"Wir kommen nicht in Schwarz": Die Zeit, die bleibt mit Leben und Freude füllen

Von links: Franz Beuels, Ute Glados, Gesa Branding, Gerd F. Wengeler und Marion Winnands (vorne) vom Verein Hospiz Bethesda. Foto: Križnik
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Die Zeit, die Todkranken bleibt, gut zu gestalten und mit Leben und Freude zu füllen, ist das Herzensanliegen der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins Hospiz Bethesda. Seit 13 Jahren bietet der Verein kostenlose ambulante Begleitung und palliative Beratung von Schwerkranken und deren Angehörigen an.

Wenn jemand ein tolles Lied singt, bekommt er das Bundesverdienstkreuz verliehen und wird nach Berlin eingeladen. Der unbezahlbare Dienst, den Sterbebegleiter ihren Mitmenschen ehrenamtlich entgegen bringen, erfährt jedoch in der Öffentlichkeit immer noch nicht die Anerkennung, die ihm gebührt.
Was sich vielleicht nicht jeder vorstellen kann: Die Begleitung sterbenskranker Menschen hat nicht ausschließlich traurige Momente. „Wir haben auch ganz viel Freude bei der Arbeit’“, berichtet Ute Glados, eine der vier hauptamtlichen Koordinatoren beim Hochfelder Verein Hospiz Bethesda. „Wir kommen auch nicht in Schwarz. Generell machen wir eine Lebens- und keine Sterbebegleitung.“

Erfüllende Aufgabe

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ambulant tätig. Hospizkoordinator Franz Beuels: „Ambulant heißt, wir gehen zu den Menschen nach Hause. Die meisten möchten zuhause sterben, und das wollen wir auch unterstützen. Wir kommen aber auch in Altenheime oder ins Krankenhaus.“ Nach einem Erstkontakt und wenn die „Chemie“ zwischen dem Begleitenden und dem Patienten stimmt, werden feste Termine vereinbart, während der Angehörige entlastet werden kann.
Wenn es die gesundheitliche Verfassung der Patienten zulässt, unternehmen die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit den Betroffenen Dinge, die sich die Patienten wünschen. Dies können ein Einkaufsbummel sein, ein Eisessen oder vieles andere mehr. „Eine Ehrenamtlerin hat mit einem Patienten kurz vor seinem Tod den Weihnachtsmarkt besucht“, erinnert sich Ute Glados: „Sie waren gemeinsam Chinesisch essen und hatten ganz viel Freude.“ Es sei eine schwere Arbeit, die jedoch auch Spaß mache, so Glados.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hochfelder Hospizvereins erinnern sich mit einem dankbaren Lächeln an viele schöne Geschichten. Es sind auch diese, die ihre Arbeit so erfüllend machen: „Eine Patientin war zuhause eigentlich unterversorgt und wäre im stationären Hospiz besser aufgehoben gewesen“, erzählt die hauptamtliche Koordinatorin Marion Winnands. „Aber wegen ihres alten Katers sträubte sie sich. Dann haben wir es ermöglicht, dass ihr Kater mit ins Hospiz ziehen konnte.“ Gesa Branding, hauptamtliche Koordinatorin und Sozialpädagogin, erläutert: „Wenn jemand stirbt, hört unsere Arbeit nicht auf. Man wartet ein paar Tage und ruft an, um zu sehen, wie es den Angehörigen geht. Bei seelischer Not bieten wir auch Einzel-Gespräche für Trauernde an.“
Etwa 40 Ehrenamtler sind beim Verein Hospiz Bethesda tätig. „Wir haben seit Bestehen etwa 60, 70 Leute ausgebildet“, berichtet Gerd F. Wengeler, Vorstandsvorsitzender des im April 2003 gegründeten Vereins. Weitere ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden noch gesucht. Das Ehrenamt umfasst ein bis zwei Stunden in der Woche. Wer mehr tun möchte, kann dies sehr gerne tun.

Was sind die Voraussetzungen für das Ehrenamt, und wie werden Interessierte auf die Aufgabe vorbereitet? Ute Glados, gelernte Krankenschwester, erläutert: „Wir wollen Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen gewinnen, weil auch die Menschen, die wir begleiten, unterschiedlich sind.“ Ganz wichtig ist die Auswahl, vorab finden intensive Gespräche, unter anderem zur eigenen Motivation, statt. Vorqualifikationen sind nicht erforderlich. Der Kurs (Dauer: dreiviertel Jahr) umfasst etwa 120 Theoriestunden, ein Orientierungsseminar und ein knapp drei monatiges Praktikum, wobei dieses bei einem nicht schwerstkranken Patienten erfolgt.

Weitere Ehrenamtler gesucht

Manche Ehrenamtler möchten in den ersten Einsätzen oder dauerhaft im geschützten Rahmen einer Pflegeeinrichtung arbeiten. Ute Glados: „Das funktioniert gut, da wir Kooperationsverträge mit Einrichtungen haben. Wenn die Patienten ins Hospiz verlegt werden, gehen unsere Ehrenamtler auch mit.“
Der gelernte Sozialpädagoge und einer der hauptamtlichen Koordinatoren, Franz Beuels, wollte „etwas Sinnvolles“ in seinem Leben machen und ist über eine Anzeige an die Tätigkeit gekommen. Er erzählt: „Viele trauen sich das am Anfang nicht zu. Ich habe auch gedacht: Kannst du das überhaupt? Man wächst jedoch mit der Zeit und der Ausbildung rein.“ Die Begleitung Schwerstkranker sei auch ein Stück weit Selbsterfahrung, so Beuels. Die wichtigste Eigenschaft für das Ehrenamt sei, „dass derjenige zuhören und durch entsprechende Fragen in Erfahrung bringen kann, was der Sterbende mitteilen möchte.“

Wenn sie gefragt werde, warum sie ehrenamtlich Schwerkranke und Sterbende begleitet, entgegnet Ute Winnands: „Für mich gehört das Sterben genauso zum Leben wie das Leben selbst." Wenn man dazu beitragen könne, "dass jemand gut von uns gehen kann, kann das unglaublich schön und erfüllend sein." Denn: „Es ist nicht nur eine Zeit, in der wir sterben, sondern auch eine Zeit, die noch gelebt werden will, und diese versuchen wir gut zu gestalten“, sagt sie. Gemäß dem Hospizgedanken: Wir können dem Leben nicht mehr Tage, aber den Tagen mehr Leben geben.

Infos:

Der von den Krankenkassen geförderte Dienst ist kostenlos. Die Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht. Weitere Infos montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr in der Geschäftsstelle, Heerstraße 219, oder unter Tel. 0203/60082007. 24-Stunden Rufbereitschaft für Patienten: Tel. 0203/60081820.
Wer sich für die ehrenamtliche Mitarbeit im ambulanten Hospizdienst interessiert, ist zu einem Orientierungsseminar am Samstag, 3. September, eingeladen. Für weitere Informationen steht Gesa Branding unter Tel. 0203/60081750 und per mail g.branding@bethesda.de gerne zur Verfügung.

Von links: Franz Beuels, Ute Glados, Gesa Branding, Gerd F. Wengeler und Marion Winnands (vorne) vom Verein Hospiz Bethesda. Foto: Križnik
"Bevor ich sterbe, möchte ich ..." Mit dieser nachdenklich stimmenden Aktion machten die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. und der Verein Hospiz Bethesda e.V. am Welthospiztag 2015 auf ihre wichtige Arbeit aufmerksam. Archivfoto: Hannes Kirchner
Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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