Waschbären gefährden in der Walsumer Rheinaue die Artenvielfalt
Niedlicher Allesfresser auf dem Vormarsch

Der Waschbär, hier auf einem Foto am Klärwerk Kleine Emscher, sieht putzig und niedlich aus. Doch für die heimische Tierwelt stellt der Allesfresser durchaus eine Bedrohung dar.
Foto: Tobias Rautenberg/BSWR
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Der Waschbär sieht putzig und niedlich aus. Doch für die heimische Tierwelt und insbesondere für viele Vogelarten stellt er eine akute Bedrohung dar. Auch in einigen Bereichen Duisburgs ist der „randalierende Allesfresser“, der keine natürlichen Feinde hat, zum Problem geworden.

In der Walsumer Rheinaue etwa, die zu einem großen Teil Schutzgebiet „Fauna-Flora-Habitat“ (FFH) ist, hat er sich massiv ausgebreitet und letztlich bewirkt, dass der Bestand der Steinkäuze, der kleinsten heimischen Eulenart, extrem geschrumpft und auf Dauer gefährdet ist. Der Waschbär, ein nachtaktiver hervorragender Kletterer, hat es auf die Eier und Jungvögel abgesehen. Aber längst er auch die Gärten in den Wohnbereichen im Visier.

Dr. Randolph Kricke, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, berichtet im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger, dass der possierliche Waschbär in einigen Städten bereits eine richtige Plage geworden sei. Er nennt das Beispiel Kassel, wo die Waschbär-Population kaum noch zu zählen sei und sich schon fast Resignation breit mache. In Duisburg habe man im ständigen Austausch mit Natur-, Tier- und Umweltschützern Vorsichts- und Gegenmaßnahmen auf den Weg gebracht, die das Problem des Nestraubs eindämmen soll.

Maßnahmen
gegen Nesträuber

Die Duisburger Kreisgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND e.V.), die sich seit Jahrzehnten in der Walsumer Rheinaue um die dortige Artenvielfalt kümmert, oder die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet haben beispielsweise an den Masten, auf denen sich die Nistplattformen für den Weißstorch befinden, Manschetten angebracht, um die Nester vor den kletternden Waschbären zu schützen. Für Bäume, in denen Höhlenbrüter wie der Steinkauz eine Brutstätte gefunden haben, wäre eine solche Maßnahme ebenfalls wünschenswert, aber nicht umsetzbar, weil die Brutplätze nicht bekannt sind. 

Zu den gesetzlich vorgeschriebenen Zeiten hatte man auch in Zusammenarbeit mit den zuständigen Jägern eine Bejagung der Waschbären vornehmen müssen, um deren Ausbreitung nicht ins Unendliche wachsen zu lassen. Dass gerade im Bereich der Rheinaue der Raubsäuger auf dem Vormarsch sei, verdeutlichten unter anderem von Autos überfahrene Waschbären an der Kaiserstraße und Anrufe aus den nahegelegenen Wohnbereichen, dass sich Waschbären in Gärten aufhalten, wo die nicht selten angebrachten Futter- und Nistkästen für den putzigen Rabauken ein „gefundenes Fressen“ beinhalten.

EU hat Haltung
längst verboten

Um den Allesfresser da fernzuhalten, warnt Dr. Kricke eindringlich vor einer zusätzlichen Fütterung des Waschbaren.. „Lachen Sie nicht“, sagt der Ökologe im Gespräch mit unserer Redaktion, „aber oft halten ihn auch kleine mit Klosteinen gefüllte Säckchen fern, denn der Waschbär ist extrem geruchssensibel.“ Dass der aus Kanada „eingeführte“ Waschbär nicht nur ein Problem in Deutschland, sondern in ganz Europa sei, beweise die Tatsache, dass die Europäische Union ein Verbot für die Haltung in Privathaushalten, aber auch in Tiergehegen und Zoos verhängt hat, denn ausbruchsscher könne man den Waschbären eigentlich nie unterbringen. Der Duisburger Zoo hat sich das längst zu eigen gemacht und sein Waschbärengehege aufgelöst.

Inzwischen wurden Waschbären in fast allen Bereiche Duisburgs gesichtet, wenn auch nicht so häufig wie in der Walsumer Rheinaue. Für die Untere Naturschutzbehörde ist das ein weiteres Alarmzeichen, den Schutz der Artenvielfalt verstärkt im Auge zu behalten. Auch Bodenbrüter seien von der Gefräßigkeit des Waschbären betroffen. Randolph Kricke kann auch nicht ausschließen, dass das Verschwinden von Rotschenkel oder Uferschnepfen in der Rheinaue Walsum auf sein Konto geht.

„Wir werden mit dem Waschbären genauso leben müssen wie mit den Kanada-Gänsen“, ist sich der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde und engagierte Umweltwissenschaftler im Klaren, „es geht halt darum, den Bestand weitgehend im Griff zu halten, damit die Artenvielfalt auch tatsächlich erhalten bleibt.“

Der Waschbär, hier auf einem Foto am Klärwerk Kleine Emscher, sieht putzig und niedlich aus. Doch für die heimische Tierwelt stellt der Allesfresser durchaus eine Bedrohung dar.
Foto: Tobias Rautenberg/BSWR
Dr. Randolph Kricke, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, ist gerne, aber aufgrund seiner vielfältigen Aufgaben leider viel zu selten draußen, um die Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt persönlich im Blick zu haben. 
Foto: Kricke
Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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