Ein Haus voller Leben

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Eine Fassade in fröhlichem Blau-Gelb-Rot und eine Eingangstür mit vielen kleinen bunten Fingerabdrücken darauf: Das Kinder- und Jugendhaus Beeck ist ein farbenfrohes Haus voller Leben. Am Sonntag erhält die Einrichtung im Duisburger Norden den WDR-Kinderrechtepreis 2016.

Die Auszeichnung erhält die Wohnstätte für ihren selbst erstellten Kinderrechtekatalog, den Leiterin Susanne Zedel zusammen mit Mitarbeitern und einer externen Beraterin ausgearbeitet hat. Nach Ansicht der WDR-Jury ist dieser Katalog "vorbildhaft für andere Einrichtungen". Dafür sprach sie den Duisburgern den ersten Preis zu.
Vorbildhaft, das ist das Kinder- und Jugendhaus seit seiner Gründung im Jahre 2005 in vielerlei Hinsicht. 17 Kinder im Alter zwischen sechs und 18 Jahren finden hier ein Zuhause in drei Wohngruppen. Jeder Bewohner hat ein Einzelzimmer, jede Gruppe einen eigenen Wohn- und Spielbereich, und für alle gibt es eine große Spielfläche rund ums Haus.
Eine geistige Behinderung ist quasi Grundvoraussetzung, körperliche Behinderungen kommen meist hinzu. "Aber niemand hier hat nur EINE Behinderung", sagt Susanne Zedel. Einzige Ausnahme sind autistische Kinder, für die es seit 2009 eine spezielle Wohngruppe gibt. "Da geht es eher um soziale Probleme, nicht um geistige Behinderungen."

Ein ganz normales Zuhause

Gemeinsam mit ihrem Team versucht die diplomierte Sozialarbeiterin, den Kindern ein weitgehend normales Zuhause zu bieten: Schule, Freizeit- und Therapieangebote, gemeinsames Essen. Und sie versucht, den jungen Bewohnern selbstverständliche Dinge beizubringen, wie Alltagshygiene oder den Tisch zu decken. Die eigenen Eltern können sich nicht um die Kinder kümmern: "Viele sind alleinerziehend oder haben noch mehr Kinder. Oder sie können den Pflegeaufwand nicht bewältigen. Manche möchten gar nicht aufgeben, schaffen es aber nicht. Manche schämen sich aber auch für ihr behindertes Kind", sagt Susanne Zedel.
Was genau beinhaltet nun der Kinderrechtekatalog, zu dem die Einrichtung im Übrigen qua Kinder- und Jugendgesetz auch verpflichtet ist? Er benennt schriftlich die einzelnen Rechte, die die Bewohner haben: das Recht auf den eigenen Körper, auf Gesundheit, auf Versorgung, aber auch auf freie Meinung, Taschengeld und Privatsphäre. "Es kann bedeuten: Wie möchte ich mein Zimmer einrichten? Möchte ich Käse oder Nutella auf meinem Brot? Möchte ich heute Pink oder Blau tragen? Das Kind hat das Recht zu sagen: Das gefällt mir nicht", sagt die 40-Jährige. Damit alle Kinder den Katalog vor Augen haben, auch wenn sie vielleicht nicht alles verstehen, hängt er als großes Board zentral im Haus, illustriert mit Smiley-Gesichtern.
Außenstehende würden sie oft bemitleiden, wenn sie sagt, was sie beruflich macht: "Aber mein Job ist nicht schlimm. Wir sind ein lautes, lustiges, schönes Haus." Darum bedeutet der Kinderrechtepreis auch etwas für sie: "Es ist ein Zeichen für Kinder mit Behinderung", sagt die zweifache Mutter. "Behinderte Kinder fallen oft raus, wir sehen sie in unserem Alltag kaum. Darum bin ich schon stolz, dass wir diesen Preis bekommen."
Zusammen mit sechs weiteren Mitarbeitern und zwei Bewohnern wird sie morgen in Köln den Preis entgegennehmen. Wer mehr über das Kinder- und Jugendhaus Beeck wissen möchte: Die Mitarbeiter sind auch beim Weltkindertag im Innenhafen mit einem Info-Stand präsent.

alle Fotos: Frank Preuß

Autor:

Susanne Schmengler aus Duisburg

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