Asylbewerber: "Task Force" sucht stadtweit Unterkünfte

Zu den fünf seit langem in Duisburg bestehenden Übergangsheimen gehören Container-Anlagen wie hier in Baerl, von Stadtdirektor Spaniel lieber „Schlichthäuser“ genannt. Foto: Hannes Kirchner
  • Zu den fünf seit langem in Duisburg bestehenden Übergangsheimen gehören Container-Anlagen wie hier in Baerl, von Stadtdirektor Spaniel lieber „Schlichthäuser“ genannt. Foto: Hannes Kirchner
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Etwa 1050 Menschen leben derzeit in Duisburg im Asyl, zur Hälfte in den bestehenden und damit voll ausgelasteten fünf Übergangsheimen, zur anderen Hälfte in Wohnungen. Monatlich treffen 100 Neuankömmlinge ein, geflohen aus Krisen- oder Kriegsregionen. Das stellt Duisburg vor die Aufgabe, neue sozialverträgliche Unterkünfte zu finden.

„Asyl ist ein im Grundgesetz verankertes Grundrecht“, betont Sozialdezernent Reinhold Spaniel. „Es ist die Pflicht aller Demokraten und Christen, diesen Menschen, die verfolgt werden, zu helfen.“ Asylbewerber dürfe man keinesfalls mit Armutsflüchtlingen in einen Topf schmeißen.

Spaniel verweist auf die Einzelschicksale der Flüchtlinge, mahnt Kritiker: „Gucken Sie mal in die verschreckten Augen syrischer Kinder oder afghanischer Frauen, denen sie beinahe Nasen und Ohren abgeschnitten haben.“

Eine Task Force hat der Sozialdezernent und Stadtdirektor daher gegründet: 27 potenzielle Objekte wurden bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten in Augenschein genommen. In allen Stadtteilen.

Längst vom Tisch ist eine mögliche Flüchtlingsunterbringung im ehemaligen St. Barbara-Hospital. Das schienen nicht alle Anwohner mit bekommen zu haben. Manche skandierten zusammen mit Rechtspopulisten auf einer Kundgebung am vergangenen Samstag „Kein Asyl in Neumühl!“. Nur ein Beispiel für die teils aufgeheizte Stimmung, der der Stadtdirektor fast täglich zu begegnen hat.

Dabei bleibt der Stadt gar keine Wahl. Die Asylbewerber in Deutschland werden nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Länder und Städte verteilt. 21,2 Prozent muss NRW aufnehmen, davon 2,6 Prozent die Stadt Duisburg. Das gestaltet sich nicht einfach. Zum einen müssen die Standorte und Objekte den im Laufe der Jahre verschärften Auflagen von Brandschutz und Bauaufsicht genügen. Probleme gibt es da etwa bei der Errichtung von Schlicht-Bungalows. Spaniel: „Wenn ich eine Brachfläche habe und da fliegen zwei Schmetterlinge herum, dann ist es ein Biotop. Liegt da ‘ne Fahrradkette, ist es eine Altlast.“

Zum anderen wird gegen mögliche Standorte Stimmung gemacht. „Auch verursacht durch die Roma-Problematik“, weiß der Stadtdirektor. „Doch das St. Florians-Prinzip – ‚Nicht bei mir!‘ – bringt uns nicht weiter.“

„Es ist heute schwieriger, Unterkünfte bereit zu stellen“, so Reinhold Spaniel. Anfang der 1990er Jahre, als 5 000 Menschen – von Aus- und Übersiedlern bis hin zu Boat People – in Duisburg Zuflucht suchten, habe man diese Menschen noch relativ „geräuscharm“ in Schulen, Hotels, Container-Anlagen und sogar einem eigens angemieten Hotelschiff unterbringen können.

Aber auch heute kann es noch gelingen, dass Duisburg sich wie damals als „hilfsbereite und weltoffene Stadt“ zeigt. Auf Einladung des Bürgervereins Wedau/Bissingheim stellte Stadtdirektor Reinhold Spaniel Ende September beispielsweise die Pläne für die Flüchtlingsunterbringung auf dem Parkplatz der Masurenallee vor.

Die anwesenden Vertreter der Vereine und Kirchen sowie Bürgerinnen und Bürger sprachen sich dafür aus, der Verwaltung bei der wichtigen Aufgabe zu helfen, den Menschen, die aus Angst vor Verfolgung und Krieg aus ihren Heimatländern fliehen mussten, Schutz zu bieten.
Stadtdirektor Reinhold Spaniel bedankte sich ausdrücklich für diese Hilfsbereitschaft und zeigte sich erfreut darüber, dass diese Veranstaltung konstruktiv und zielorientiert verlief.

Text: Harald Landgraf/Sabine Justen

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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