Bauskandal erschüttert Duisburg: Wer muss zahlen?

So unglaublich erscheint die Schließung, dass viele Bürger die gesperrte Mercatorhalle selbst in Augenschein nehmen wollen - ein Bauskandal, von dem noch die Enkel erzählen werden? WA-Foto: Hannes Kirchner
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Allgemeines Kopfschütteln und Empörung über den jüngsten Bauskandal, der Duisburg erschüttert. OB Sören Link hatte am Mittwoch wegen erheblicher Brandschutz-Mängel die gerade einmal vor fünf Jahren mit großem Tamtam eröffnete neue Mercatorhalle im CityPalais schließen lassen. Der Oberbürgermeister hat nun das Rechnungsprüfungsamt der Stadt beauftragt, alle Unterlagen zur Planung, Auftragsvergabe und Installation der Brandschutzanlagen in der gesamten Mercatorhalle sowie im Tagungs- und Konferenzbereich auf mögliche Unregelmäßigkeiten und Verletzungen der Vorschriften zu überprüfen. Link reagiert damit auf den Bericht des Immobilienmanagements (IMD) und das Gutachten des TÜV Rheinland, die beide erhebliche und umfassende Mängel in der brandschutztechnischen Einrichtung der von der Stadt genutzten Räumlichkeiten festgestellt hatten.
Darüber hinaus prüft die Stadt zivil- und strafrechtliche Schritte.

Mit Empörung reagiert unterdessen die Politik auf den Skandal. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat, Herbert Mettler, hält die sofortige Sperrung der Mercatorhalle für den einzig richtigen Schritt. „In einer Situation, die anscheinend aus kriminellen Energien heraus verursacht wurde, steht Sicherheit für alle Nutzer an erster Stelle. Wir wissen ja im Moment nur wenig. Aber allein schon das, was bekannt ist, ist für mich unbegreiflich.“
Neben dem finanziellen Schaden und den Konsequenzen für die Kultur und Veranstaltungen ist es vor allem die erneut negative überregionale Berichterstattung über Duisburg, die Mettler entsetzt. „Für uns selber als Nutzer ist es schon schlimm, sei es für die Philharmoniker oder für andere Auftritte. Aber das mediale Echo ist verheerend.“ Lückenlose Aufklärung und Verfolgung von vorsätzlichem Betrug oder auch Schlampereien stehen für Mettler jetzt ganz oben auf der Tagesordnung. „Die Duisburger haben ein Recht darauf, dass wir für jeden Cent streiten, um den wir hier betrogen worden sind.“

Die CDU-Fraktion fordert schnellstmögliche Aufklärung durch die Stadtverwaltung. Rainer Enzweiler, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Verkehr, zeigt sich erschüttert und fragt, wie es sein kann, dass seinerzeit eine positive Abnahme der Brandschutzeinrichtungen überhaupt erfolgen konnte. Enzweiler: „Wieso sind damals von städtischer Seite keine intensiveren Untersuchungen durchgeführt worden? Gerade bei einer so komplexen Thematik wie dem Brandschutz muss ich doch doppelte und dreifache Sicherungen in meine Organisationsabläufe einbauen. Was ist hier schief gelaufen, dass ein einzelner Mitarbeiter der Stadt anscheinend ohne jede Kontrolle agieren konnte?“

Die Duisburg Marketing GmbH (DMG) hat mit den Planungen für Ausweichorte der in der Mercatorhalle sowie im Tagungs- und Konferenzbereich gebuchten Veranstaltungen begonnen. Dabei wurde schon mit vielen Kunden gesprochen und das weitere Vorgehen erörtert. Die Resonanz der Kunden auf die direkte Ansprache sei bisher äußerst positiv gewesen, so Geschäftsführer Uwe Gerste. Weitere Kunden und auch Dienstleister der Mercatorhalle sollen fortlaufend informiert werden.
Mit sämtlichen Veranstaltungsstätten der Stadt Duisburg wurden bereits Gespräche geführt, um Lösungen für die Kunden der DMG zu entwickeln. Dabei handelt es sich um die Gebag, um das Theater am Marientor nutzen zu können, das Theater Duisburg sowie die Rheinhausen-Halle, Glückauf-Halle und die Stadthalle Walsum. Mit den Betreibern weiterer privat betriebener Veranstaltungsstätten soll ebenfalls Kontakt aufgenommen werden.
Außerdem stehen Betreiber größerer Konzert- und Veranstaltungshallen im Duisburger Umland der Duisburg Marketing GmbH unterstützend zur Seite.

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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