Gemüsebeete für die Völkerverständigung

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Der Heimatgarten Rheinhausen verbindet nicht nur Nachbarn verschiedenster Nationalitäten, sondern wurde jetzt auch mit dem Preis der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet. Übersetzt heißt das: Natur und biologische Vielfalt werden vorbildlich genutzt, um soziale Zusammenhalte zu stärken

Schauplatz ist die 6.000 Quadratmeter große Grünfläche hinter den Mehrfamilienhäusern auf der Franz-Schubert-Straße in Rheinhausen. 320 Flüchtlinge leben hier, meist in Familien in 60 Wohnungen. 2015 wurden diese Wohnungen zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms von dem städtischen Immobilienunternehmen Gebag zur Verfügung gestellt. Ein Jahr später startete das Heimatgarten-Projekt auf dem Gelände.

Inzwischen hat sich dort einiges getan. Über 40 großzügige Hochbeete findet man dort, und alle werden gerne von den Hobbygärtnern genutzt. Männer, Frauen, Kinder mit oder ohne Zuwanderungsgeschichte, Alt-und Neuanwohner buddeln Seite an Seite und unterhalten sich dabei oft mit Händen und Füßen. Der Garten verbindet die Menschen, ist Sprachschule und Treffpunkt zugleich.

Zur Preisverleihung ist deshalb auch richtig was los: Kinder, Nachbarn und Mitarbeiter der Gebag, die sich um das Kindercafé und das Gartenprojekt kümmern, haben sich versammelt. Sie freuen sich über den Besuch von Oberbürgermeister Sören Link, der kurz nach seiner Wiederwahl mit der Sonne um die Wette strahlt. „Ich habe immer noch Probleme, das Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen“, flachst er und nimmt gerne die vielen Glückwünsche zwischen den Hochbeeten entgegen. Die siebenjährige Katarina hat das wohl missverstanden: “Hä, hast du heute etwa Geburtstag?“, fragt sie den OB. „Nö“, erwidert der, „aber ich fühle mich so.“ Vor der Preisübergabe fachsimpelen die Kinder dann mit ihm über ihre Pflanzprojekte und erklären ihm haarklein, wie Gärtnern funktioniert. Er genießt es sichtbar, bevor er zum offiziellen Teil übergeht.

In seiner kleinen Ansprache lobt Link den Heimatgarten Rheinhausen als ein Projekt, mit dem man viele Ziele erreichen könne. Zum Beispiel mit eigenen Händen Obst und Gemüse anzubauen, alles wachsen zu sehen und die Ernte einzufahren.


Gelebte Integration

"Vor allem lernt man den Nachbarn besser kennen“, so Link, „dabei ist es egal, ob er alt ist oder jung, Pole, Syrer oder Deutscher. Es ist toll zu sehen, was Kinder und Erwachsene unterschiedlichster Herkunft gemeinsam aufgebaut haben.“

So ist es wohl tatsächlich, sagt zumindest die elfjährige Jumana aus dem Irak. Sie spielt und gärtnert gerne im Heimatgarten mit vielen Freundinnen, egal, ob sie aus Afghanistan, Syrien oder Albanien kommen. Sprachbarrieren scheint es dabei keine zu geben: „Zusammen haben wir auch das Blumenbeet mit den gelben Blumen bepflanzt“, erklärt Leontina. Sie ist elf Jahre und mag eigentlich am liebsten lila Blumen. Die Mädchen verraten, dass sie am liebsten Tomaten und Erdbeeren aus den Hochbeeten naschen und manchmal auch gerne welche stibitzen. Da schmeckt es doch gleich doppelt so gut.

Doch nicht nur Blumen und Gemüse hat der Naturgarten zu bieten, sondern auch fünf Bienenvölker, die emsig für den Heimatgarten Pollen sammeln. Der Heimatgarten-Honig wird zugunsten des Kindercafés gleich um die Ecke verkauft. Betreut werden die Bienen von einem Mitarbeiter des Kreisimkervereins und des Bienenmuseums. Zur Verschönerung des Heimatgartens wurden auch schon Gartenzwerge gebastelt und Gehwegplatten mit verschiedenen Vogelarten bemalt, damit die Kinder die heimischen Vögel unterscheiden können.

Die Idee für den Heimatgarten stammt von Gebag-Mitarbeiterin Petra Valentin, die das Projekt leitet und sich natürlich ganz besonders über den Preis der Vereinten Nationen freut.

Mit im Boot sind auch die Gesellschaft für Beschäftigungsförderung (GfB) und die Jobbörse, die zwölf Zwei-Euro-Jobber ins Projekt geschickt haben. Diese Arbeiter haben beispielsweise die Hochbeete geplant und gezimmert und sind auch jetzt immer noch regelmäßig vor Ort, um das große Gelände zu pflegen und bei neuen Projekten handwerklich auszuhelfen. Damit erhöhen sich auch ihre Chancen, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.

Jetzt im Herbst sind die die Beete im Heimatgarten Rheinhausen fast alle abgeerntet, aber im kommenden Frühjahr werden die Bewohner für neues Leben sorgen. Überwiegend Tomaten, Zucchini, Erdbeeren, Kartoffeln werden gepflanzt, gepflegt und geerntet. Bernd Wortmeyer, der Geschäftsführer der Gebag, mag dieses Projekt sehr: "Ob mit oder ohne grünen Daumen - jeder darf sich hier mit eigenen Händen und Ideen einbringen“, sagt er und sieht darin eine Bereicherung für das nachbarschaftliche Miteinander im Quartier auf der Franz-Schubert-Straße.

Und weil das Projekt so gut ankommt, wurden auch in den Gebag-Standorten Citywohnpark, Biegerhof und Warbruckhof Heimatgärten eingerichtet. Fünf weitere sind noch geplant.

Fotos: Andrea Niegemann

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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