Nostalgie VIDEO

Es ist noch gar nicht so lange her, kommt es mir vor, da saßen wir, unsere Töchter und ich, erwartungsvoll auf der Couch und warteten darauf, dass bei uns das Zeitalter des Videos anbrechen sollte.
Papa Manfred hatte bereits alle Kabel ordnungsgemäß angeschlossen an unsere bereits damals sehr komplizierte Anlage, die nur er alleine steuern und verstehen konnte. (und kann)
Video das Neueste vom Neuen. Filme. Fernsehen der neuen Generation!

Unsere erste Aufnahme war ein absoluter Knaller: Sextett eine Komödie von 1981 mit dem unvergleichlichen Wolfgang Spier von der Bühne Berliner Komödie. Heide Keller, die Chefstewardess vom Traumschiff, war in dem Stück noch eine gertenschlanke, junge Frau. Harald Dietl spielte mit und ebenso Evelyn Gressmann. Die anderen waren mir nicht so bekannt, abersie spielten gut, echt gut.
Doch nach etwa fünf Minuten schob sich - aufgrund wessen? - keine Ahnung- mitten in einer Szene die Callas ins Bild und operte. Was uns augenblicklich nervte. Wir wollten doch die Komödie sehen, nicht einen der spritzigen, pointierten Dialoge vom Spier verpassen. Unisono schrien wir auf: „Was machst du? Schalt wieder um. Wir wollen weiter gucken!“

Wir nahmen vom „Holländer“ englische Filme und Serien auf, lernten dort zum ersten Mal die Chaoten von Fawlty Towers und etliche andere Komödianten kennen. Alles, was für uns interessant war und in unseren Programmen noch nicht lief, wurde aufgenommen.

Später kamen natürlich auch Produktionen aus dem deutschen Fernsehen dazu.
Auch Videofilme von Privatfesten, Ereignissen. Und wie viele Bänder mit Musik hat mein Mann im Laufe der Jahre bespielt. ...
Selbst ein Tonband, auf dem unsere Kinder von Baby an zu hören und erleben sind, haben wir damals auf Video überspielt.
Video, Video, Video!
Die bespielten Kassetten stapelten sich.

Doch dann war Schluss. Video war out. Aber so was von out. Nach nur wenigen Jahren zum alten Eisen geworfen von den neuen DVDs.

Natürlich ist die Umstellung auch an uns nicht vorbei gegangen.
Alles ist auf dem neuesten Stand, so umfassend verzahnt mit allem Zick und Zack, dass ich mich lieber an meinen Laptop zurück ziehe, weil – ich kann diese ganze Chose, die früher mal einfach Fernsehen hieß, gar nicht mehr bedienen mit all den Komponenten, die dazu gehören.

Aber- die Nostalgie lebt immer noch! Trotzdem. Und das ist gut so!

Zu besonderen Gelegenheiten, wenn unsere Töchter zuhause sind, wird – VIDEO geguckt.
Sie wollen SEXTETT sehen. Wir kennen die Dialoge schon auswendig, brauchen fast eine Brille, um bei der schlechten Bildqualität noch etwas erkennen zu können, aber- egal.
Full HD ist natürlich eine tolle Sache, vor allem mit dem entsprechenden Sound, aber es geht mal nix über das, was wir schon immer lieben.

Nach dem Renovieren vor einigen Wochen haben wir die ganzen Videos aus dem Wohnzimmer raus geschmissen. Weg damit. Weg. - Aber nicht alle!!!
Nach sorgfältiger Durchsicht wanderte ein Großteil in die Mülltonne. Aber die ganzen Musik-Videos, die privaten und auch die geliebten Videos, die bleiben.
Bis zum bitteren Ende, bis sie auseinander fallen...

Gestern Abend haben wir auf meinen Wunsch hin drei Folgen von „Dreifacher Rittberger“ von Elke Heidenreich gesehen. Mit Tana Schanzara als Omma Rittberger. Die Qualität war grausig aus heutiger Sicht, aber die Geschichten – einfach herrlich!
Dazu die Ankündigung durch eine Fernsehansagerin! Ausführlich, mit aller Zeit der Welt. Ansagerinnen, die jedesmal vor jedem neuen Programm erschienen und ansagten, was als nächstes folgen würde.
Das war schön!

Alle diese wunderbaren, alten Produktionen, die es auf DVD nicht gibt, schon gar nicht auf blue ray, dürfen nicht sterben. Sie müssen uns erhalten bleiben, wenn auch nur auf VIDEO.

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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