüchtlingsjahr, und nun wurde alles anders. Das alte Barbara-Krankenhaus bei uns in Neumühl, wo ich seit langem und gerne lebe, wurde in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt.“

"Volkes Seele
kochen sehen"

Er hat „Volkes Seele kochen sehen“ und einiges von den negativen Randerscheinungen hautnah mitbekommen. Manchmal hatte er sogar Verständnis für die Wut der Leute, oft aber nicht. „Mein Manuskript habe ich damals in die Ecke geschmissen, denn der Stoff darin, obwohl es sich nur um reale Zeitungsberichte handelte, hätte ausgereicht, um mich in die rechte Ecke zu stellen, einen Ort, an den ich nicht hin gehöre“, sagt er.

Dennoch wollte Ebels die Idee zu dem Buch nicht fallen lassen und hat es nun, fünf Jahre später, vollendet. Das Manuskript hat er um- und neugeschrieben. Er hat einige Passagen „radikal entschärft“. Aber, so ist er überzeugt, „der Stoff reicht immer noch aus, um zu polarisieren.“ Für das Buchcover, das „provozierend-außergewöhnlich“ sein sollte, stellte sich der Literatur- und Schauspiel-begeisterte Duisburger Jan-Elias Schmidt als Darsteller für das jugendliche Mordopfer zur Verfügung. Sieht ganz schön gruselig aus.

Zum Abschluss unseres Gespräches führt Ebels den Berichterstatter in ein schattiges Eckchen seines idyllischen Gartens. Dort steht sein Laptop. „Gestern war ich mit meiner Frau Silvia am Wambachsee spazieren. Ich habe ja schon gesagt, dass ich an idyllischen Orten auf mörderische Gedanken komme. Der nächste Duisburg-Krimi wird halt am Wambchsee spielen. Die ersten Seiten sind geschrieben.“

Info

Der knapp 300 Seiten starke neue Duisburg-Krimi „Thingstätte“ von Dieter Ebels ist im BoD-Verlag (ISBN 978-3-7504-9697-2) erschienen und kostet 9,99 Euro. Er ist beim Verlag und in allen Buchhandlungen erhältlich.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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