Blind Date mit Henry hinterließ bleibende Eindrücke - Blinden- und Sehbehindertenverein Duisburg ermöglichte außergewöhnlichen Besuch

Dieter Holthaus, Projektleiter Blind Date beim Blinden- und Sehbehindertenverein Duisburg, und Reitverein-Vorsitzender Werner Albry (v.l.) stellen Henry, das 16-jährige Fellpony vor.
Fotos: Reiner Terhorst
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  • Dieter Holthaus, Projektleiter Blind Date beim Blinden- und Sehbehindertenverein Duisburg, und Reitverein-Vorsitzender Werner Albry (v.l.) stellen Henry, das 16-jährige Fellpony vor.
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„Meine Güte, wie weich das Fell ist, einfach unbeschreiblich.“ Elfriede Schütz aus Marxloh ist tief beeindruckt, als sie Henry streichelt. Für das 16-jährige Fellpony ist die Begegnung mit Menschen nichts Außergewöhnliches. Für die 62-jährige Marxloherin schon, denn es ist das erste Mal, dass sie hautnahen Kontakt zu einem Pferd hat.

Zehn Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins Duisburg statteten jetzt Henry und einigen seiner Artgenossen einen Besuch auf dem Gelände des Reit- und Fahrvereins Hubertus an der Oberen Sterkrader Straße in Neumühl ab. Sie waren begeistert. Vereinsvorsitzender Werner Albry und seine Helfer hatten sich bestens vorbereitet und boten ihren Gästen vielfältige, zum völlig neue Empfindungen und Erlebnisse.

Blind Date nennt Dieter Holthaus, zuständiger Projektleiter im Blindenverein, solche Aktionen. Bei einem Organisten war man schon, bei einem Bäcker mit „Live-Brotbacken“, und nun halt bei Henry. „Wir haben mit unseren Händen und Ohren viel gesehen“, sagt Corinna Kons. Die Meidericherin hat „ganz früher“ schon einmal Reiterferien für blinde und sehbehinderte Kinder mitgemacht, „aber das ist ja schon einige Ewigkeit her.“

Spannend und entspannend zugleich

Sie ertastet Henry und lächelt dabei: „Das ist total spannend, zugleich aber auch entspannend.“ Werner Albry hat zudem viele Informationen rund um das Tier auf Lager. Es ist still, wenn er erklärt und erläutert. Ab und zu kommt mal eine Zwischenfrage oder es ist ein lautes, staunendes „Oh“ zu hören. Die Mitglieder der Blindenvereinigung sind wissbegierige und aufmerksame Zuhörer.

Falk Ziems will etwas über das Futter wissen, das Henry und seine vierbeinigen Mitbewohner bekommen. Albry lacht laut: „Ja, dann kommt mal mit.“ Er hat einige Schalen aufgebaut, deren Inhalt die Besucher ertasten können. „Na“, sagt Albry, „was ist das wohl?“ Elfriede Schütz antwortet spontan: „Das fühlt dich an wie Kaffeebohnen, nur kleiner.“ Es sind Wirklichkeit Getreidekörner, ein Leckerbissen für Henry & Co. In weiteren kleinen silbernen Schälchen befinden sich Mais, Hafer, Kraftfutter und grüne Pellets , die später ins Wasser aufgeweicht und zu einem Brei verarbeitet werden.

Nachfrage war riesengroß

Aber auch sonst können die blinden und stark sehbehinderten Besucher einiges ertasten. Zum Beispiel Hufeisen oder alte Gartengeräte, Zeugnisse einer Zeit, als hier noch aktiv Landwirtschaft betrieben wurde, wie Albry berichtet. Dann geht es noch einmal zu Henry. Die kleine Joyce, die die Mitglieder des Blindenvereins als „Sehende“ begleitet, darf sogar ein Stück auf Henry reiten und erzählt lebhaft von dieser neuen Erfahrung, sitzt sie doch zum ersten Mal auf dem Rücken eines Pferdes, auf dem laut Sprichwort „alles Glück der Erde“ liegt. Und „glücklich“ waren alle Teilnehmer über diesen erlebnis- und ereignisreichen Tag.

„Die Nachfrage war und ist so groß, dass wir sicher nicht zum letzten Mal hier waren“, betont Dieter Holthaus, der im früheren Berufsleben Behindertenbeauftragter der Nachbarstadt Dinslaken war. Gemeinsam mit dem Neumühler Gilbert Kuczera, der zudem Programmmacher der Blauen Bude in Lohberg ist, wo Holthaus regelmäßige Beratungen durchführt, hat er dieses Blind Date organisiert.

Klassenziel mehr als erreicht

Auch Werner Albry war von seinen Besuchern angetan: „Man hat sofort gemerkt, dass sie Feuer und Flamme waren. So viel habe ich noch nie geredet.“ Holthaus: „Ziel sollte es ja sein, Blinde und Menschen mit Seheinschränkungen ein erstes hautnahes Erlebnis mit einem Pferd zu ermöglichen, um die Scheu zu nehmen und vielleicht sogar Interesse für künftiges therapeutisches Reiten zu wecken.“ Schmunzelnd ergänzt er: „Klassenziel mehr als erreicht.“



Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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