Schwarze Werkzeuge. Patrick Hamilton im Museum DKM

Red and black Sun II, Blick in die Ausstellung "Schwarze Werkzeuge. Patrick Hamilton" im Museum DKM
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Unter dem Titel "Schwarze Werkzeuge" zeigt das Museum DKM Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen des chilenischen Künstlers Patrick Hamilton. Schöne Kunst mit Hintersinn.

Patrick Hamilton, 1974 in Belgien geboren und in Santiago de Chile aufgewachsen, befasst sich seit Anfang der 2000er Jahre mit der wirtschaftliche Entwicklung seiner Heimatstadt Santiago de Chile. Dort prallen die Gegensätze aufeinander. Da gibt es die Skyline von Santiago, das Bankenviertel, auch "Sanhattan" genannt, das die Reichen speist. Aber es gibt auch die illegale Wirtschaft, den Schwarzmarkt, der den Bewohnern am Existenzminimum ein Auskommen verschafft.

Schöne Kunst mit Hintersinn

Diesen Gegensatz zeigt Hamilton sehr gekonnt in seinen Arbeiten, die reduziert, minimalistisch in der Formensprache sind. Angezogen von der Ästhetik der Arbeiten, realisiert man erst auf den zweiten Blick, dass sie sehr wohl sozial-ökonomische Themen behandeln. Gerne verwendet er Werkzeuge und Gegenstände aus dem Handwerksbereich, die er farblich verfremdet und zu Collagen und Rauminstallationen, auch in Verbindung mit Fotografien und Videos, zusammenstellt.

Bereits der Titel "Schwarze Werkzeuge" zeigt eine doppelsinnige Interpretation. Einmal verweist er auf die bevorzugte Farbe der Arbeiten, andererseits werden auch Gedanken an Schwarzmarkt und Schwarzarbeit frei gesetzt. Diese illegalen und unsicheren Arbeitsverhältnisse zeigen 30 S/W Fotografien, auf denen Lastendreiräder abgebildet sind. In einem Zeitraum von drei Jahren hat Hamilton die Lieferdreiräder in den Straßen von Santiago fotografiert. Beladen mit Waren unterschiedlichster Art oder zum fahrbaren Kiosk ausstaffiert, sichern sie ihren Besitzern ein Existenzminimum.

Gegenüber steht dann tatsächlich ein schwarzes Lastendreirad, allerdings hat es auf seiner Ladefläche keine Waren sondern einen Bildschirm mit der Aufnahme der Skyline von "Sanhattan". Es steht vor einer Marmorwand, doch Achtung: die Marmorwand entpuppt sich als Tapete. Ein Hinweis in typischer Hamilton Art auf den Trend, Foyers und Hochhausfassaden gerne mit Marmor als Zeichen des Reichtums zu verkleiden.

Ästhetik mit Sozialkritik

Ein Hingucker ist die Rot- Schwarze Sonne aus Mauerkellen, die am Boden zwischen zwei Wandarbeiten liegt. Die Wandarbeiten haben eine grobkörnige Oberfläche und glatte, schmale Streifen. Auf den ersten Blick ist das Material nicht gleich erkennbar. Das Grobkörnige ist Sandpapier, schwarz eingefärbt. Hinweis auf eine im übertragenen Sinne raue Realität oder auch auf Kunst, die reibt, die an der Oberfläche kratzt.

Auch die wachsende Tourismuswirtschaft wird von Hamilton subtil hinterfragt. An der Wand ist eine Reihe Schweißerhelme montiert. In den Sehschlitzen sind Leuchtkästchen mit Traumlandschaften oder Sehnsuchtsorten zu sehen. Wer kann sich von denen, die diese Helme tragen, so einen Urlaub leisten? Gegenüber blickt man auf einen schwarzen Metallrahmen mit Zacken. Solche Zackenbänder sind typisch für Chile. Auf Mauerkanten aufgebracht, sichern Betuchte damit ihre Grundstücke und Villen vor Einbruch. Hier im Ausstellungsraum ist der Zackenzaun zu einem Rahmen geformt, der die leere Wandfläche begrenzt.

Eine sehenswerte Ausstellung, die in ihrer ästhetischen Qualität hervorragend in das Museum DKM passt.

Bereits 2008 war Patrick Hamilton mit der Installation "The City Projects - Santiago Dérive" in der damaligen Galerie DKM im Innenhafen Duisburg zu sehen. Die DKM-Gründer und Sammler Dirk Krämer und Klaus Maas haben Patrick Hamilton bei einem Besuch 2002 in Chile kennengelernt. Sie sahen damals Abschlussarbeiten von jungen, chilenischen Kunststudenten, deren Arbeiten so beeindruckend waren, dass auf Einladung bereits mehrere, chilenische Künstler im DKM ausgestellt haben.

Diese Ausstellung läuft bis 27.01.2019
Infos rund um einen Besuch / Ausstellungen im Museum DKM

Die Fotos entstanden bei Vorstellung der Ausstellung.

Museum DKM
Güntherstraße 13-15
47051 Duisburg
www.museum-dkm.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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