Wer geht bei 112 ans Telefon? Grundschüler lernen, wie man einen Notruf absetzt

v.l.: Elisa-Katharina und Nora mit ihrer fertigen Bildergeschichte eines Notfalls.
FOTO UND COPYRIGHT: HANNES KIRCHNER 07-07-2017
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  • v.l.: Elisa-Katharina und Nora mit ihrer fertigen Bildergeschichte eines Notfalls.
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Was sagt man, nachdem man die 112 gewählt hat? Wie man einen Notruf absetzt, erläuterte ein Notarzt des St. Vinzenz Hospitals Dinslaken Schülerinnen und Schülern der ersten und zweiten Klassen der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Duisburg-Walsum im Rahmen einer kindgerechten Schulung.

Laura und Nils fahren auf der Straße Inliner. Meryem zieht sie mit ihrem Rad. Plötzlich kommt ein Auto und Laura wird verletzt. Nils will per Handy den Rettungsdienst alarmieren. Was muss er sagen? Mit dieser kindgerechten Geschichte steigt Sebastian Bolten, ärztlicher Leiter der Notaufnahme am St. Vinzenz Hospital Dinslaken, in die Schulung der Klasse 1 a ein.

Zurück zur verletzten Laura. Seine „Mutter rufen“ würde einer der Schüler, ein anderer ein Krankenhaus verständigen. „Wenn ich selber Arzt wäre, würde ich helfen“, so die pfiffige Antwort eines Schülers. „Dem Verletzten helfen, aufzustehen“ würde wiederum jemand anders. Der Notarzt sagt: „Ihr geht zum Verletzten, beruhigt ihn und sagt ihm, dass ihr Hilfe verständigt oder holt.“ Dass man die Nummer 112 wählen muss, wissen zu Beginn nur drei Kinder. Am Ende wissen es alle.

"Es geht eine Telefonzentrale dran"

Wer aber geht ans Telefon, wenn man die 112 anruft? Nicht etwa „ein Krankenhaus“ und auch nicht einer, „der das Telefon grad’ hat“, wie einige Kiddies vermuten. Der junge Mediziner, der als Notarzt für die Städte Dinslaken, Voerde und Hünxe im Einsatz ist, verrät es den gespannt lauschenden Kindern: „Dran geht eine Telefonzentrale. Egal in welcher Stadt man ist, man spricht immer mit der Kreisleitstelle. Das ist eine Organisation der Feuerwehr, und die helfen einem weiter.“

Man müsse erzählen, warum man anruft, wie viele verletzt sind und wo man sich befindet, lernen die Kinder. „Und wenn man den Straßennamen nicht kennt, kann man nach einem markanten Punkt, einer Kirche oder einem Geschäft in der Nähe Ausschau halten“, so Bolten zu den Kindern. Oder aber: „Auf der Karte auf seinem Handy nachgucken,“ wie eine Erstklässlerin bemerkt. Ganz wichtig ist: „Zum Verletzten gehen, ihn beruhigen und sagen, dass man Hilfe verständigt hat,“ so Sebastian Bolten.

Die Kinder können das Gelernte üben

Nach einer wahren Geschichte um einen Jungen, der eine Medaille bekam, weil er den Rettungsdienst verständigte und damit seine Oma rettete, können die Kinder das Gelernte üben. Sebastian Bolten hat eine Bildergeschichte mitgebracht und die Kinder sollen die Zeichnungen in richtiger Reihenfolge anordnen: Natürlich fällt der Junge, der seinen Drachen vom Baum holen will, nicht erst herunter und ruft den Notdienst, um anschließend wieder auf den Baum zu klettern.

Annabelle war schon einmal dabei, als ein Krankenwagen verständigt werden musste. „Als meine Oma ohnmächtig geworden ist“, erzählt die Siebenjährige. Durch ihre ältere Schwester weiß sie, was in einem Notfall zu tun ist: „Man tut den Arm und ein Bein des Menschen hoch, guckt ob er atmet und ruft 112 an. Da sagt man, wo man wohnt und was derjenige hat.“ Amal besitzt schon ein eigenes Handy: „Ich kann damit aber nur die Notrufnummer anrufen“, sagt sie. Fiona hat auch ein Mobiltelefon. „Manche Sachen wusste ich, andere, wie das mit der 112, nicht“, sagt die Erstklässlerin. „Die meisten Schüler bekommen im Laufe der Grundschulzeit ein eigenes Handy“, erzählt Klassenlehrerin Ulrike Schafeld, die das Projekt sehr begrüßt.

Olivera Drenic vom Vorstand des Fördervereins der Städtischen GGS:
„Wir haben die ersten und zweiten Klassen ins Boot geholt, weil wir denken, dass man nicht früh genug beginnen kann, die Angst und Scheu davor zu nehmen, wie man sich bei einem Notfall verhält.“ Notarzt Sebastian Bolten, der das Konzept für die Schulung erarbeitet hat, sagt: „Auch Kinder können erste Hilfe leisten.“

Info:

Die Fortbildungsmaßnahme an der GGS Duisburg-Walsum, an der insgesamt acht Klassen mit 200 Schülern teilnahmen, entstand auf Initiative des Fördervereins der Grundschule und wurde von Kooperationspartnern am St. Vinzenz-Hospital durchgeführt. Die Jahrgänge der dritten und vierten Klassen waren zu lebensrettenden Maßnahmen sowie der Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult worden. Das Projekt soll an der GGS fortgeführt werden.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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