DJK Vierlinden: 90 Jahre alt und immer noch topfit

Eine Festwoche rund um die Platzanlage an der Emanuelstraße 9 sorgte für ein buntes Programm. Herbert Schmitz, Johannes Bergmann, Christa Rüttgers-Nolte, Helga Stasiak und Dieter Brach (von links), haben den Verein mitgeprägt. Foto Niegemann
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  • Eine Festwoche rund um die Platzanlage an der Emanuelstraße 9 sorgte für ein buntes Programm. Herbert Schmitz, Johannes Bergmann, Christa Rüttgers-Nolte, Helga Stasiak und Dieter Brach (von links), haben den Verein mitgeprägt. Foto Niegemann
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Der Verein DJK Vierlinden 1928 e.V. hat sich seit seiner Gründung durch Höhen und Tiefen gekämpft und nun in einer Festwoche sein wohlverdientes Jubiläum gefeiert.

Gegründet wurde der Verein auf Initiative des ersten Seelsorgers der jungen Pfarrgemeinde St. Elisabeth, Pfarrrektor Josef Helmus. Zusammen mit 35 sportbegeisterten jungen Männern legte der Seelsorger am 26. August 1928 den historischen Grundstein zu einer langen Vereinsgeschichte.

Es folgten mühevolle Jahre des Aufbaus. Nur mit hingebungsvoller Vereins-treue und großen finanziellen Opfern wuchs das Projekt allmählich zu einem Verein heran. 1931 gab es bereits mehrere Fußballmannschafen, eine Handballjugendmannschaft und gute Leichtathleten, die auf Sportfesten in der Umgebung mit ihren Leistungen glänzen konnten. Aber auch der DJK-Grundsatz der gesamtmenschlichen Entfaltung wurde mit Wanderungen, Ausflügen, Spielabenden und Besuchen kultureller Veranstaltungen umgesetzt.

Zwangsauflösung vor dem Zweiten Weltkrieg

Anfang der 1930er Jahre wurde das Gelände am Martinsberg (Ruloffsbusch) gepachtet und zu einer Sportanlage umgebaut. 10.000 Kubikmeter Asche und 6.000 Kubikmeter Erde mussten bewegt werden. Rund 50 Jugendliche halfen täglich bei der Knochenarbeit auf der Baustelle. Belohnt wurden die Freiwilligen vom Präses mit einem Gutschein über zwei Brote, damals eine Kostbarkeit. Der DJK-Reichsverband war 1932 auf rund 255.000 Mitglieder in 4.500 Vereinen herangewachsen und für die Wahnideen des NS-Regimes unbequem geworden. Alle konfessionellen Sportvereine wurden verboten, die DJK zwangsaufgelöst, viele Mitglieder eingesperrt oder getötet.

Zerschlagen war die Organisation, aber ihr Geist lebte weiter.

Und so wurde die DJK Vierlinden nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet und erweitert. Viele junge Bergbaulehrlinge fanden hier eine sportliche Heimat und „körperliche Entspannung durch Sport und Spiel.“ Daraus entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Bergwerksgesellschaft und dem kleinen DJK-Verein.

1959 pachtet die DJK Vierlinden das Gelände an der Emanuelstraße, noch im selben Jahr wird die Ludwig-Wolker-Kampfbahn eingeweiht, 1962 dann das neugebaute Vereinsheim. Heute hat die DJK Vierlinden 800 Mitglieder und bietet Fußball, Volleyball, Basketball und verschiedene Freizeitsportguppen an.

Vereinsgeschäftsführer Johannes Bergmann (63) ist gebürtiger Vierlindener und hat schon als Kind auf der Wiese an der Emanuelstraße gekickt. Mit neun Jahren ist er in die Fußballabteilung eingestiegen, und er erinnert sich auch nur zu gut an die rote Asche auf dem Platz. Heute blickt er stolz auf die 700.000 Euro teure Rasenkunstanlage, die dank des Konjunkturpakets 2 angelegt werden konnte und natürlich auf die DRK-Familie:

Sohn war drei Tage alt und schon Mitglied

„Meinen Sohn Sebastian habe ich im Verein angemeldet, als der gerade mal drei Tage alt war. Am 29. Januar 1988 wurde er geboren, am ersten Februar 1988 Mitglied der DJK“, erzählt er lächelnd.

