Heribert Hölz: "Geld sparen, Flüchtlingen Leid ersparen"

„Wie kann es sein, dass eine alte Frau von 50 Euro Rente leben muss?“ Der Laib Brot, den Heribert Hölz von der Caritas-Bosnienhilfe und die Ordensschwester hier überreichen, ist überlebensnotwendig. | Foto: Heribert Hölz
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  • „Wie kann es sein, dass eine alte Frau von 50 Euro Rente leben muss?“ Der Laib Brot, den Heribert Hölz von der Caritas-Bosnienhilfe und die Ordensschwester hier überreichen, ist überlebensnotwendig.
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Keine Schüsse, keine Gefahr für Leib und Leben. Dennoch ist der Alltag ein täglicher Kampf. Keine Arbeit, kein Geld, keine Perspektiven. Zu Tausenden flüchten Familien aus den Balkanländern, hoffen in Deutschland auf ein besseres Leben. Ohne Aussicht auf Erfolg. „Ihr habt keine Chance“, machte denn auch Heribert Hölz von der Caritas-Bosnienhilfe Familien in Gromiljak oder Slavonski Brod deutlich. „Bleibt hier, wir helfen euch!“

Das Thema bewegt Heribert Hölz, der sich seit über 23 Jahren mit zahlreichen Mitstreitern und unzähligen Spendern für Bedürftige in Bosnien, gleich welchen Glaubens, einsetzt. Das Land ist als sicherer Herkunftsstaat eingestuft, Asylanträge werden daher in der Regel abgelehnt. Dennoch machen sich die Menschen auf den Weg. Der 73-Jährige hat auf seiner letzten, nunmehr 83. Bosnien-Tour im Oktober mit Familien gesprochen, die ihr Land verlassen wollen. „Die klammern sich an jeden Strohhalm“.

Dass sie vielfach als „nur Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet werden, greife zu kurz. „Leben Sie mal so ohne jede Perspektive. Wenn Sie nichts haben, keine Aussicht darauf, dass sich etwas ändert, dann ist die Verlockung zu gehen groß.“
Da ist die Kleinbauern-Familie mit fünf Kindern. Obwohl die Beschreibung kaum zutrifft. Die Familie hat überhaupt keine Tiere, der Vater versucht, ab und an als Gelegenheitsarbeiter etwas zu verdienen. Staatliche Hilfe? Fehlanzeige. EU-Finanzhilfen? Hölz muss verzweifelt lachen. „Das kommt bei den Leuten nicht an.“

„Lasst uns doch den Menschen vor Ort helfen, damit sie erst gar nicht mehr abhauen müssen."

Dank des Schafprojektes konnte die Bosnienhilfe der Familie nun eine kleine Herde – fünf Schafe, einen Bock – zur Verfügung stellen. Der Züchter, von dem die Tiere gekauft wurden, spendete darüber hinaus noch für jedes Kind ein Lämmlein. Hilfe zur Selbsthilfe. „Da blieb keine Auge trocken. Vater, Mutter, Kinder haben geheult wie die Schlosshunde“. Nun kann sich die Familie selbst versorgen oder Erlöse aus der Nachzucht erzielen. Zudem nahm Hölz sie für ein Jahr ins Familienpatenschaften-Projekt der Bosnienhilfe auf. 25 Euro erhalten sie nun zwölf Mal. Auch die Familie mit zehn Kindern, die ohne Unterstützung der Bosnienhilfe noch heute in einer Garage hausen müsste, erhält auf diesem Wege finanzielle Hilfe.

„Lasst uns doch den Menschen vor Ort helfen, damit sie erst gar nicht mehr abhauen müssen. Das kostet zwar Geld. Aber noch mehr Geld kostet uns die Unterbringung während des Asylverfahrens.“ Heribert Hölz ist sich sicher: „Wenn man diesen Menschen mehr helfen würde, würde mit Sicherheit mancher davon abgehalten zu gehen.“

Das, so Hölz, spare letztlich nicht nur Geld, das erspare den Flüchtlingen auch das Leid, nach ihrer Rückkehr noch weniger vorzufinden als das Wenige, dass sie für ihre vergebliche Suche nach einem besseren Leben aufgegeben hatten.

„Wie kann es sein, dass eine alte Frau von 50 Euro Rente leben muss?“ Der Laib Brot, den Heribert Hölz von der Caritas-Bosnienhilfe und die Ordensschwester hier überreichen, ist überlebensnotwendig. | Foto: Heribert Hölz
Mittels einer kleinen Schafherde sollen sich Kleinbauernfamilien selbst versorgen können. | Foto: Heribert Hölz
Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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