„Wir haben die Not gesehen": Notfallpraxis für nicht krankenversicherte Menschen in Duisburg kommt

Im katholischen Sozialpastoralen Zentrum Petershof in Marxloh gab es wichtige Signale für die Gesamtstadt, die nicht krankenversicherten Zuwanderern und Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus Hoffnung machen. | Foto: Bistum Essen
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  • Im katholischen Sozialpastoralen Zentrum Petershof in Marxloh gab es wichtige Signale für die Gesamtstadt, die nicht krankenversicherten Zuwanderern und Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus Hoffnung machen.
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Licht am Ende des Tunnels. Besorgte Mienen, aber auch Anlass zu freudigen Blicken in die Zukunft. Im katholischen Sozialpastoralen Zentrum Petershof in Marxloh gab es wichtige Signale für die Gesamtstadt, die vielen nicht krankenversicherten Zuwanderern und Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus Hoffnung macht.

„Jeder Mensch hat ein Recht auf medizinische Behandlung“, sagte eingangs eines Pressegespräches im Petershof dessen Leiter, Prämonstratenser-Pater Oliver Potschien. Man hatte dort eine kleine monatliche Sprechstunde für medizinische Notfälle eingerichtet. Der Andrang ist jedoch inzwischen auf wöchentlich 80 bis 160 Patienten angewachsen, die mit Hilfe ehrenamtlich arbeitender Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen, Dolmetscher und weiterer Helfer versorgt wurden.

Die Zahl nicht krankenversicherter Menschen in Duisburg schätzt der engagierte Pater Oliver sogar auf rund 16.000. „Wir haben die Not der Menschen gesehen, um die sich niemand gekümmert hat, und haben im Rahmen unserer Möglichkeiten geholfen“, so Pater Oliver weiter. Doch dieser Einsatz ist an seine Grenzen geraten. Nun ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen, denn Anfang des Jahres übernehmen die Malteser die Notfallsprechstunde für Patienten ohne Krankenversicherung und richten eigens dafür eine Notfallpraxis an der Münzstraße in der Altstadt ein.

Man habe mit Nachdruck und großem Engagement immer wieder auf die prekäre Situation dieser Menschen hingewiesen und Lösungen angemahnt. Umso dankbarer ist Pater Oliver jetzt, dass nunmehr die Malteser Migranten Medizin mit ins Boot geholt werden konnte, um den Menschen kontinuierlich und verlässlich zu helfen.  

Die Praxis an der Münzstraße ist die bundesweit 17. Praxis der Malteser Migranten Medizin. In dieser Notfallpraxis finden Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus und Menschen ohne Krankenversicherung einen Arzt, der die Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung oder Verletzung übernimmt.

„Jeder Mensch hat ein Recht auf medizinische Behandlung“

„Wir reagieren mit dem Aufbau dieses neuen Malteser Migranten Medizin Standortes auch auf die Vielzahl an Zuwanderern in Duisburg, die immer wieder Probleme bei der medizinischen Versorgung im Regelsystem haben, weil sie oft nicht krankenversichert sind“, sagte Benjamin Schreiber, stellvertretender Diözesan-Geschäftsführer der Malteser im Bistum Essen.

Bereits im Frühjahr dieses haben die Malteser hierfür Gespräche mit dem Land und der Stadt Duisburg geführt. „Zunächst wollten wir mit einer zahnärztlichen Versorgung eine Lücke für die Menschen ohne Krankenversicherung schließen, haben dann aber schnell erkannt, dass die Not sehr groß ist und eröffnen die Malteser Migranten Medizin nun auch mit Allgemeinmedizinern und Kinderärzten, die allesamt ehrenamtlich arbeiten,“ teilte Schreiber weiter mit. „Einige Ärzte haben sich bereits bei uns gemeldet und ihre Bereitschaft zur Mithilfe erklärt“, freut sich der stellvertretende Diözesangeschäftsführer.

Dr. Anne Rauhut, die ärztliche Leiterin der vorbildlichen Initiative im Petershof, blickt mit Stolz auf den bisherigen intensiven ehrenamtlichen Einsatz ihrer Kolleginnen und Kollegen sowie Helferinnen und Helfer zurück. „Aus unserem christlichen Selbstverständnis heraus war und ist es uns eine Verpflichtung, zu helfen und zu heilen, wo Menschen in Not sind.“ Mit ihrer Arbeit hätten sie in den zurückliegenden zwei Jahren knapp 4.000 Patientinnen und Patienten in ihrer akuten Notlage helfen können. Zugleich sei es gelungen, auf die besondere Problematik von Menschen ohne Krankenversicherungsschutz auf Stadt-, Landes- und Bundesebenen hinzuweisen. Auch wenn sich für Duisburg jetzt eine Verbesserung der Situation abzeichnet, so Rauhut weiter, seien noch viele weitere Schritte notwendig, um eine verlässliche Gesundheitsversorgung der Menschen sicherzustellen.

Duisburgs Gesundheitsdezernent Dr. Ralf Krumpholz lobte zum einen die bisherige Notfallversorgung im Petershof und ist zum anderen dankbar für die künftige Malteser-Notfallpraxis an der Münzstraße, denn die Stadt habe nach seinen Worten nur begrenzte Hilfsmöglichkeiten bei der Versorgung der Patienten ohne Krankenversicherung. Wie gesagt: Licht am Ende des Tunnels.

Text: Reiner Terhorst

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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