Sebastian ist, so wie der Papa, bis heute im Verein sportlich aktiv. Aber auch viele Senioren sind dem Verein über viele Jahre treu geblieben und halten sich hier regelmäßig fit.

Der 82-jährige Dieter Brach sticht dabei auf jeden Fall hervor. Er hat 1968 sein erstes Sportabzeichen bei der DJK Vierlinden gemacht, und jedes Jahr kam eines dazu, so dass er es auf stolze 50 Urkunden gebracht hat. Leichtathletik war im Verein immer seine große Leidenschaft, und in seinen besten Jahren ist er um die sechs Meter weit gesprungen. Noch heute ist er schlank und sportlich. "Ich bin zum Glück immer gesund geblieben bin", sagt er, „ich habe nicht geraucht, mäßig Alkohol getrunken und sehr viel Sport getrieben." Noch heute sorgt er als Übungsleiter dafür, dass seine Kursteilnehmer eine gute Haltung erlernen und beweglich bleiben. Zum Beispiel mit dem schwingenden Flexistab, der Muskulatur aufbaut: „Dabei geht es nicht um dicke Bizeps, mit denen man angeben kann“, erklärt Dieter Brach, „sondern um die Tiefenmuskulatur.“

Der 85-jährige Herbert Schmitz ist in den Siebzigern über seine Leichtathletik-begeisterte Tochter Vera zum Verein gekommen. Auch ihm ist die lange aktive Mitgliedschaft gut bekommen: „Ich fahre heute noch jeden Tag 20 Kilometer mit dem Fahrrad, egal bei welchem Wetter“, berichtet er. „Zwei Packtaschen habe ich immer dabei. Eine mit Werkzeug und eine mit Regensachen“, verrät er grinsend. Als Fußballfanatiker steht er bei fast allen Sonntagsspielen der Vierlindener am Spielfeldrand. Doch auch die Frauen spielen bei der DJK Vierlinden seit jeher eine große Rolle.

1966 wurde die Frauensportabteilung gegründet und entwickelte sich innerhalb von zwölf Jahren zur mitgliederstärksten Abteilung des Vereins. 285 Frauen und Mädchen suchten bei der Hausfrauengymnastik, beim gymnastischen Tanz oder beim Geräteturnen Abwechslung und Ausgleich. Helga Stasiak (78 Jahre) kam 1973 durch den Tipp einer Nachbarin zum Verein, um sich mit Gymnastik fit zu halten. Doch das reichte ihr nicht. Schon zwei Jahre später machte sie ihren Übungsleiterschein und gründete eine Mutter-Kind-Gruppe, die schnell bis auf 130 Mitglieder anwuchs. „Auf Bänken, Kästen und Geräten durften die Kinder an den Händen der Mütter balancieren, und dann waren die Mütter dran.“

Vereinsleben gab es in Vierlinden immer

Helga Stasiak erinnert sich auch noch gern an ein Fußballspiel zwischen zwei Frauenmannschaften: „Wir haben für den guten Zweck gespielt, für das Franz-Hitze-Haus. Es ging heiß her auf dem Platz, so dass schon bald einige Frauen mit Kopfverband und anderen Verletzungen spielen mussten. Wir waren schon ein guter Haufen und haben viel zusammen erlebt und gelacht."

Vereinskollegin Christa Rüttgers-Nolte stimmt ihr zu. „Unsere Gemeinschaft war wirklich schön“, sagt sie und schildert lachend, wie sie die Leibchen für die ganze Volleyballmannschaft genäht hat, weil es kein Geld gab, um sie zu kaufen.

„Heutzutage hat die Bereitschaft, ehrenamtlich zu arbeiten, leider sehr abgenommen", sagt Geschäftsführer Johannes Bergmann. „Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel das Vereinsheim komplett in Eigeninitiative mit Freiwilligen erbaut worden ist und sich jetzt kaum noch Leute finden, die sich ohne Bezahlung einsetzen.“ Trotzdem blickt Bergmann recht zufrieden auf seinen Verein: „Klar, die Mitgliederzahlen sind gesunken, weil viele Menschen heute andere Interessen haben oder lieber in Fitnessstudios gehen. Aber wir haben unser Ziel erreicht, wenn wir ein gutes, breites Sportangebot anbieten können, und im Fußball sind wir in der Bezirksliga gut aufgestellt. Wir sind als katholischer Sportverein aber trotzdem keine Engel und kassieren auch mal rote Karten, aber bei uns steht der Mensch im Vordergrund.“

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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