Stricken mit Herz: Kleine, feine Handarbeiten für Frühchen und Sternenkinder

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Für die winzigen Frühgeborenen aber auch Babys, die vor oder kurz nach der Geburt sterben - die so genannten Sternenkinder, gibt es kaum passende Anziehsachen. Susanne Prüfert (59) aus dem Dellviertel hat deshalb dazu aufgerufen, für diese Kinder zu stricken. Treffpunkt ist immer im Wollladen auf der Grabenstraße in Neudorf.

Überwiegend kommen Menschen, die sich sowieso regelmäßig zu Handarbeitsrunden verabreden, um sich gemeinsam über schöne Wolle, die besten Anleitungen oder das Leben austauschen. Jeder bringt sein Handarbeitszeug mit und außerdem noch süße und deftige Leckereien. Susanne Prüfert hat schon als Jugendliche gern und viel gestrickt und inzwischen einen Raum in ihrer Wohnung nur für ihr Hobby eingerichtet. Dort trifft sie sich wöchentlich mit bis zu vier Freundinnen zum Stricken und Klönen: „Ich finde das sehr gesellig und gehe regelmäßig auch zu anderen Handarbeitstreffs“, sagt sie. „Wenn ich mal allein stricke, kann ich entspannt meinen Gedanken nachhängen. Während der schweren Krankheit meines Mannes und auch nach seinem Tod, war das Stricken sogar eine echte Therapie für mich.“ Schon 2016 war sie federführend bei einer karitativen Aktion, bei der Kleidung für die „Duisburger Tafeln“ gestrickt wurde.

In einem Gespräch mit einer Hebamme kam Susanne Prüfert die Idee, für die ganz kleinen Babys Mützchen, Söckchen und Mini-Schlafsäcke zu stricken. Dazu hatte sie erfolgreich mehrere Firmen um hochwertige Wollspenden gebeten. Beim „Anstricken“ für die Aktion versammeln sich im Woll-Laden nach und nach über 30 Menschen, die gerne mithelfen wollen.

Unter den ersten Teilnehmern der karitativen Strickrunde, macht sich der 53-jährige Achim van Loosen an die Arbeit: “Ich habe mir die Anleitung für einen kleinen Frühchen-Schlafsack aus gefärbter Schurwolle herausgesucht“, erklärt er und hantiert geschickt mit ziemlich edlen Stricknadeln aus seinem gut sortierten Equipment-Täschchen. „Ich habe schon mit seiner Mutter und mit den Mädels in der Schule gern gestrickt, und seit einigen Jahren treffe ich mich regelmäßig mit Gleichgesinnten. Mir macht das einfach Spaß“. Unzählige Gardinchen, Socken, Tischdecken, Tücher und eine Babydecke hat er im Laufe der Jahre Masche für Masche gefertigt. Jetzt findet er es schön, bei der Aktion für die Winzlinge mitzumachen.

Monika Thyes ist 64 Jahre alt und kommt schon mit zehn vollendeten Babysachen in den Wollladen. Hier strickt sie in der eifrigen Runde fleißig weiter. „1973 habe ich mein Kind im siebten Monat verloren“, erzählt sie, „meine kleine Tochter Bianca-Maria ist nur wenige Minuten nach der Geburt gestorben. Ich habe sie nur kurz gesehen und weiß bis heute nicht, was anschließend mit ihr gemacht wurde.“ Heute, 44 Jahre später, hat Monika Thyes eine gesunde, erwachsene Tochter und strickt winzige Kleidung für die Sternenkinder anderer Eltern.

Das Thema ist so emotional, dass immer mal wieder Tränen im Woll-Lädchen fließen. Allein der Anblick der wunderschönen fertigen Kleidungsstücke geht sehr ans Herz: Mini-Mützen für neugeborene Babys, kleinere Mützen für Frühchen und unfassbar winzige Mützchen für die Sternenkinder, die keine Überlebenschance hatten. Sie werden häufig nur mit einer Windel beerdigt. In der karitativen Strickgruppe entstehen daher kleine bunte Wickeldecken mit Schleifchen und liebevoll handgearbeiteten Wollblümchen.

„Ein Blümchen wird zusammen mit dem Kind bestattet“, erklärt die engagierte Ladeninhaberin Gabriele Rotert (52), „das andere Blümchen bekommen die Eltern, zur Erinnerung an ihr Kind.“

Infos:

Die emotionale und wunderbare Aktion wird noch bis Ende August weiterlaufen. Dann werden hoffentlich sehr viele Babysachen an die Hebammen und auch die städtischen Kliniken übergeben. Natürlich sind alle strickfreudigen Menschen dazu eingeladen, die Initiative zu unterstützen.

Wer sich anschließen möchte, kann sich an Susanne Prüfert wenden: Telefon 0203/663504.

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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