Eine Demonstration für mehr Menschlichkeit: Über 1.000 marschierten zum Rathaus, um für die Rückkehr von Bivsi zu kämpfen

Die „Steinbärte“ haben auf zahlreichen Plakaten und Transparenten ihren Wunsch nach einer Rückkehr von Bivsi zum Ausdruck gebracht. | Foto: Reiner Terhorst
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„Wir wollen ein deutliches Zeichen für mehr Menschlichkeit in einer zunehmend kalten und abgestumpften Gesellschaft setzen.“ Sarah Habibi, Schülersprecherin am Steinbart-Gymnasium, machte das Ziel einer „etwas anderen Montags-Demo“ deutlich. Man will erreichen, dass Bivsi Rana zurück nach Deutschland kann.

von Reiner Terhorst

Die Schülerin war Ende Mai aus dem Unterricht amDuisburger Sport-Gymnasium herausgeholt und mit ihrer Familie nach Nepal abgeschoben worden, von wo aus ihre Eltern vor über 20 Jahren nach Deutschland flüchteten. Zum Verhängnis wurde der Familie, dass sie bei der Einreise falsche Angaben machten. Aus Angst und Not, wie der Vater bei der späteren Richtigstellung sagte. Ein ähnlicher Fall in Niedersachen macht Mut. Dort konnte eine lange in Deutschland lebende und arbeitende Familie trotz anfänglich falscher Angaben nach Deutschland zurückkehren.

Zunächst „tröpfelten“ die Teilnehmer am Montagnachmittag zum Steinbart-Schulhof. „Wir haben 1000 Teilnehmer für die Bring-back-Bivsi-Demo angemeldet, aber ob die kommen?“, sagte Schulpflegschaftsvorsitzender Stephan Kube unserer Zeitung mit anfänglicher Skepsis. Nun, sie kamen: Schüler, Eltern Lehrer, letztere nicht im „Amt“, sondern als Privatpersonen, und zahlreiche Nicht-Steinbärte, die zum Teil aus anderen Städten angereist waren.

„Wir wollen eine friedliche Demonstration. Ich bitte daher alle anwesenden unterstützenden Parteien und Organisationen, keine Flugblätter zu verteilen und auf Parolen zu verzichten“, mahnte Mit-Organisator Felix Banaszek die Teilnehmer. Der ehemalige Steinbart-Schüler stieß bei den meisten auf Verständnis. Als einige handverlesene Abschiebungsbefürworter sich als solche outeten, wurden sie mit emotional aufgeladenen „Nazis raus“-Rufen konfrontiert. Dank der Ruhe und Umsicht der Organisatoren, beschwichtigender Teilnehmer und der Polizei bekam man die Situation aber schnell in den Griff.

„Mich freut es, dass auch viele ganz fremde Menschen uns unterstützen“, freute sich Sarah Habibi. Peter war auch mit von der Partie. Er hat ein Jahr als Entwicklungshelfer inKathmandu gearbeitet, also genau dort, wohin Bivsi angeschoben wurde. „Dort herrschen immer noch unmenschliche Zustände“, sagte er. Stefan Kauf (64) hat am Wochenende beim Folklorefest in Rheinhausen von der Demo erfahren und sich auf den Weg nach Duisburg gemacht. Der altgediente engagierte Gewerkschaftler ist immer dann gerne zur Stelle, wenn es darum geht, den Finger in die Wunde der Ungerechtigkeit zu legen. Für Christine Brücker war das Ungleichgewicht von formalem Recht und humanitärer Gerechtigkeit ein Grund zur Teilnahme.

Vom Steinbart-Schulhof an der Realschulstraße ging es über die Düsseldorfer Straße und Königstraße zum Rathaus, wo Oberbürgermeister Sören Link schon auf den „Marsch für Menschlichkeit“ wartete. Seine Worte kamen an: „Ich kann nicht versprechen, dass Bivsi zurückkommt, ich verspreche aber, dass wir alles tun werden, das möglich zu machen.“ Mittlerweile wurde auch Außenminister Gabriel um Hilfe gebeten.

Direkt nach der friedlichen Demo erhielt Bivsi in Nepal von ihren Klassenkameradinnen Bilder und Mitschnitte per Whats App. Ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk mit besten Wünsche für das neue Lebensjahr und eine baldige Rückkehr nach Deutschland, denn Bivisi Rana wurde am Sonntag 15 Jahre jung.

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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