50 Jahre ThyssenKrupp Steel Europe Hauptquartier in Duisburg

Das Gebäude wächst - Blick vom Kirchturm auf die Baustelle | Foto: TKSE
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  • Das Gebäude wächst - Blick vom Kirchturm auf die Baustelle
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Eigenwillige Landmarke im Duisburger Norden

Vor 50 Jahren war der Neubau der damals hochmodernen Hauptverwaltung der August Thyssen-Hütte (ATH) an der Kaiser-Wilhelm-Straße in Duisburg weitgehend abgeschlossen und im Laufe des Jahres 1963 konnten Mitarbeiter der Verwaltungsabteilungen nach und nach ihre neuen Büros beziehen. Offiziell eingeweiht wurde das Gebäude im November 1963.

Der Bau stellte ein Wahrzeichen des Wiederaufbaus der ATH nach dem 2. Weltkrieg dar, war aber auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Denn die noch heute an der Franz-Lenze-Straße stehende so genannte „Alte Thyssen Verwaltung“ platzte damals sprichwörtlich aus allen Nähten.

Viele Mitarbeiter waren in der Nachbarschaft in insgesamt 14, zu provisorischen Büros umgebauten Wohnhäusern untergebracht – ein langfristig unhaltbarer Zustand angesichts des Wachstumsschubes, den die ATH damals erfuhr: Innerhalb eines Jahrzehnts hatte sich die Rohstahlerzeugung bis 1962/63 auf 3,2 Mio Tonnen knapp verzehnfacht.

Und nicht nur die Produktion, sondern auch die Zahl der bei der ATH beschäftigten Mitarbeiter war kontinuierlich gewachsen – von 6.000 auf mehr als 15.000.

Der Neubau stellte damals einen regelrechten Kraftakt dar

Gegenüber von Tor 1 wurden zunächst alte Gebäude abgerissen, der Straßenverlauf der Kaiser-Wilhelm-Straße wurde geändert, Kanalisation und Straßenbahngleise wurden neu verlegt. Nachdem im Jahr 1957 die Entscheidung zum Neubau gefallen und der Münchener Star-Planer Gerhard Weber die Architektenausschreibung gewonnen hatte, begannen die Bauarbeiten Anfang 1960.

Das Gebäude sollte nicht nur räumlich, sondern auch symbolisch die enge Verknüpfung von Verwaltung und Werk widerspiegeln – als großer Querriegel wurde es deshalb so nahe wie möglich an die Kaiser-Wilhelm-Straße und damit an das Oxygenstahlwerk Bruckhausen herangerückt.

Drei Jahre nach Baubeginn war ein für damalige Verhältnisse echter High-Tech Bürokomplex entstanden:

Insgesamt 800 Mitarbeiter fanden auf 10.500 Quadratmeter Büroflächen in dem 14-geschossigen, soliden Zweckbau Platz.

Er ragte 52 Meter hoch in den Himmel und verfügte über Ausstattungsmerkmale, von denen Büroplaner, Ergonomen und Arbeitnehmer damals nur träumten:

Hochdruck-Klimaanlage, vier leistungskräftige Aufzüge, verspiegelte Thermopane-Fenster, verschiebbare Achsen, gleichmäßige und augenfreundliche Ausleuchtung der Räume, moderne Büroeinrichtungen, 1.250 Quadratmeter Velours-Teppichboden, ausziehbare Schränke, moderne Teeküchen und Sanitäranlagen.

Angesichts von tragendem Stahlskelett, verzinkter Stahlrahmenkonstruktion und mit Stahlblechen abgedeckten Rohrleitungssystemen betonte der Architekt zur Freude des Vorstands damals ausdrücklich:

„Bei diesem Verwaltungsgebäude geht die Verwendung von Stahl in Konstruktion und Ausbau weit über das bisher in der Bundesrepublik übliche Maß hinaus.“

Sogar Kunst am Bau fehlte nicht: Die heute grünlich patinierten Fassadenelemente an der Außenseite glänzten damals kupferrot – und in der Eingangshalle prangt neben der Brunnennische noch stets ein großes Edelstahlrelief. Namhafte Künstler waren damals eingeladen, Bilder zur Berreicherung des Hauses einzusenden – viele davon sind noch heute in einigen Büros zu sehen.

Das Symbol für den erfolgreichen Wiederaufbau der ATH wurde am 4. November 1963 feierlich eingeweiht. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, August Seeling, lobte in seiner Ansprache:

„Würde August Thyssen noch einmal auferstehen und sehen, mit welcher kühnen unternehmerischen Initiative sein Werk und sein Erbe weitergeführt (…) worden sind, er könnte sich in der Gewissheit, dass alles in guten Händen ist, wieder zur Ruhe legen. (…) Mit der Werksgemeinschaft dürfen die Bürger unserer Stadt stolz auf ihre ATH sein.“

Bis heute erfährt das ThyssenKrupp Steel Europe Verwaltungshochhaus an der Kaiser-Wilhelm-Straße 100, das nach 1963 um zwei Nebengebäude erweitert wurde, kontinuierliche Anpassungen und kleinere wie großere Umbauten – zuletzt wurden im Jahr 2012 hochmoderne Aufzüge eingebaut.

„Das Gebäude ist zweckmäßig, war damals vorausschauend geplant und ist soweit sehr gut in Schuss“, bestätigt Markus Micken, Leiter des Bereichs Dienstleistungen.

„Gut möglich, dass die Landmarke im Duisburger Norden noch weitere 50 Jahre als Bürogebäude dient.“

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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