„Aus den Fugen geraten“ Unternehmer blicken mit Ex-Botschafter Wolfgang Ischinger mit Sorge auf die internationale Entwicklung

Unternehmertag Sommer 2015 (v. l. n. r.): Wim Abbing (Vorstandsvorsitzender Unternehmerverband), Gastredner Wolfgang Ischinger, Ulrich Grillo (BDI-Präsident) und Michael Bröcker (Chefredakteur der Rheinischen Post) | Foto: Unternehmerverband
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  • Unternehmertag Sommer 2015 (v. l. n. r.): Wim Abbing (Vorstandsvorsitzender Unternehmerverband), Gastredner Wolfgang Ischinger, Ulrich Grillo (BDI-Präsident) und Michael Bröcker (Chefredakteur der Rheinischen Post)
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250 Gäste beim Sommer-Unternehmertag im HAUS DER UNTERNEHMER

Die aktuelle internationale Lage stand im Mittelpunkt des diesjährigen Sommer-Unternehmertages, der jetzt im HAUS DER UNTERNEHMER stattfand.

Wolfgang Ischinger, früherer deutscher Botschafter in den USA und heutiger Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, diskutierte mit der regionalen Wirtschaft über die vielen Krisen und Konflikte weltweit. Der Einladung des Unternehmerverbandes waren rund 250 Gäste gefolgt, unter ihnen viele Mitgliedsunternehmer und Vertreter aus Politik und Gesellschaft.

Wim Abbing, Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes, erläuterte in seiner Begrüßung, warum es für die Unternehmer wichtig ist, den Blick über die Grenzen zu werfen:

„Die deutsche Volkswirtschaft ist auf den globalen Märkten so stark präsent wie keine zweite.“

Die Globalisierung sei auch für die regionale Wirtschaft längst von einer Vision zur alltäglichen Praxis geworden. Deswegen sei es dem Verband wichtig, mit dem Unternehmertag und seinem Gast die internationale Lage in den Blick zu nehmen.

Die Krise in der Ukraine, das Verhältnis zu Russland, der Vormarsch der Terrorgruppe IS und weitere Bürgerkriege in Nahost seien nur einige aktuelle Beispiele für Krisen, die auch die hiesige Wirtschaft belasten würden. Es gehe dabei aber nicht nur um die ökonomische Perspektive.

„Wenn es um das Völkerrecht und die Verteidigung von zivilisierten Errungenschaften geht, müssen betriebswirtschaftliche Interessen auch ab und an zurückstehen“, so Abbing.

In seiner Gastrede betonte Ex-Botschafter Wolfgang Ischinger, dass die derzeitige Weltordnung fragil sei.

„Einiges ist aus den Fugen geraten“, so der Diplomat.

„Uns wird derzeit vor Augen geführt, dass wir Außen- und Sicherheitspolitik nicht stiefmütterlich behandeln dürfen. Ein Leben in Frieden und Freiheit, an das wir uns glücklicherweise gewöhnen durften, ist kein Naturzustand“
, betonte der einst engste Vertraute von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher.

„Europa als Insel der relativen Stabilität, und um uns herum Stürme, die wir weitgehend ignorieren – das kann so nicht funktionieren“, appellierte Ischinger an die Verantwortung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für die weltweiten Herausforderungen und warb für ein starkes Europa und eine starke Bande zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Man teile zivilisatorische Werte und sei nur gemeinsam stark.

Sowohl Ischinger als auch Abbing betonten vor diesem Hintergrund die großen Chancen des Freihandelsabkommen TTIP. Dies sei nicht nur von großer Bedeutung für die Arbeitsplätze, sondern auch für Sicherheit und Stabilität. Trotzdem kommt Ischinger insgesamt eher zu skeptischen Prognosen mit Blick auf die internationale Entwicklung.

„Im Moment, so fürchte ich, ist etwas Pessimismus angemessen“, erklärte der ehemals höchste Repräsentant Deutschlands in den USA und in Großbritannien. Viele der Ordnungen und Sicherheitsstrukturen, in denen sich gerade Risse zeigen, würden in naher Zukunft eher schwächer als stärker.

„Wir müssen uns leider an unruhigere Zeiten gewöhnen“, so das Fazit Ischingers.

Der Unternehmertag ist für den Unternehmerverband immer auch Anlass, eine Bilanz seiner Arbeit zu ziehen. Wim Abbing blickte besonders auf das Kerngeschäft des Verbandes, die Tarifpolitik. Hier schlage man immer wieder innovative Wege ein. Als Beispiel nannte Abbing die Öffnung seines Verbandes für kirchliche Dienstgeber. In diesem Sektor stünden einschneidende arbeitsrechtliche Änderungen bevor.

„Ich bin überzeugt davon, dass die Kirchen unser tarifpolitisches Know-how gut gebrauchen können“, sagte Abbing. Ein positives Fazit zog Abbing auch mit Blick auf das Standort-Engagement des Verbandes. In Duisburg zum Beispiel sei es gelungen, einen Masterplan-Prozess anzustoßen, der für den Industrie- und Wirtschaftsstandort eine große Chance sei.

Nach dem interessanten Vortrag und anschließender Diskussion, kam man beim "Get together" im und vor dem alten "Offiziers Kasino" zusammen.

Musikalisch trug die "Triton Jazz Band" zu einem gelungenen Abschluss des Abends bei und Jonglage in Perfektion "servierte" Tobias Grün. Die "Frank Schwarz Gastro Group" sorgte wieder für zahlreiche internationale kulinarische Genüsse.

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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