Tanzen, bis der Arzt kommt

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Deutschlands größte HipHop Meisterschaft in Rheinhausen hat die Sporthalle an der Krefelder Straße zum Beben gebracht.
1800 Tänzer aus ganz Deutschlands sind hier angetreten, um für Ranglistenpunkte oder Pokale zu zeigen, was sie draufhaben. Mit dem, was man vom normalen Turnhallenbetrieb so kennt, hatte diese Meisterschaft nicht zu tun

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Auf den ersten Blick offenbart sich eher das heillose Chaos: Hunderte von Tänzern und Zuschauen knäueln sich hierzusammen, auf jedem freien Quadratzentimeter wird getanzt, sich aufgewärmt, für die nächste Challenge noch mal die Choreografie durchgegangen.
In der Halle werden im Minutentakt jeweils 3 Gruppen gleichzeitig aufs Parkett bestellt. Ein Beamer zeigt an, welche Startnummern an der Reihe sind, dann strömen manchmal 50 Tänzer gleichzeitig ins Rampenlicht um vor Punktrichtern und den Fans zu glänzen. Die Musik kommt von einem Live-DJ, der die Akteure mit seinem Megasound nochmal richtig aufputscht. Die insgesamt 15 Juroren müssen wirklich die Augen aufhalten, um in dem Gewusel die richtigen Entscheidungen zu treffen. Musik zu Ende, die nächsten 3 Gruppen an den Tanzstart und weiter geht’s. Ein Wunder, dass sich bei der Tänzerdichte und den kraftvollen Moves niemand verletzt. Die Sanitäter haben kaum was zu tun: „ Bisher haben wir nur ein Kühlpack herausgegeben“, versichern sie.

1800 Tänzer - und alle sind cool.
1800 Tänzer, alle hochmotiviert und durchtrainiert werden hier in 2 Tagen durch die Wettbewerbe geschleust und eines haben sie gemeinsam: Alle sind cool, sie tragen meist schwarz-weiße Klamotten. Caps, Sporttrikots, Jeans, Jogginghosen, die Mädels oft mit Battle-Makeup, die Jungs mit scharfen Frisuren. Was auch auffällt, dicke Tänzer sieht man hier kaum, denn HipHop frisst Kalorien. Festivalleiter Thomas Püttmann-Lentz (52 J.) lobt die Vorzüge des HipHop besonders für Kinder und Jugendliche.

„Die Koordination wird gefordert, die Kondition, die Beweglichkeit und die Kreativität. Meiner Meinung nach gibt es kaum eine kreativere Sportart für Kinder“, sagt er. Püttmann-Lentz betreibt eine Traditionstanzschule in Essen, war selbst drei Mal Weltmeister in Standard- und lateinamerikanischen Tänzen und hat miterlebt, wie der Trend im Laufe der Jahre immer mehr hin, zu modernen Tänzen ging. „Besonders, seitdem die ganzen Musikvideos auf den Markt gekommen sind, wollen viele so tanzen können, wie ihre Stars“, weiß er.
So geht es auch Tamina (7 Jahre) aus Bremerhaven. Sie tanzt erst seit Februar im HipHop-Bereich, hat aber in Rheinhausen den ersten Platz bei den "Mini Kids-Girls" gemacht. „Mir macht das Spaß, weil man beim Hip Hop so viele Sachen machen kann“, erzählt sie und lässt ihre Zöpfe lustig wippen. Coole Klamotten trägt sie: Cappy, ein Motocross-Trikot und neongrüne Sportschuhe. „Ich ziehe mich aber sonst immer gerne wie ein Mädchen an“, gesteht sie, „und ich lese auch Prinzessin Lilifee“.

Mit Gipsfuß dabei

Ein paar Meter weiter versucht der 14jährige Janik aus Edelstetten trotz seines Gipsbeins am Rande mitzutanzen. „Ich habe mir bei einer Akrobatiknummer den Mittelfuß gebrochen und konnte schon vor kurzem bei der Weltmeisterschaft nicht mitmachen. Hier in Rheinhausen wollte ich in sieben Kategorien tanzen. Hat leider nicht geklappt, aber ich bin heute trotz meines Bruchs angereist, um meine Teamkollegen zu unterstützten.“
Das tut er auch und er kann während der ganzen Zeit keine Minute stillhalten, Ein Tänzer mit Leib und Seele, so wie eigentlich alle, die man hier beobachtet.

Alvin ist 15, hat philippinische Wurzeln und früher Fußball gespielt. In der 8. Klasse ist er über eine Tanz AG auf den Geschmack gekommen und hat sich eine Tanzschule gesucht, um HipHopper zu werden. Und er hat Talent: „Ich tanze am liebsten im Rawingstyle, das sind eher wellenförmige Bewegungen.“ Na, sieht auf jeden Fall beeindruckend aus. Viele mögen aber auch die Roboterpantomime, a la Michael Jackson, die man hier in Rheinhausen unter "Eletric Boogie" einordnet. Wieder was gelernt.
HipHop ist vielfältig, leidenschaftlich und offenbar für jede Altersklasse interessant. Die jüngsten Tänzer sind hier 5 Jahre alt, die älteste Tänzerin hat mit 75 Jahren noch beim Festival mitgemischt.

Info:
Das größte HipHop Festival Deutschlands ist eine Veranstaltung des TAF Germany e.V., das ist ein deutscher Tanzverband. Mitglied können alle Tanzschulen, Vereine, Clubs, sowie selbst organisierte Tänzer und Tanzgruppen werden.
Wer sich für die Wettkampf-Ergebnisse des Festivals interessiert, für die Tanzschulen und Veranstaltungen, findet viele Fotos, Informationen und Videos unter der Internetadresse: www.taf-germany.de

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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