Streit um Renaturierung des Dickelsbachs
Anwohner protestieren gegen die Abholzung von rund 100 Bäumen

Der Bagger steht mittlerweile still.  | Foto: Bartosz Galus
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  • Der Bagger steht mittlerweile still.
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Beim Entlanglaufen des 850 Meter langen Bachabschnitts in Wedau steht den Anwohnern des angrenzenden Ortelsburger Rings die Betroffenheit ins Gesicht geschrieben. Über 100 Bäume mussten bereits gefällt werden, um den Arbeitsfahrzeugen den Weg zum Ufer des Dickelsbachs zu ebnen. Das Ziel der Wirtschaftsbetriebe: Den geradlinigen Verlauf des Baches krümmen, um so den ökologischen Nutzen für Pflanzen und Tiere zu erhöhen. Die Anwohner beklagen nicht nur die Sinnhaftigkeit dieses Projektes, sondern auch, dass man sie vor vollendete Tatsachen stelle.

Die fünf Zinken des Baggers ruhen träge über dem Waldboden. Der Grund dafür ist der massive Protest der angrenzenden Anwohner, die nach dem ersten Tag der Abholzung die Reißleine zogen: „Wir haben uns vor den Bagger gestellt, ein anderes Mittel blieb uns nicht übrig“, erklärte Jens Salbert, einer der Anwohner. Tags zuvor wurden bereits über 100 Bäume gefällt, deren Stämme nun zu Pyramiden gestapelt entlang des Bachs liegen. Was die Anwohner fordern, machen sie mit Bannern entlang der Großenbaumer Allee und der Wedauer Straße deutlich: „Stoppt sinnloses Abholzen für einen trockenen Bach!“.

Ökologisch oder unlogisch?

Was die Anrainer in erster Linie an der Renaturierung des Dickelsbachs kritisieren, ist der vermeintlich fehlende Nutzen für die Natur. Andrea Dohm beklagte: „Der Schaden für Mensch und Natur ist jetzt schön größer als der ökologische Nutzen überhaupt sein könnte.“ Neben den zahlreichen gefällten Bäumen haben die Anwohner auch den Rückzug verschiedener Tierarten aus dem Gebiet um den Bachabschnitt beobachtet. Diese Eingriffe in die Natur sind den Wedauer Bürgern besonders aus einem Grund unverständlich: „Der Dickelsbach führt knapp 9 Monate im Jahr kein Wasser. Wieso will man einen meist trockenliegenden Bach umgestalten?“, fragt Jens Salbert und fügt scherzhaft hinzu: „Diesen Mückentümpel“.

Auch, was die Kommunikationsbereitschaft der Wirtschaftsbetriebe anbelangt, zeigen sich die Anwohner enttäuscht. In einem Schreiben vom 30. September kündigten die Wirtschaftsbetriebe allen Anwohners gegenüber zwar die Renaturierungsmaßnahmen an, umschrieben allerdings wesentliche Aspekte, wie die notwendigen Abholzungen bloß. Man habe nichts über den Umfang der Maßnahmen gewusst, kein Konzept zur Neubepflanzung erhalten und auch keine Möglichkeit gehabt, den ökologischen Nutzen des Projekts nachvollziehen zu können, schilderte Anwohnerin Leyla Jouvana Hohmann. Bei den Wirtschaftsbetrieben nachgefragt, räumte Pressesprecher Volker Lange ein, dass die Ankündigung der Umgestaltungsmaßnahmen in der Tat deutlicher hätte sein können. Eine Zustimmung der Anwohner sei hingegen nicht nötig, um die Renaturierung des Dickelsbachs durchzuführen. Für die Genehmigung dazu habe man zahlreiche Gutachten zur Umweltverträglichkeit eingeholt und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass man mit dem Projekt eine positive Ökobilanz erreiche. Trotz der gefällten Bäume.

Was die weitere Durchführung der Maßnahmen betrifft, deutet sich zumindest eine Annäherung zwischen den WB-DU und den Anwohnern des Dickelsbachs an: Zum einen darf ein Restbestand der Bäume, die eigentlich zur Abholzung vorgesehen waren, stehen bleiben, und zum anderen erklärte Volker Lange: „Es werden standorttypische Bäume und Großgehölze gepflanzt. Es werden in jedem Fall mehr sein, als gefällt wurden. Zudem werden wir mit den Anwohnern einen Dialog über die Ersatzgehölze führen.“

Autor:

Sascha Mangliers aus Duisburg

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