Was pflegende Angehörige tatsächlich leisten
„Wenn Hilfe wirklich Not tut“

Herbert Müller (Name geändert) pflegte seine Lebensgefährtin, die acht Jahre im Wachkoma lag. Dabei halfen ihm die Pflegekurse und Gesprächskreise des Helios Klinikums Duisburg, die jedem pflegenden Angehörigen kostenlos zur Verfügung stehen. Dankbar ist er vor allem Pflegetrainerin Sandra Gutzeit).
Foto: Helios
  • Herbert Müller (Name geändert) pflegte seine Lebensgefährtin, die acht Jahre im Wachkoma lag. Dabei halfen ihm die Pflegekurse und Gesprächskreise des Helios Klinikums Duisburg, die jedem pflegenden Angehörigen kostenlos zur Verfügung stehen. Dankbar ist er vor allem Pflegetrainerin Sandra Gutzeit).
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Sandra Gutzeit ist Pflegetrainerin am Helios Klinikum Duisburg und begleitet Angehörige von Pflegebedürftigen in allen Lebenslagen. Manchmal entstehen daraus auch Freundschaften, so wie mit Herbert Müller (Name geändert!), der sich acht Jahre um seine schwerkranke Frau kümmerte.

Der enge Austausch mit dem Pflegetrainerteam vom Helios Klinikum Duisburg hat ihm dabei sehr geholfen. Deshalb will er gemeinsam mit Sandra Gutzeit derzeitigen und auch künftigen pflegenden Angehörigen Mut machen und sie wissen lassen, dass sie nicht alleine sind.

Nachdem Herbert Müller seine Partnerin bewusstlos am Boden vorfand und sie reanimiert werden musste, war schnell klar, dass sie nicht mehr aufwachen würde. Die Ursache konnte nicht herausgefunden werden, für ihn kam das Ganze plötzlich und unerwartet. Zunächst auf der Intensivstation, später in einer Intensiv-Wohngemeinschaft, lag sie für insgesamt 8 Jahre im Wachkoma. In dem Entschluss, seine Partnerin nicht alleine lassen zu wollen und voller Tatendrang, krempelte Herbert Müller die Ärmel hoch und wollte sie selbst zu Hause versorgen.

Dankbar für
Tricks und Rat

Doch was es wirklich bedeutet, eine Wachkomapatientin rund um die Uhr alleine zu versorgen, kann man sich als Außenstehender nicht vorstellen. Und bis der 78-Jährige realisiert, dass er dazu nicht in der Lage ist, muss erst noch Zeit vergehen.

Müller und auch viele weitere Angehörige, die plötzlich vor dieser neuen Situation stehen, werden oftmals zu früh mit zu vielen vermeintlich unterschiedlichen Informationen überfordert. „Da ist man noch gar nicht in der Lage, das alles aufzunehmen“, so Gutzeit. Sie bot ihm Hilfe in Form von kostenlosen Beratungen, Pflegekursen und Gesprächskreisen an. Mit der Zeit wächst das Vertrauen zwischen dem Angehörigen und der Pflegetrainerin an der Helios St. Johannes Klinik in Hamborn, so dass die gelernte Kinderkrankenschwester ihm aufzeigen konnte, dass seine Partnerin nur in einer betreuten Wohngemeinschaft gut aufgehoben sein würde. Dort wird sie von professionellen Fachkräften 24 Stunden überwacht und gepflegt. Er besucht seine Partnerin jeden zweiten Tag, um ihr Gesellschaft zu leisten und sie zu versorgen.

Er ist sehr dankbar für die Tricks und Kniffe, die er während der Pflegekurse gelernt hat. Neben pflegefachlichem Wissen, wie Handgriffe bei der Mobilisierung und Positionierung, Handgriffe beim Anreichen von Essen, Trinken und Medikamenten oder auch Handgriffe bei der Körperpflege und dem An- und Auskleiden, werden einem auch Grundlagen der Pflegeversicherung vermittelt.

Angehörige
stützen sich

„Die kostenlosen Beratungen, Trainings, Schulungen und Gesprächskreise helfen den Menschen, die gerade ihren Halt verloren haben und die eine Stütze brauchen – emotional oder mithilfe von praktischen Übungen zur Pflege.

Durch den Gesprächskreis wusste die Pflegetrainerin, dass Herbert Müller ganz alleine ist. Der enge Kontakt entwickelte sich schnell zu einer noch engeren Freundschaft, die die beiden nun seit über neun Jahren verbindet

„Unser Arbeitsauftrag als Pflegetrainer ist ganz klar. Wir sehen dich und bedanken uns bei dir. Die Bürde, die man als pflegender Angehöriger hat, ist immens groß. Wir lassen keinen damit alleine. Das Schönste ist für mich, wenn sich die Angehörigen gegenseitig stützen und in Kontakt bleiben“, sagt Sandra Gutzeit. Dem stimmt Herbert Müller nur zu: „Man bekommt die Hilfe, die man sucht“.

HINTERGRUND

> Jedem pflegenden Angehörigen und ehrenamtlich Pflegetätigen stehen kostenlose Pflegekurse zu: „Die Pflegekassen haben für Angehörige und sonstige an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit interessierte Personen unentgeltlich Schulungskurse durchzuführen, um soziales Engagement im Bereich der Pflege zu fördern und zu stärken.

> Das Helios Klinikum Duisburg bietet regelmäßig kostenlose Pflegekurse an. Angeboten werden Pflegegrundkurse, spezielle Demenzkurse und verschiedene Gesprächskreise wie. „Kraft tanken“ und „Mach mal Pause“. Anmeldungen unter (0203) 546 41722.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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