Duisburg: Training im Fitness-Studio in Pandemie-Zeiten – ein Selbstversuch
Weg mit dem Corona-Speck!

Sicherheit geht vor: Um den Fitness-Restart zu gewährleisten, wurden die Hälfte aller Gerätestationen geschlossen, die Hygienemaßnahmen erhöht und weitere Vorgaben umgesetzt. | Foto: Andrea Becker
  • Sicherheit geht vor: Um den Fitness-Restart zu gewährleisten, wurden die Hälfte aller Gerätestationen geschlossen, die Hygienemaßnahmen erhöht und weitere Vorgaben umgesetzt.
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Seit zwölf Tagen haben die Fitness-Studios wieder die Erlaubnis, unter Beachtung der vorgeschriebenen Hygieneregeln zu öffnen. Doch wie sieht das Training unter Einhaltung der Vorschriften aus? Der WA hat im Rahmen eines Selbstversuchs den Fitness-Restart getestet.

Zwölf Uhr mittags, anstatt einen Abstecher mit Mundschutz in die Stadt zu machen, gehe ich pflichtgemäß mit Maske in mein Fitness-Studio im Averdunk-Center. Vor Corona war um diese Uhrzeit in den Räumlichkeiten "High Noon", sprich: Die Bude war gut besucht! Nun, in der Krise, hat sich nicht nur das Körpergewicht, sondern auch das Training geändert.
Im Eingangsbereich steht ein Schild mit den entsprechenden Hygieneregeln, die vorschreiben, sowohl zu den Mittrainierenden als auch den Mitarbeitern eineinhalb Meter Abstand zu halten. "Ist ja mittlerweile gang und gäbe", denke ich. Und weiter: "Du brauchst während des Trainings keine Maske oder Handschuhe zu tragen!" Also, keine Masken- und Handschuhpflicht beim Training, aber beim Check in und out, Daumen hoch! "Bitte desinfiziere nach jedem Gebrauch Dein Trainingsgerät. Das Training ist nur mit Handtuch möglich." "Hab ich vorher schon gemacht, ist auch keine weitere Einschränkung", meiner Meinung nach. "Die Umkleiden dienen ausschließlich zur Aufbewahrung von Wertsachen, komme bitte schon fertig umgezogen." "Ok, das ist jetzt nicht so mein Ding, aber in Corona-Zeiten leider unumgänglich", finde ich. "Einen Ausschank von Shakes und Getränken wird es vorerst nicht geben, bringe bitte Deine eigenen Getränke mit." Auch verständlich, allein schon wegen der Tröpfchenübertragung durch die Wasserflasche. Alles kein Hexenwerk, also, hinein ins Vergnügen, meine Sporteinheit kann beginnen.
Die Mädels halten in der Umkleide brav Abstand, schnell noch die Sachen verschließen und auf geht's. Die Corona-Realität im Studio sieht dann jedoch anders aus: Anstelle der einst 240 Sportstationen, steht den Mitgliedern nur noch die Hälfte zur Verfügung. Jedes zweite Gerät ist mit Klebeband versiegelt, damit der Abstand gewährleistet ist. Statt lauter Mucke und Videos im TV, gibt es Musik in gedämpfter Lautstärke. Statt "High Noon" eher "Low Noon".

Statt "High Noon" eher "Low Noon"

Ich wähle mein Rad aus, desinfiziere es mit den bereitgestellten Mitteln, lege das Handtuch auf den Sattel und beginne zu strampeln. Meine Blicke nach links und rechts zu den Mitstreitern zeigen: Alle beherzigen die Hygieneregeln, es wird vorschriftsmäßig desinfiziert, mit Handtuch trainiert und Abstand gehalten.
Zu meiner Überraschung befinden sich Schülerinnen, Studenten und vor allem die Risikogruppe Nummer eins, die Senioren, auf der Trainingsfläche.
25 Minuten auf dem Fahrrad als "Restart" müssen fürs Erste reichen. Nach dem Spaß kommt jedoch die Pflicht: Auf dem Weg zur Umkleide spreche ich mit dem einen oder anderen Mitglied, um Meinungen einzufangen. Ein Senior erklärt mir, "er sei froh, dass endlich wieder das Studio geöffnet sei, da ihm der Kontakt gefehlt hätte." So wie ihm ging es wohl vielen, hat man den Eindruck. Das Personal bestätigt dies: "Die Älteren, die eigentlich Angst haben sollten, kommen alle." Eine Frau mittleren Alters sieht in ihrem Besuch vor Ort "ein hohes Infektionsrisiko", weil die Luft steht und bei geschlossenen Fenstern diese nicht zirkulieren kann, damit blieben die Partikel, ihrer Meinung nach, in der Luft. "Ich komme, absolviere mein Training und bin dann aber wieder weg. Ich bin zwar ängstlich, möchte aber unbedingt wieder Sport treiben."
Eine 18-Jährige entgegnet auf meine Frage, ob sie sich hier sicher fühle: "Man kann sich momentan nirgendwo sicher fühlen, aber hier im Studio wird alles getan, um die Hygienevorschriften einzuhalten. Wenn ich Angst hätte, dürfte ich auch nicht einkaufen gehen oder Bus und Bahn benutzen." Dieser Meinung ist auch ihr Vater, der ebenfalls wieder regelmäßig trainiert.
Zufrieden über das Verhalten der Sporttreibenden sind auch die Mitarbeiter, die fast allen gute Noten ausstellen: "Die Leute sind sensibilisiert und halten sich an die Regeln, das hatten wir so gar nicht erwartet. Die Akzeptanz für die Auflagen ist groß. Wir haben einen enormen Verbrauch an Papier und Desinfektionsmitteln."
Mein Fazit: Ich war über die plötzliche und schnelle Lockerung nach einer zweimonatigen Zwangspause im Fitnessbereich überrascht und hatte erst Ende des Monats mit einem Restart gerechnet. In der Kürze der Zeit hat der Betreiber alle möglichen Vorgaben und Hygienemaßnahmen getroffen, um ein Training zu ermöglichen. Und ansonsten gilt, wie in normalen Zeiten auch: Garantien gibt Dir keiner!

Autor:

Andrea Becker aus Essen-Borbeck

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