Zum Thema gefährlicher Abriss in Bruckhausen Menschenleben zählen nicht !

Liebe Mitstreiter,
>
> gestern hatte ich gerade einen bequemen Fotostandpunkt für den Abriss in
> der Edithstraße gefunden, als ich plötzlich glaubte, meinen Augen nicht
> mehr trauen zu können: Harmlose Menschen mit Einkaufstüten, also
> Nicht-Bauarbeiter (ich hätte jetzt beinahe Zivilisten geschrieben) mitten
> in der Baustelle. Während "unsere" Bauarbeiter sonst leicht hysterische
> Anfälle bekommen, wenn Nicht-Bauarbeiter/ Bürger/ Zivilisten ihren Grund
> und Boden betreten, blieb diesmal alles ruhig. Nicht, dass sie freundlich
> gelächelt hätten, als ich die Szene(n) fotografiert habe, aber auch
> keinerlei erkennbare Beunruhigung. Bei der ersten Erscheinung handelt es
> sich offenbar um Mutter und Sohn auf dem Weg zum Einkaufen, die allerdings
> erkennbar irritiert von Bagger und Baulärm waren und zunächst nicht
> wussten, wohin sie gehen sollten. Kein Wunder, denn sie waren aus ihrer
> Haustür getreten und damit direkt in die Baustelle geraten. Niemand
> kümmerte sich um sie und sie fanden den Weg nach draußen. Bald aber wurde
> der Weg über die Baustelle auch gerne benutzt, um zur Imbissbude und mit
> gut verpacktem Döner wieder ins Haus zu gelangen, was will man schließlich
> machen? Das Haus ist komplett bewohnt, der Ausgang/ Eingang führt direkt
> auf die Baustelle. Immernoch keine erkennbaren Reaktionen bei den
> Bauarbeitern.
>
> Mir kam das entschieden sehr falsch vor. Das Ordnungsamt zu alarmieren
> habe ich wegen bekannter Nicht-Reaktion inzwischen aufgegeben, aber ich
> besitze die Handy-Nummer des Bauleiters der Abrissfirma und habe ihn heute
> morgen sehr früh angerufen und ihm ein hübsches Bild von Mutter und Sohn
> in der Baustelle geschickt. Oh, das sei aber nicht in Ordnung, sagte er,
> da werde er doch gleich 'mal den Baggerfahrer anrufen, er jedenfalls habe
> davon nichts gewusst, was ich ihm gleich nicht geglaubt habe, denn wie
> gesagt, sind mir die Reaktionen der Arbeiter vor Ort nach einem halben
> Jahr der Beobachtung wohlvertraut. Um 11 Uhr habe er nun (beim Rückruf)
> einen Termin mit Herrn Pracht und Frau Christensen von der Stadt vor Ort,
> da wolle man die Lage neu betrachten. Um ca. 11:30 Uhr war ich leicht
> verspätet vor Ort (weil ich manchmal auch arbeiten muss) und traf eine
> neue Situation an: Man hatte einen höheren Zaun errichtet und mit grünem
> Tuch abgehängt, um die Hausbewohner noch ein bisschen effektiver
> einzusperren und zudem (nützlicher Haupteffekt) das Fotografieren zu
> erschweren. Der Bauleiter, den ich noch antraf, antwortete mir auf meine
> ungläubige Frage: "Wollen sie die Leute jetzt komplett einsperren, das ist
> doch wohl nicht ihr Ernst" es gebe einen Sicherungsposten, der die
> Anwohner 'rein und 'raus lassen würde. Der Versuch, das Fotografieren zu
> verhindern, hat nicht gefruchtet, denn das nicht zur Baustelle gehörende
> Eckhaus hat im EG bequem breite Fensternischen, auf die man sich als
> Fotograf stellen und so die Ereignisse auf der Baustelle dokumentieren
> kann. Einen Sicherungsposten gab es aber auch nicht. Die beiden Männer,
> die damit betraut sind, den Abriss zu bewässern, kümmerten sich, wenn sie
> nicht den Abriss bewässern mussten, unter vorgehaltener Kamera
> (meinerseits) manchmal um Hausbewohner, die ins oder aus dem Haus wollten,
> meistens waren sie aber beschäftigt und ließen sie Leute entweder vor dem
> Zaun oder auf der Baustelle ihr Glück selbst versuchen. Zwei Hausbewohnern
> habe ich durch energisches Zeigen (weil ich die Kamera in der Hand habe
> und bekannt (als bewaffnet, mit Kamera und Internet) bin, finde ich
> Beachtung) den Weg ins Haus bahnen können.
>
> Als der genervte Bäcker, dessen Bäckerei im gegenüberliegenden Eckhaus
> liegt, zum Ende des Nachmittags genervt von der Staubentwicklung die
> Baustelle stürmte und sich mit dem zufällig anwesenden "Sicherungsposten"
> stritt und ich das fotografierte, rief mir der Bauarbeiter zu
> "Fotografier' Du ruhig, Du hast doch auch 'ne Meise" - Immerhin, unser
> Verhältnis wird langsam besser - er duzt mich schon. Und ich geh' jetzt
> meine Meise füttern...

Autor:

Helmut Mattern aus Duisburg

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