ver.di kritisiert die „Inflation“ an verkaufsoffenen Sonntagen in Duisburg – Händler halten dagegen
Streit um Sonntagsshopping - „Ohne Handel stirbt die Stadt“

Die verkaufsoffenen Sonntage in Verbindung mit einem Fest waren und sind in Duisburg stets ein Renner und locken auch viele auswärtige Besucher. an Die Dienstleistungsgesellschaft Verdi kritisiert aber eine „Inflation an verkaufsoffenen Sonntagen“.
Archivfoto: Angelika Barth
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  • Die verkaufsoffenen Sonntage in Verbindung mit einem Fest waren und sind in Duisburg stets ein Renner und locken auch viele auswärtige Besucher. an Die Dienstleistungsgesellschaft Verdi kritisiert aber eine „Inflation an verkaufsoffenen Sonntagen“.
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In Duisburg soll es auf Antrag des auch für unsere Stadt zuständigen Einzelhandelsverbandes Niederrhein insgesamt 15 verkaufsoffene Sonntage geben, verteilt auf die Innenstadt und etliche Stadtteile. Ein sinnvoller Beitrag zur Stärkung der Einkaufstandorte und der dortigen bürgerschaftlichen Aktivitäten, sagen die Händler. Eindeutig zu viele, sagt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.

Schon vor der Antragsberatung in den Ausschüssen, den Bezirksvertretungen und dem Rat hat die Mehrheit der politischen Entscheidungsträger bereits Zustimmung zum Gesamtpaket signalisiert. Diskussionen wird es dennoch geben, und Verdi schließt den Klageweg gegen einzelne Termine nicht aus. Sicher ist also, dass (noch) nichts sicher ist.

ver.di bezweifelt nach wie vor den Sinn von verkaufsoffenen Sonntagen. „Da ist doch regelrecht eine Inflation entstanden, die eindeutig zu Lasten der Beschäftigten und ihren Familien geht“, bemängelt Gewerkschaftssekretär Martin Petig im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Früher, als die Läden generell um 18.30 Uhr geschlossen hätten, sei auch keiner verhungert und gekleidet waren auch alle.

Gewerkschaft prüft
rechtliche Schritte

Besonders kritisch sieht die Gewerkschaft Termine in einigen Stadtteilen. Man prüfe zurzeit rechtliche Schritte insbesondere gegen die verkaufsoffenen Sonntage zum Blumenmarkt in Rheinhausen, zur Stärkung des Stadtteils in Neumühl, auch zum dortigen Mittelaltermarkt und zum Mai-Käfer-Fest in Hamborn.

Letzteres, so der Hamborner Werbering-Vorsitzende Andreas Feller, „gibt es schon seit Jahrzehnten, und da ist die Ladenöffnung am Sonntag lediglich gerne angenommenes Beiwerk. Im Vordergrund steht das Traditionsfest.“ Alle Feste würden schließlich ohne irgendwelche Zuschüsse oder Gebührenerlass durch die Stadt von der organisierten Kaufmannschaft finanziert. Ohne deren Aktivitäten wäre in vielen Bereichen „tote Hose“, so Feller. Er empört sich: „Zu uns kommen die Leute, der Gewerkschaft laufen sie weg.“

Das Bundesverwaltungsgericht hatte seinerzeit geurteilt, dass verkaufsoffene Sonntage in Verbindung von Festen und Großveranstaltungen gnehmigt werden sollen. Und deren Besucher müssten gegenüber den „Sonntags-Einkäufern“ die überwältigende Mehrheit haben. „Genau das ist der Fall“, berichtet Tobias Kierdorf, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Neumühler Kaufleute. „Wir haben wie andere Werberinge auch unabhängige, von uns bezahlte Befragungen durchgeführt, und die haben eindeutig ergeben, dass die überwältige Zahl der Besucher wegen der Feste zu uns kommt.“

Zum von ver.di kritisierten Mittelaltermarkt kämen, was man anhand der Autokennzeichen schnell erkenne, zahlreiche Besucher aus ganz NRW und sogar dem angrenzenden Ausland. „Denen zu zeigen, wie kreativ und pulsierend hier das Leben ist, ist doch eine tolle Sache“, meint Kierdorf. Das sieht auch Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, so: „Ich bin sehr froh, dass es diese Stadt- und Stadtteilfeste gibt, bei denen die Händler vor Ort oft die treibenden Kräfte sind, ideell und finanziell.“ Das habe auch etwas mit Zusammengehörigkeitsgefühl und Stärkung des Miteinanders in den einzelnen Bereichen zu tun.

Handel und Stadt
sehen sich im Recht

Der Einzelhandelsverband und auch das Rechtsdezernat der Stadt sind sich sicher, alle rechtlichen Anforderungen erfüllt zu haben, was auch vergangene Gerichtsurteile gezeigt hätten. Im übrigen sei die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben. Zudem verteile sie sich auf die Gesamtstadt. In vielen Stadtteilen würden sich bei Festen mit verkaufsoffenen Sonntagen Vereine, Kirchen, Schulen und gemeinnützige Organisationen beteiligen, die allesamt ein deutliches Signal geben: „Wir leben noch.“

Genau in diese Kerbe wollen die Rheinhauser schlagen. Zusätzlich zum traditionellen Stadtteilfest haben sie erstmals einen Adventsmarkt und einen Blumenmarkt unter dem Motto „Rheinhausen blüht auf!“ beantragt, denn man wolle verdeutlichen, dass man sich engagiere, dass trotz einiger Leerstände der Handel noch rege und leistungssark sei und darüber hinaus den Bürgern zeigen, dass man ihnen was bieten wolle, was nicht zum täglichen Alltag gehört.

Ver.di-Mann Petig rät den Einzelhändlern, nicht nur an verkaufsoffenen Sonntagen, sondern immer kreativ und ideenreich zu sein. Diese Äußerung stieß bei den organsierten Kaufmannschaften auf Unverständnis: „Der Mann soll sich mal vor Ort umschauen, was wir alles machen, um unsere Betriebe und damit Arbeitsplätze zu sichern.“

Termine

Im Februar entscheidet der Rat der Stadt über die verkaufsoffenen Sonntage. Auch danach behält sich Verdi rechtliche Schritte vor. Folgende verkaufsoffenen Sonntage hat der Einzelhndelsverband bei Stadt beantragt:

Innenstadt: 5. April (Kunsthandwerkermarkt), 27. September (Lack & Chrom), 6. und 27. Dezember (Weihnachtsmarkt)
Hamborn: 3. Mai (Mai-Käfer-Fest), 4. Oktober (Herbsttage)
Homberg: 14. Juni (Hollandmarkt), 30. August (Brunnenfest)
Marxloh: 7. Juni (Stadtteilfest), 27. September (Herbstfest)
Meiderich: 7. Juni (Meidericher Sommerfest), 8. November (Martinsmarkt)
Neumühl: 24. Mai (Stadtteilgeburtstag), 30. August (Öffnungstag zur Stärkung des Ortsteils), 20. September (Revierfest), 25. Oktober (Mittelaltermarkt)
Rheinhausen: 24. Mai (Rheinhausen blüht auf), 9. August (Stadtfest), 13. Dezember (Adventsmarkt)

Siehe Kommentar zum Bericht hier: https://www.lokalkompass.de/duisburg/c-ratgeber/im-auge-behalten_a1287306

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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