Frühlingserwachen – mit Subtext

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Was gesagt werden könnte, vielleicht aber doch besser verschwiegen wird.

Das Leben erwacht allüberall, berührt durch Sonne und Wärme. Nach einem langen harten üblen und ungeliebten Winter, voller Dunkelheit, Frust und klappernden Zähnen saugen Körper und Seele jeden einzelnen Strahl des Planeten (?) von Licht und Energie begierig auf.
Hinaus in die Natur, dahin wo das Grün sprießt und Gleichgesinnte sich an dem Spektakel des beginnenden Frühlings, dem freien Tag der Erweckung des Lebens und einer köstlichen Erfrischung laben.

Auch oder besonders in einem nicht mehr ganz jungfräulichen Alter, von beispielsweise so um die Mitte 40, ist die Wahrnehmung hochsensibel für ein doch alljährlich wiederkehrendes Phänomen.
Nicht zufällig existiert die Redensart, das Alter in „Lenzen“ (anderes Wort für Frühling) zu bemessen, nicht in Herbsten, Wintern, oder Sommern, nein.

Also strömt und genießt nun der Mensch in und durch die Naherholungsgebiete - welch schrecklich phantasielose Wortschöpfung für ein kleines Paradies aus Seen, knospendem Grün - dem Wunder der Natur trotzend der Nähe zu lärmend-stinkender Schwerstindustrie und endlosen Autoströmen..

Spazierend, radelnd, oder locker in der Sonne schmachtend vergehen unbezahlbare Minuten und Stunden.
Die Solidarität unbeschwerter, ja : beflügelter Gedanken ist greifbar unter allen Teilnehmern des erlebten Frühjahrserwachens. Gute Beobachter mögen manche Seelen baumeln sehen.

Mancher mag etwa mit dem Rad entspannt und lächelnd am Rande des Gehwegs entlangrollen, vom Radweg nur getrennt durch ein paar wenige falschparkende PKWs, wenige Meter neben flanierenden Pärchen die scheinbar sorglos dahin schlendern.

Plötzlich, wie ein zerstörungswütiger Blitz, mag ein solcher Fußgänger doch tatsächlich einem solchen Radler ein knappes und sehr bestimmtes „DA ist der Radweg!“ entgegen bellen um sämtliche lauschig-atmosphärsiche Fröhlichkeit wie einen viel zu prall gefüllten Luftballon zur terminal-zerstörenden Explosion zu bringen.
Der radelnde Adressat des so gut gemeinten Kommandos wundert sich ob der skurrilen Szenerie, weshalb dieser weit entfernte Fußgänger: gutaussehend, an der Seite einer attraktiven und ihn sicher anbetenden Dame sich die Zeit nimmt, seine Frühlingsbalz durch bürokratisch-erbsenzählerische Niedertracht zu unterbrechen.
Die Tiefenentspannung endet so abrupt und wird von einer vulkanischen Eruption genialischen Inhalts unterbrochen mit einem mehr als klar zu vernehmenden:

„VIELEN DANK AUCH, DEN HAB ICH SCHON VERZWEIFELT GESUCHT!!!!!!“

Tief einatmen, weiter fahren, außer Hörweite schnell, aus reinem Selbstschutz, um aus gesicherter Entfernung ein gehustetes „DU Penner!“ (oder so, ganz sicher aber politisch nicht korrekten Inhalts) anzufügen.
Der tiefe Fall aus den hohen Sphären unschuldiger Sinnenfreude in die niedere Unterwelt menschlicher Niedertracht.....

oder besser:

Kollision zweier Welten, die Macht der Poesie und ..?

muss erstmal verarbeitet werden.

Die gesprochenen Worte zitiert in nüchterner Buchstabenform können nur schwerlich die tatsächlich transportierte Aussage wieder geben.

In einem Comic würden wir über der Szenerie Denkblasen (ähnlich wie Sprechblasen, nur eben gefüllt mit dem Gedachten und nicht Ausgesprochenen) finden gefüllt mit so etwas wie Diesem hier:

Fußgänger: „Da ist wohl jemand zu dumm den Radweg zu finden und belästigt uns vorschriftsmäßig vorgehende Fußgänger mit seinem hochgefährlichen Fahrgerät. Wozu aber gibt es denn dann Radwege?
Die Zweckentfremdung des Fußwegs unter Missachtung der Sicherheit aller Fußgänger zeugt von Respektlosigkeit gegenüber Gesetz, Recht, Ordnung und dem Bußgeldkatalog. Pfui!
Dem Chaos muss hier und jetzt Einhalt geboten werden, bevor die Welt endgültig den Bach runtergeht.
Außerdem hab ich sonst nix zu melden und kann bei der Gelegenheit mal jemandem auf die Nerven gehen, der nicht so gefährlich aussieht, als dass er mir für diese beherzte Zurechtweisung die Fresse polieren würde.“

Radfahrer: „Was war das denn, ist der Mann total irre? Will der seiner Ische und dem Kumpel imponieren? Hat der sonst keine Sorgen? Was reg ich mich über sowas kleinkariert Dümmliches überhaupt auf? Eben noch auf Wolke 6einhalb, mit einem Schnipp schon emotionalisiert. Darüber müsste ich mal was schreiben, vielleicht beruhigt das!“

Ostern ist vorbei, die Arbeit ruft und der Regen ist auch wieder da.

Herrlich!

Bilderquelle: selbst gemacht!

Autor:

Peter Neppl aus Duisburg

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