Arbeitslosenzahlen September 2013

Im September 2013 waren 31.114 Personen bei uns in Duisburg arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Quote von 12,7 %. Im Vergleich zum August 2013 waren damit 580 Personen arbeitslos gemeldet. Im SGB III = Versicherungsbereich waren 6.116 Personen gemeldet, in der Grundsicherung = SGB II waren 24.998 Personen arbeitslos.

Ihnen standen 2.827 offene ungeförderte Arbeitsagebote gegenüber. "Die Betriebe waren mit ihrer Arbeitskräftenachfrage auch im September weiter zurückhalten," berichtet Ulrich Käser, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Duisburg. "Insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt ohne große Dynamik." Nach seinen Worten werden Menschen in Gesundheitsberufen, in der Anlagentechnik, Elektro, Maschinenbau, IT, Lebensmittelbranche und bei Steuerfachkräften gesucht.

Der Arbeitsmarkt in Duisburg ist besser als der in Dortmund und gleich gut wie in Gelsenkirchen. Wenn sich der MSV schon nicht mit Schalke 04 und dem BVB messen kann, so soll Duisburg mit Dortmund und Gelsenkirchen wenigstens bei den Arbeitslosenzahlen gleich gut (oder sollte man sagen: gleich schlecht?) sein.

Die Zahl der Personen, die in Qualifizierungen, Aktivierungsseminaren und Arbeitsgelegenheiten beschäftigt waren und deshalb nicht als Arbeitslose gezählt werden, somit die Unterbeschäftigung im engeren Sinne bilden, lag im September 2013 bei 9.849.

Ein paar Fragen an die Arbeitsmarkfachleute von der Arbeitsverwaltung seien an dieser Stelle schon erlaubt.

"Wir werden in absehbarer Zukunft sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verlieren, beispielsweise in der Stahlindustrie und in der Schienentechnik," berichtet Käser.

Er ist natürlich nicht primär dafür verantwortlich, sich um die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu kümmern. Ihm obliegt die Betreuung der arbeitslos gemelden Menschen vor Ort.

Gerade an dieser Stelle seien ein paar Fragen erlaubt. Gibt es eine Statistik darüber, welche Berufe diese Arbeitslosen erlernt haben? In welchen Berufen wird Personal gesucht? Wie groß ist da die Schnittmenge?

Da kann ein Blick in den Arbeitsmarktreport für den Berichtsmonat helfen. Er bezieht sich - um dies ausdrücklich zu betonen - auf den Bereich der Arbeitsagentur.

Einen hohen Anteil an Arbeitslosen gibt es im Bereich "Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit". Hier sind 11.061 Personen arbeitslos gemeldet. Ihnen stehen 534 offene Arbeitsstellen gegenüber. Rein rechnerisch kommen 20,7 Arbeitslos auf eine offene Stelle. Dies ist insofern überraschend, als daß insbesondere die Logistik als ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig für Duisburg genannt wird - auch und insbesondere von der Arbeitsverwaltung. Logport, Hafen und der Flughafen Düsseldorf seien hier als Beispiele genannt.

Wieso gibt es in diesem Bereich so wenige offene Stellen? Halten sich die Firmen dort tatsächlich mit Stellenangeboten zurück? Früher gab es die Fachvermittlung für Binnenschiffer; führte ihr Wegfall dazu, daß die Arbeitsverwaltung in dieser Branche nicht mehr so stark präsent ist wie in vergangenen Tagen?

Nehmen wir den Bereich der Land-, Forst-, Tierwirtschaft und Gartenbau. Hier sind 1.028 Personen arbeitslos gemeldet. Ihnen stehen aber nur 24 Arbeitsstellen gegenüber. Auf 42,8 Arbeitslose in diesen Branchen kommt 1 Arbeitsplatz. Auch hier sei die Frage nach den Gründen dafür.

Käser betont im Blick auf das kommende Jahr, daß es im von ihm betreuten Versicherungsbereich im Jahre 2014 eine arbeitsmarktnahe und abschlußorientierte Qualifizierung geben soll. Müssen wir jetzt damit rechnen, daß im kommenden Jahr Floristen in andere Berufe umgeschult werden? Oder dürfen wir darauf hoffen, daß die Arbeitsagenturen am Niederrhein verstärkt zusammenarbeiten werden, um in der Land- und Forstwirtschaft die Arbeitslosigkeit zu vermeiden.

Am besten sieht die Arbeitslosigkeit noch im Bereich Geisteswissenschaften, Kultur und Gestaltung aus. Hier kommen 2,7 Arbeitslose auf eine Arbeitsstelle.

Vertue ich mich sehr, wenn ich behaupte, daß insbesondere bei Zuwanderern die geringe formale Bildung - beispielsweise durch die Anerkennung von ausländischen Schul- und Berufsausbildungsabschlüsse - beseitigt werden soll. Die Frage lautet hier: Gibt es schon belastbare Zahlen darüber, wie der Erfolg hier aussieht?

