Kurzgeschichte über Probleme von & mit Menschen

Freitags

Wie jeden Freitag setzte er sich hin. Und wie jeden Freitag kam er danach zur Ruhe. Aber diesmal war alles anders. Luisa war nicht hier, und man merkte ihm an welche Überwindung es ihn kostete alleine auf der Bank zu sitzen und vor sich hinzustarren.

Vielleicht kam er auch gar nicht zur Ruhe. Vielleicht setzte er sich auch einfach nur aus Gewohnheit wieder hin, wie jeden Freitag.
Ich musste ihn nicht mehr beobachten, um zu erkennen wie es ihm ging. Wenn er den Raum betrat, kehrte jedes Mal Kühle ein. Seltsame Kühle, ein ungewohntes Gefühl, welches mich an jenem Freitag so handeln ließ, wie ich handelte.

Vielleicht handelte ich auch nur deshalb so, weil ich wusste das es Freitag war.
Mein heimlicher Todestag war an einem Freitag und alles was mir wichtig war oder nur eine wichtige Rolle in seinem und meinem Leben haben sollte, passierte an einem Freitag.

Luisa verabschiedete sich an einem Freitag von uns, und genau eine Woche später erfuhren wir von dem Unglück.
Freitags wachte ich immer mit Schweißausbrüchen auf. Am folgenden Tag war wieder alles in Ordnung.

An diesem Freitag wunderte ich mich nicht mehr über die seltsame Kühle in diesem Raum, freitags war sie selbstverständlich und ich konnte- oder ich wollte- nicht mehr darüber nachdenken, warum es diesmal nicht so kalt war wie an den anderen Tagen.

Als ich das Brotmesser in die Hand nahm überlegte ich kurz mich zu wiedersetzen, ein einziges Mal nicht mitzuspielen und aus der Reihe zu tanzen.
Ich wusste das es Freitag war und ich wusste das alles was heute geschehen würde, morgen keine Rolle mehr spielen würde.

Ich griff zum Messer und spürte seine Anspannung in meinem Rücken. Ich wollte es ihm nicht antun, aber ich konnte ihn auch nicht mehr leiden sehen.
Ich steckte das Messer wieder in den Messerblock, mein Magen verkrampfte sich und ich dachte daran das ich nun freitags immer ihm gehören würde, ohne freie Zeit, ohne ein vernünftiges Leben, und tief in meinem Inneren wusste ich das jeder Tag zu einem Freitag werden konnte.

Autor:

Jenny Paschke aus Duisburg

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