Rheinhauser Metalheads rüsten für Wacken

Die Pommes-Gabel ist der Gruß der Metalheads, demonstriert von (von links) Markus „Osel“ Dohm, Marc „Hoppi“ Hoppe und Markus „Dundee“ Dunder. | Foto: Ferdi Seidelt
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  • Die Pommes-Gabel ist der Gruß der Metalheads, demonstriert von (von links) Markus „Osel“ Dohm, Marc „Hoppi“ Hoppe und Markus „Dundee“ Dunder.
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Sicherlich, die von den Wacken-Festival-Machern just verlegte Bier-Pipeline mag ein Aufreger sein. Eine Standleitung für leckeren Gerstensaft? Metalhead, was willst Du mehr!

von Ferdi Seidelt

Doch Scherz (nicht) beiseite: Das weltgrößte Heavy Metal-Festival „Wacken Open Air“ (W:O:A), das stets am ersten August-Wochenende 75.000 Fans mit über 100 Bands und einem sensationellen Rahmenprogramm beglückt, wartet gerne mit Superlativen wie „faster, harder, louder“ („schneller, härter, lauter“) auf. Wahrlich „fett“ ist mittlerweile der Rheinhauser Schwermetaller-Tross, der sich in Wacken, das ist ein ansonsten ländlicher 2000 Menschen-Ort in Schleswig-Holstein, den Musik-Flash schlechthin holt (Restkarten: www.metaltix.com).

Da sind Reiner und Anke Bohres, Markus Dohm und viele weitere Kumpel. Der Bergheimer Gruppe war das Glück auf recht ungewöhnliche Weise hold. Mit dem Wissen, dass selbst 1000 mobile Toiletten für 75.000 Bedürfnisse recht knapp sein können, nahm die Clique mehr aus Jux kollektiv an einem Wettbewerb des deutschen Marktführers für mobile Sanitärsysteme teil. Ergebnis: Gleich drei schnieke WC-Kabinen bekommt die Crew neben ihre Zelte gestellt, welch' ein „hygienischer Turbo“, wie Anke Bohres lachend bemerkt.

Luftmatratze im Matsch

Ganz andere Gedanken hat der Freundeskreis um den BfA-Experten Norbert Linn aus Friemersheim. Er wird sich erstmals ein Alu-Feldbett XXL in sein Zelt stellen. „Das mit der Luftmatratze im Matsch kann auch einmal grenzwertig werden“, so sein trockener Kommentar. Derweil schraubt Putenfarm-Chef Lothar Möbius munter an seinem Groß-Kombi, um den norddeutschen Wetter-Kapriolen gewachsen zu sein.

Aus einem anderen Blickwinkel packt Jörg „Josch“ Olschowski die Gummi-Stiefel ein. Der Lead-Gitarrist der Rheinhauser Metal-Band „Revenge“ reist zusammen mit seinem Bassisten Ingo „F.B.I.“ Widmer und weiteren Metal-Heads kleine 500 Kilometer gen Norden - dort werden sach- und fachkundig weitere Klangfarben für anstehende Band-Projekte getankt. „Ob Rain or Shine, Wacken muss sein!“
Wieder eine andere Gruppe schart sich um Drazan Blagojevic. Für den Rumelner Architekten ist es das erste Wacken. „Ich will das unbedingt einmal erleben“, sagt er und hört sich schon einmal auf den einschlägigen YouTube-Kanälen ein. Erwähnt werden sollten ferner die Konzert-Dauergäste Otto und Hedwig Burandt plus Kollegen. Um für den Hör-Marathon gewappnet zu sein und „den Rücken zu schonen“, hat der Ex-Bergmann seinen metal-schwarzen Citroën Berlingo zu einem „Doppelbett auf vier Rädern“ umgebaut.

„Ob Rain or Shine, Wacken muss sein!“

Insgesamt werden aus Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen rund 100 Anhänger der stark gitarren- und schlagzeuglastigen Musik live dabei sein und dabei gewollt eine gewisse Uniformität an den Tag legen. Durch die Bank weg schwarz gekleidet, eins geworden mit stählerner Musik und einem erbarmungslosen Wetter, schießen, warum auch immer, Vorurteile ins Kraut. Metalheads seien wenig gebildet, unhygienisch, aggressiv, ständig besoffen, unhöflich.

Mit Verlaub meine Gegenrede: Das Gros der beschriebenen Wacken-Fahrer rangiert im oberen IQ-Bereich, was irgendwie auch deren Passion beweist: Heavy Metal ist neben klassischer Musik die wohl anspruchsvollste Tonfolge. Anders ausgedrückt: Ein Metalhead ist kein Mainstream-Mensch. Für kurze Zeit verzichtet er, wenn es denn sein muss, auf den geliebten Hygiene-Standard im eigenen Badezimmer. Unter Gleichgesinnten und in Erwartung der sensationellen Mucke schmeckt im Gegenzug das Bierchen doppelt gut. Nette Gespräche von hilfsbereiten und unkomplizierten Zelt-Nachbarn sind der absolute Normalfall, wie der Verfasser dieser Zeilen aus langjähriger Erfahrung weiß.

Eine Begrüßung in Hip-Hop-Manier wie „Was guckst du so doof? Willst was auf die Fresse?“ ist beim W:O:A undenkbar. Bester Beweis ist die jährliche Polizeistatistik, die die These „Man hilft sich gegenseitig, passt auf sich auf, es ist ein tolles Miteinander.“ eindrucksvoll stützt: einige hundert Eigentumsdelikte (durch lästige Zeltdiebe, die selbst keine Festivalgäste sind), aber nur ein gutes Dutzend Anzeigen wegen Körperverletzung. Und das bei insgesamt 85.000 Teilnehmern (Fans, Musiker, Mitarbeiter) und vier, fünf „wilden“ Tagen...

Autor:

Lokalkompass Duisburg aus Duisburg

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