Viel Lärm um nichts

Es herbstelt. Die Bäume werfen ihre vielfarbigen Blätter ab und verwandeln grauen Beton und Asphalt in ein Farbenmeer. Die einen lieben den Anblick und genießen die Jahreszeit, andere rüsten zum Kreuzzug gegen die alljährliche Blätterflut durch die rebellischen Bäume.

Waren es vor wenigen Jahren noch „nur“ ein oder zwei Tage im Herbst, an denen gehörschützerbewehrte Männer mit ihren Laubbläsern anrückten und stundenlang an den Nerven sägten, so wird es jedes Jahr mehr. Einer nach dem anderen kommt auf den Geschmack: Es erscheint praktisch, Laub einfach fortzupusten. Vom Gehweg auf die Straße oder auf den Rasen vor dem Seniorenheim oder einfach in Ecken oder unter Büsche. Und schon ist alles sauber. Man hat richtig was geschafft. Oder?

Von wegen: Die Blätter - so akribisch in stundenlanger Lärmerei zusammengetrieben - pfeifen auf deutsche Ordnungliebe und legen sich mit dem nächsten Windstoß zurück auf den Bürgersteig. Grund genug, am nächsten Tag wieder von vorn zu beginnen. Und wenn es sein "muss", jeden Tag.

Für denjenigen mit den Ohrenschützern mag das eine meditative Beschäftigung sein, den Laubbläser in regelmäßigen Schwüngen über Betonflächen zu wedeln. Vielleicht empfindet er seine Produktivität als befriedigend. Doch den Anwohnern liegen mittlerweile die Nerven blank angesichts dieser sinnlosen Lärm-Orgie.

Wenn ein Baum gefällt werden muss, braucht man eine Kettensäge. Dann ist der Baum weg und Ruhe. Wenn man eine Straße aufreißen muss, braucht man einen Presslufthammer. Dann ist die Straße repariert und gut. Auch lärmende Straßenkehrmaschinen oder Rasenmäher, Schlagbohrmaschinen, Kreissägen und Häcksler kommen am Ende zu einem sinnvollen Ergebnis. Der Laubbläser hat nur einen einzigen Sinn: Umsatz im Baumarkt zu generieren.

Lärm macht krank! Stellen Sie sich einmal vor, derselbe Lärm käme von einem Motorrad. Wie lange würde es wohl dauern, bis die Polizei käme und den Übeltäter wegen Ruhestörung verdonnern würde?

Die Lärmbelastung in der Stadt ist sowieso schon hoch und schadet Mensch und Tier. Und nein, das muss nicht sein. Am Ende muss das Laub irgendwo hin. Warum nicht gleich zum Rechen greifen und die Blätter kurzerhand einsacken?

Autor:

Claudia Ersfeld aus Duisburg

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