Diese Frage berührt den Bereich der nichtdeutschen Arbeitslosen. Im Berichtsmonat waren 8.756 Ausländern arbeitslos gemeldet, wie die Agentur für Arbeit berichtet. Auch hier seien einige Fragen erlaubt.

Welchen formalen Status hatten diese Personen? Ohne hier anerkannten Schulabschluß und ohne hier anerkannten Berufsabschluß? Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fördert die berufliche Bildung von Migranten. Inwieweit werden in Duisburg Gelder von dort? Inwieweit ermuntert die Duisburger Arbeitsagentur Betriebe in Duisburg, deren Inhaber ihre Wurzeln im Ausland haben (unabhängig von ihrer aktuellen Staatsangehörigkeit), auszubilden und Personal einzustellen? In welchem Umfang hat die Duisburger Arbeitsverwaltung (Agentur für Arbeit und Jobcenter) die Möglichkeit, im Rahmen der "Mobilitätshilfe" = der früheren Sozialleistung "Förderung der Arbeitsaufnahme" ausländische Schul- und Berufsausbildungsabschlüsse anzuerkennen? In welchem Umfang wird davon Gebrauch gemacht?

Nur so eine Idee am Rande, ohne zu wissen, ob und wie sie sich realisieren läßt. Der Integrationsrat ist in Duisburg die politische Vertretung der Menschen mit Wurzeln im Ausland. Dort wird immer wieder angemahnt, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in den öffentlichen Dienst zu bekommen. Auch wenn - rein formal - die Amtssprache Deutsch ist, wäre es an manchen Stellen doch sinnvoll, wenn es in Arbeitsagentur und Jobcenter spezielle Ansprechpartner gäbe, die sehr gut Englisch, Französisch, Serbokroatisch, Russisch, Polnisch, Türkisch, Arabisch und welche Sprachen in Duisburg noch gebraucht werden können. Sie könnten dann gezielt dabei helfen, Anträge auszufüllen und Arbeitsstellen zu suchen. Solche Personen ließen sich auch beispielsweise beim Finanzamt, Krankenkassen, Rentenversicherung und anderen wichtigen Behörden installieren. Ob und inwieweit diese Idee wirklich integrationsfördernd sei, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Gibt es das Informationsmaterial der Bundesagentur für Arbeit in den Sprachen, die in Duisburg gängig sind?

DIe Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt im September bei 13.959 Personen. Mit Blick auf die gerade zurückliegende Bundestagswahl und auf das Jobcenter sagt Käser: "Es muß abgewartet werden, wie in Zukunft auf Regierungsebene die Akzente gesetzt werden." Wohl wahr. Sich im Bereich der Arbeitsmarktpolitik als Augur zu betätigen macht für den Außenstehenden wirklich keinen Sinn.

Der Herbst ist aber immer die Jahreszeit, in der die Budgetplanungen für das kommende Jahr beginnen. Da darf man schon der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß Duisburg - allen Sparzwängen zum Trotz - auf mehr Geld von Bundesagentur für Arbeit und Bundesregierung bekommen kann. Nur so nebenbei gefragt: Inwieweit bemüht sich Käser, auch Geld von EU, Landesregierung und anderen potentiellen Geldgebern zu bekommen? Zumindest bei dem Pressetermin am 1. Oktober 2013 war ihm keine Antwort dazu zu entlocken.

Eine grundsätzliche Frage wird er aber schon beantworten müssen, möchte er bei uns vor Ort in guter Erinnerung bleiben: Inwieweit bemüht er sich in Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern, neue Arbeitskräfte nach Duisburg zu bringen? Wirkt er auf die lokale Politik ein? Ist er in Kontakt zu IHK, Handwerkskammer und anderen Arbeitgebern? Wie sieht dieser Kontakt denn ganz konkret aus?

Käser hat schon recht, wenn er sagt, daß ihm eine geringe Arbeitslosigkeit am liebsten wäre. Dann würde es den Menschen in Duisburg gut gehen. Sie hätten eine (hoffentlich gut bezahlte) Arbeit. Dann würde es aber auch der Stadt gut gehen, weil sie höhere Einnahmen hätte und nicht ständig mit Finanzproblemen zu kämpfen hätte. Und die Mitarbeiter der Arbeitsverwaltung könnten sich dann auf Arbeitsbereichen wie die Berufsberatung und Beratung von Erwachsenen (z. B. hinsichtlich von Weiterbildungsmöglichkeiten) konzentrieren. Dann bräuchte sich auch niemand mehr mit den vielen Formularen der Arbeitsverwaltungs herumärgern. Wie heißt es noch mal so schön: Von der Wiege bis zur Bahre nichts als Formulare.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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