Der Duisburger Daniel Drückes ist der erste „Pop-Kantor“ der Evangelischen Kirche im Rheinland
„Ein Leben ohne Musik ist kein Leben“

Auch in Corona-Zeiten ist Daniel Drückes (2.v.l) gefragt. Unser Foto zeigt ihn beim Einführungsgottesdienst von Pfarrerin Sarah Süselbeck im Landschaftspark Nord, den er musikalisch gestaltete und begleitete.
Fotos: Evangelischer Kirchenkreis Duisburg
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  • Auch in Corona-Zeiten ist Daniel Drückes (2.v.l) gefragt. Unser Foto zeigt ihn beim Einführungsgottesdienst von Pfarrerin Sarah Süselbeck im Landschaftspark Nord, den er musikalisch gestaltete und begleitete.
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„Ich habe einen etwas längeren Weg genommen, um da anzukommen, wo ich hin gehöre. Aber auch meine bisherigen Stationen haben mich geprägt, und ich kann heute noch viel mit dem anfangen, was ich dort gelernt habe.“ Der Duisburger Daniel Drückes, erster Kantor für Popularmusik der Evangelischen Kirche im Rheinland, blickt mit diesem Satz zufrieden zurück, vor allem aber hoch motiviert in die Zukunft.

Der „Pop-Kantor“, wie der 34-jährige gern genannt wird, konnte und kann sich ein Leben ohne Musik einfach nicht vorstellen. Er scheint mit Musik im Blut auf die Welt gekommen zu sein. Da war eine musikalische Früherziehung fast logisch. Dann kam mit sechs Jahren der erste Klavierunterricht, später sang er im Schulchor des Meidericher Max-Planck-Gymnasiums, bei Ten Sing, in verschiedenen Bands, Musical-Gruppen und Chören. „Ein Leben ohne Musik ist kein Leben“, sagt er.

Und immer waren neben seiner ausgeprägten und einprägsamen Stimme Klavier und Keyboard das „Handwerkszeug“ des heutigen Kantors für Popular-Musik in den Evangelischen Kirchengemeinden Wanheimerort, Wanheim und Trinitatis. Zudem ist er Koordinator für Kirchenmusik im Evangelischen Kirchenkreis Duisburg. Daniel Drückes lacht auf einmal im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger laut auf: „Meine erste Klavierlehrerin attestierte mir nach einem halben Jahr, dass Klavier kein Instrument für mich sei.“ Tja, so kann man sich irren. Heute bilden Daniel und „sein“ Klavier eine untrennbare Einheit.

Erste eigene Band
entstand aus Ten Sing
in Obermeiderich

Auch kirchlich war Drückes eigentlich schon immer unterwegs. Seine Mutter war Presbyterin in Meiderich. Er selbst ging in den kirchlichen Kindergarten, war aktiv in der Jungschar bei Dirk Strerath, der seinerseits selbst viele musikalische Akzente im Kirchenkreis gesetzt hat. Schließlich nahm Daniel Drückes am Konfirmandenunterricht teil, und mit 14 Jahren hat er bei Ten Sing in Obermeiderich mitgemacht. Wieder lacht Daniel Drückes: „Erst einmal war ich dort ein halbes Jahr im Drama-Workshop, weil ich für die Begleitband nicht cool genug war. Aber dann wurde ich deren Keyboarder.“

Seine erste eigene Band entstand aus Ten Sing, später gründete er die Formation „Last Minute“, die es bis heute gibt, und die die Besucher auf zahlreichen Stadt- und Stadtteilfesten auf eine musikalische Rock-Pop-Zeitreise von der Epoche, als Mutti und Vati noch Teenager waren, bis zu den Hits und Ohrwürmern der „Neuzeit“ mitnahm. Und seit fast 20 Jahren wirkt Daniel Drückes bei den Durchblicke-Gottesdiensten in Obermeiderich mit, in denen die Pop-Musik einen breiten Raum einnimmt. „Irgendwann“ durfte er dann mal Kirchenmusiker in Meiderich und Obermeiderich vertreten, später dann auch in Huckingen und in weiteren Gemeinden. So lernte er fast den gesamten Kirchenkreis kennen und schätzen. Und der wiederum lernte seine „Popular-Musik mit geistlichen Texten“ schätzen.

Daniel Drückes und
sein Klavier: eine
untrennbare Einheit

„Ich war schon im Klavierunterricht kein großer Fan von klassischer Musik. Nicht, dass ich sie nicht schätze, mir hat nur Pop, Rock, aber auch Musical viel mehr Spaß gemacht“, sagt Drückes und ergänzt: „Ich glaube, dass vielen Menschen die Popularmusik erst einmal vertrauter ist als klassische Musik. Deshalb ist die Hemmschwelle, sich auf Musik mit geistlichen Texten einzulassen, da vielleicht etwas niedriger. Es gibt halt unterschiedliche Interessen. Die einen lieben klassische Orgel-Musik, andere fühlen sich mit der Pop-Musik am wohlsten, wieder andere lieben Jazz. Wir als Kirche sollten für alle entsprechende Angebote auf professionellem Niveau bieten und die unterschiedlichen Ausprägungen für unseren Verkündigungsauftrag nutzen.“

Dass Daniel Drückes jetzt genau das als erster und bislang einziger „Pop-Kantor“ in der gesamten Landeskirche umsetzt, war nicht unbedingt „vorgeschrieben.“ Nach dem Abitur 2005 machte er ein Praktikum bei Radio Duisburg, arbeitete dort einige Jahre als freier Mitarbeiter, ehe er zum WDR ging. Dort hatte er übrigens auch den WDR-Mitarbeiterchor mit ins Leben gerufen. Parallel dazu war er als „Hochzeitssänger“ und freier Pianist tätig und studierte an der Universität Duisburg-Essen „Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaften“.

„Irgendwo musste er
ja auf Dauer seine
Brötchen verdienen“

Als Daniel Drückes letztendlich feststellte, dass das Radio „nun doch nicht so ganz mein Ding war, trat Plan B in Kraft“. Denn irgendwo musste er ja auf Dauer seine Brötchen verdienen. Neben den Kirchenmusker-Vertretungen in Duisburg und einer ersten nebenamtlichen Stelle in Wanheimerort und Wanheim studierte er „Kirchenmusik popular“ an der Evangelischen Pop-Akademie in Witten. Seit August ist er nun hauptamtlicher Kantor für Popularmusik. Und umgezogen von Meiderich nach Wanheimerort ist er vor kurzem auch.

Da er mit der Musik sein Hobby zum Beruf gemacht hat, bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Interessen. Aber auch das Theaterspielen macht ihm nach wie vor viel Spaß und bietet weitere kreative Entfaltungsmöglichkeiten. So ist er, soweit es Corona zulässt, noch aktiv bei der Bühne 47 in Rheinhausen. Seit wenigen Tagen ist Daniel Drückes zudem Vorsitzender des Verbandes für christliche Popmusik in der rheinischen Landeskirche, ein Ehrenamt, für das er auch enige Zeit mitbringen muss und wird. So steht sowohl beruflich als auch ehrenamtlich die Förderung der Popularmusik im Kirchenkreis und in der Landeskirche im Mittelpunkt. Daniel Drückes zum Abschluss unseres Gespräches: „Ich wünsche mir, dass die Popularmusik zukünftig auf Augenhöhe mit der klassischen Kirchenmusik steht und der gegenseitige Respekt für die unterschiedlichen Ausprägungen meine Arbeit bereichert.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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