Moped-Museum öffnet Sonntag wieder seine Pforten
„Die Zweirad-Verrückten sterben nicht aus“

Nach längerer Zwangspause kommt der Moped-Club Neumühl wieder in Fahrt. Nach der Zeit des Schraubens und Polierens öffnet das vereinseigene Moped-Museum auf der Waldteichstraße 93 im benachbarten Oberhausen-Holten am Sonntag, 20. März, wieder seine Pforten. Ralf Hebestadt, Paul Zihs, Peter Wedig und Andreas Eichler (v.l.) freuen sich riesig.  | Foto: Reiner Terhorst
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  • Nach längerer Zwangspause kommt der Moped-Club Neumühl wieder in Fahrt. Nach der Zeit des Schraubens und Polierens öffnet das vereinseigene Moped-Museum auf der Waldteichstraße 93 im benachbarten Oberhausen-Holten am Sonntag, 20. März, wieder seine Pforten. Ralf Hebestadt, Paul Zihs, Peter Wedig und Andreas Eichler (v.l.) freuen sich riesig.
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Ein spürbares Aufatmen und ein fröhliches „Endlich“ machen sich breit. „Jetzt können wir den Moped-Enthusiasten wieder zeigen, was sich hier getan hat“, sagt Peter Wedig, Vorsitzender des Moped-Clubs Neumühl, als er das breite Rolltor zum Neumühler Moped-Museum auf Oberhausener Gebiet hochzieht.

„Alles vorbereitet für Sonntag“, sagt er und strahlt mit den glänzenden Maschinen aus der Zeit des Deutschen Wirtschaftswunders um die Wette. Richtig feuchte Augen bekommt er vor der alten, restaurierten und auf Vordermann gebrachten Münch TTS. „Unser wertvollstes Stück“, Von den Schmuckstücken auf zwei Rädern gibt es jetzt aber wieder etliche zu bestaunen und zu begutachten.

Ein El-Dorado für
alle Zweirad-Freaks

Das letzte Mal lud das Museum zum monatlichen „Schnupper- und großes Staunen-Termin im September ein. Auch zuvor war das El-Dorado für Zweirad-Freaks aufgrund verschiedener Lockdowns nur sporadisch geöffnet. Umso mehr freuen sich mit den Initiatoren zahlreiche Interessierte auf den kommenden Sonntag, 20. März. Von 9.30 bis 14 Uhr ist unter den geltenden Corona-Regeln die Bahn frei für das „Fachsimpeln“ und Erinnerungen an die erste eigene Maschine.

„Die Verrückten sterben nicht aus.“ Peter Wedig lächelt im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger verschmitzt und ergänzt: „Wer einmal den blauen Zweitaktdunst eingeatmet hat, ist davon regelrecht in seinen Bann gezogen.“ Dann entwickelt sich nicht selten eine Leidenschaft, die viele nicht mehr los lässt. So war und ist es auch bei Wedig.

Museum feiert ein
"kleines Jubiläum"

Fünf Jahre ist nun schon her, also ein kleines Jubiläum, dass das Museum eingerichtet wurde. Waren in den Anfängen gut 100 Maschinen dort ausgestellt, so sind es inzwischen knapp 300. Der langjährige Vorsitzende des Moped-Clubs Neumühl, der zugleich auch Vorsitzender des Historischen Motorsport-Vereins Duisburg ist, hat mit engen Weggefährten etwas auf den Weg gebracht, was die Charakterisierung „einmalig“ mehr als verdient hat: ein Moped-Museum für Duisburg, Oberhausen und das Ruhrgebiet.

Schon früh hatte ihn die Leidenschaft gepackt, und daraus ist im Laufe der Jahre und Jahrzehnte etwas entstanden, das sich sehen lassen kann, und zwar im wahren Sinn des Wortes. In mehreren Garagen, Keller- und Nebenräumen seiner Schreinerei in Neumühl haben immer noch gut 100 historische Mopeds eine Heimat. Eine kleine Schrauber-Werkstatt gehört ebenfalls dazu.

„Nur“ gut 100 Zweitakter deshalb, weil die meisten Maschinen aus Vor- und Nachkriegszeiten inzwischen an der Waldteichstraße 93 in Oberhausen-Holten zuhause sind. Dort hatte die Schreinerei seinerzeit ein weiteres großes Gewerbeobjekt bezogen. „Und da gab es dann noch eine entsprechende Halle für unser Hobby“, so Peter Wedig, „und Holten grenzt ja direkt an Duisburg und ist ganz schnell zu erreichen.“

Eigenleistung mit
"Muskelhypothek"

In Holten ist ein richtiges Moped-Museum „unter Duisburger Regie“ entstanden: „Sie hätten sich die Halle mal im Ursprungszustand ansehen sollen“. In privater Eigenleistung und mit „Muskelhypothek“ ist da vor fünf Jahren etwas entstanden, das in der gesamten Region Vorzeigecharakter hat. Da ist etwa die alte Urania von 1934, die beim Betrachten suggeriert: „Wie wär's mit einem Ausritt?“. Oder die Kult-Mopeds von Kreidler, Zündapp, Puch oder Hercules.

„Mein erstes Moped bekam ich mit 16 Jahren, eine Hercules K 50 SE“, erzählt Peter Wedig. Als er 18 wurde, hat er sie verkauft, um was Neues zu haben. Keine zwei Jahre später hat der inzwischen über 60-Jährige, mit weiterhin jugendlichem Elan und ungebremster Euphorie ausgestattet, seinen „Erstling“ zurückgekauft, und dann ging es so richtig los.

Schnell hat er langjährige Weggefährten gewonnen, die dann auch bei der Idee des Moped-Museums mitzogen. „Viele von uns kennen sich schon seit über 35 Jahren, und haben unzählige Ausfahrten unternommen. Das schweißt zusammen.“, berichtet Wedigs Stellvertreter Frank Müller, wie groß die Familie der „Leidenschaftsgenossen“ ist, die Hobby und die Verrücktheit teilen.

Im Kindergarten
kennengelernt

„Im Kindergarten unserer Kinder haben wir uns kennengelernt. Mehr aus Zufall kamen wir über Mopeds ins Gespräch“, berichtet beim Wochen-Anzeiger-Besuch Ralf Hebestadt, den alle nur „Dr. Kreidler“ nennen. Das sagt eine Menge über seine „Schrauber-Qualitäten“ aus. Eine alte Maschine kann noch so schrottreif sein, er macht sie wieder straßentauglich.

Wenn sich am Sonntagmorgen das Moped-Museum endlich wieder öffnet, steht ein großes Sparschwein bereit. „Wir nehmen ja nie Eintritt. Diesmal bitten wir um Spenden für die Ukraine-Flüchtlinge“, so Wedig. Das soziale Engagement des Neumühler Moped-Clubs ist bekannt. Schulen, Kindergärten, Kirchen und im letzten Jahr die Betroffenen der Flutkatastrophe an der Ahr waren schon dankbare Empfänger.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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