Zum letzten Mal wurden Schüler aus der Emmericher Realschule entlassen
"Endlich raus aus dem Rotstiftmilieu"

Das ist der letzte Abschluss-Jahrgang der Städtischen Realschule in Emmerich. | Foto: Jörg Terbrüggen
  • Das ist der letzte Abschluss-Jahrgang der Städtischen Realschule in Emmerich.
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Da standen sie nun in der Sonne und machten ein letztes gemeinsames Foto, bevor für die 124 Realschüler nach den Sommerferien der Ernst des Lebens beginnt. Eigentlich nichts außergewöhnliches, wäre es nicht das letzte Foto mit Schülern gewesen, was es hier an der Emmericher Realschule gab. Schulleiter Jürgen Straetmans: "Wenn ich sage, dass ich sie alle heute ganz besonders begrüße, dann tue ich das, da wir alle wissen, dass heute unsere letzte Abschlussfeier ist. Und wenn diese Realschule 1963 gegründet wurde und somit 1969 der erste Zehner-Jahrgang entlassen wurde, dann wäre es heute nach 50 Jahren auch ein kleines Jubiläum."
  
Alles war anders an diesem 28. Juni. Normalerweise versorgen an diesem Tag immer die Schüler des Jahrgangs 9 die Abschlussschüler mit Getränken und bekommen dabei schon einen ersten Eindruck für ihre Entlassung im darauffolgenden Jahr. Aber diese Mal hat die Realschule keinen Jahrgang 9 mehr, dafür haben sich die Schüler der Gesamtschule bereit erklärt, diese Aufgabe zu übernehmen!  
"Euer Motto „Endlich raus aus dem Rotstiftmilieu!“ ist als Wortspielerei nicht nur mal ganz was anderes als sonst, es trifft gleichzeitig auch für die Städtische Hanse-Realschule Emmerich zu. In der Emmericher Schullandschaft wurden und werden neue Wege angelegt, wodurch die Ära dieser Schule mit diesem Schuljahr zu Ende geht." Daher seien diese Schüler mit diesem Abschluss auch etwas ganz besonderes! Das Lehrerkollegium habe in den letzten fünf Jahren versucht, ein möglichst entspanntes aber auch effektives Rotstiftmilieu zu schaffen. Straetmans lobt den Jahrgang: "Wir haben wahrscheinlich noch nie so einen angenehmen und pflegel-…. nein … pflegeleichten 10er-Jahrgang gehabt.  
Auch für ihn persönlich war diese Abschlussfeier eine ganz besondere, da auch er hier als Realschüler anfing, als dieses Gebäude eingeweiht wurde. Vorher war die neue Realschule für drei Jahre in der ehemaligen Volksschule an der Gerhardt-Storm-Straße (gegenüber der Augenklinik am Kreisverkehr) untergebracht. Damals entstand gerade das 3-gliedrige Schulsystem. Bis dahin blieb man eigentlich auf der Volksschule und machte nach acht Schuljahren eine Ausbildung und ging manchmal noch weiter zur Schule. Hier waren die Möglichkeiten noch sehr begrenzt. Einige gingen nach der Grundschulzeit zum Gymnasium. "Da es aber viele Kinder gab und gibt, die sich von ihren schulischen Leistungen her zwischen der Volksschule und dem Gymnasium befanden, gab es dann die Realschule, auch Mittelschule genannt! (Mittlere Reife). Diese wurde in diesem Gebäude zunächst zweizügig (zwölf Klassen) angelegt! Unten die Jungen und oben die Mädchen! Differenzierung gab es erst später nur in den Jahrgängen 9 und 10 (Französisch und SW bzw. angewandte Mathematik). Schnell wuchs die Realschule bis zur 5-Zügigkeit (30 Klassen), sodass immer mehr angebaut werden musste oder Klassen ausgelagert wurden." 
"Wir haben während des Auslaufens jedes Jahr alle Fächer bedienen können, ja sogar mit fünf Wochenstunden und Lernbüros in den Hauptfächern. Auch die eine oder andere AG gab es noch. Das ist für eine auslaufende Schule nicht selbstverständlich. Das liegt aber auch daran, dass die Kollegen gerne hier gearbeitet haben und alle am liebsten bis zum Schluss geblieben wären. Nun ist das Schiff „Realschule“ nach 56 Jahren gut erhalten im Hafen angekommen.
Der Gesamtschule wünschen wir für Zukunft alles Gute!"
Was die Schüler betraf, so war sich Straetmans sicher, dass sie alle ihren Weg machen. "Können tut ihr es alle! Nur wollen müsst ihr es auch! Also, wie sage ich immer:Macht was draus!"
Bürgermeister Peter Hinze bemerkte in seiner Rede: "Das viele Büffeln hat sich gelohnt, die Anstrengungen des Lernens haben sich ausgezahlt. Das bekommen Sie heute schwarz auf weiß auf Ihrem Abschlusszeugnis dokumentiert." Natürlich blickte er auch auf diesen besondere Tag. "Er ist nicht nur ein Abschluss des Schuljahrgangs, er ist auch ein Abschluss der Ära Realschule in Emmerich. Die Entscheidung ist für Emmerich gefallen, die Schullandschaft zu verändern und zu reformieren." Hinze ging auch auf die stetigen Veränderungen im Schulalltag ein. "Im Gegensatz zu den europäischen Nachbarländern hinken wir in puncto Digitalisierung in Deutschland noch hinterher. Aber wir machen Fortschritte und wir müssen auch dem Neuen eine Chance geben."
Er bedankte sich bei Jürgen Straetmans und den Kollegen für die vertrauensvolle Arbeit in den vergangenen Jahren. "Er hat die Schule bis heute begleitet und die kommissarische Leitung übernommen. Er hat sich stets hinter Schüler und Lehrer gestellt und dafür Sorge getragen, dass die Abwicklung reibungslos verlief und gewährleistet war, dass die Realschule bis zum Schluss vollwertig und gut mit Lehrpersonal ausgestattet war."

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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