Kolume E-Sport

Schwalmtal ist ein kleiner, unbekannter und unbedeutender Ort am Niederrhein. Oder? "Klein? Ja. Unbekannt: in Fachkreisen nein. Unbedeutend: in Fachkreisen noch weniger," hat Chantal Jacqueline Landedle vom Schwalmbecker Land entdeckt. Sie ist aktive E-Sportlerin, Vorsitzende des bundesweit ersten und erfolgreichsten örtlichen Vereins dieser Sportart und ist auch in der Bundesvereinigung Elektronischer Sport aktiv. "Mir geht es darum, diesen Sport gesellschaftsfähig zu machen. Beim E-Sport geht es schließlich um den sportlichen Wettkampf zwischen verschiedenen Menschen mit Hilfe von Computerspielen."

Ihr Bruder Nepomuk Balthasar war es, der sie zum Computerspielen brachte. In Schwalmtal sei nicht viel los, behauptete er immer. Im Sommer, an den Wochenenden, in den Ferien ist es für Kinder und Jugendliche sehr, sehr langweilig. Nur immer Hausaufgaben für die Schule machen geht nicht. Man will was erleben, mit Freunden ins Kino und in die Disko gehen, Touren unternehmen, zum Fußball gehen. "Geht alles nicht," blickt Nepomuk zurück.

"Der Busverkehr wird samstags um 15 Uhr eingestellt und sonntags um 9 Uhr für 3 bis 4 Stunden wieder aufgenommen. Dann wollen die Omas in die Kirche. Für junge Leute eine Katastrophe."

Die Konsequenz: Schon als Gymnasiast schafft sich der junge Mann vom Niederrhein einen Computer an. Er nutzt die Rechenanlage nicht nur für die Schule und später das Informatik-Studium. Nepomuk Balthasar entdeckt schon früh die Welt der Computerspiele für sich. Ging es zuerst nur um Fußball, Handball, Cricket oder Basketball, kamen bei Nepomuk später Strategiespiele hinzu.

"Elektronischer Sport kann ganz schön anstregend sein," berichtet der junge Mann. "Man braucht Durchhaltevermögen, Reaktionsgeschwindigkeit, eine gute Augen-Hand-Koordination, räumliche Orientierung, vorausschauendes Denken, eine taktische Ausrichtung und ein gutes Spielverständnis. Es braucht Zeit, um das alles zu trainieren."

In dieser Zeit des Trainings und charakterlichen Reife bekam Chantal ihren Bruder fast überhaupt nicht zu Gesicht. "Während ich mit Wendelin Hieronymus Leberecht einen festen Freund (der heute mein Ehemann ist) hatte, saß Bruderherz die meiste Zeit vor dem Computer."

Das habe sich aber gelohnt, genauso wie die vielen Besuche in den Sportfachgeschäften. Er habe dort Gleichgesinnte getroffen und sich mit ihnen zu kleinen Wettkämpfen verabredet. "Ich konnte gelegentlich auch gewinnen," berichtet er stolz.

Was als Individualsport begann, entwickelte sich allmählich zum Mannschaftssport. Nepomuk traf sich mit Gleichgesinnten in Schwalmtal, vernetzte sich mit ihnen und wurde so zum erfolgreichen Profisportler. "Zuerst hat mir der E-Sport ein Taschengeld geboten und dann das Studium finanziert. Heute gebe ich etwas davon zurück - ich bin zu einem erfolgreichen Strategiespieler-Entwickler geworden."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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