Stolpern ausdrücklich erwünscht!

In der Aldegundiskirche fand eine Gedenkveranstaltung für die von den Nazis vertriebenen und ermordeten jüdischen Emmericher Bürgern statt.
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  • hochgeladen von Caroline Büsgen

Für eine ungewöhnliche Veranstaltung bot die Vierung der Aldegundiskirche jetzt den passenden Rahmen. Die Menora, der siebenarmige Leuchter und wichtigstes Symbol des Judentums, ein aus transparenten, beleuchteten Papiertüten gestalteter Davidstern, ein Gebet in Hebräisch und die Namen der aus Emmerich vertriebenen und ermordeten jüdischen Bürger in einer christlichen Kirche. Diese kleine Gedenkveranstaltung war der Auftakt für eine weitere Aktion des Künstlers Gunter Demnig, der in Emmerich weitere 18 ‚Stolpersteine’ in Erinnerung an den Holocaust verlegte.

Zunächst habe er geglaubt, dieses Kunstprojekt gegen das Vergessen, das mit den wieder aufkeimenden rechtsextremen Tendenzen in Deutschland noch einen anderen Aspekt und Gegengwartsbezug bekommt, sei ‚für die Schreibtischschublade’ gewesen, erinnerte sich Gunter Demnig. 1993 hatte er die Idee, aus dem Pflaster der Bürgersteige von den Häusern jüdischer Bürger einen Stein herauszunehmen und durch einen messingbeschlagenen Stein mit den Namen der ermordeten Bewohner zu ersetzen. 717 Kommunen, 33.000 Steine.. das ist die europaweite Bilanz, die sein Projekt heute aufweisen kann, und die Termine für weitere ‚Stolpersteine’ sind bis in den Herbst hinein vergeben. Den Kritikern seiner Aktion entgegnet er, dass man das Andenken der Holocaustopfer keineswegs mit Füßen trete, sondern sich zum Lesen der Namen eher (ver-)beugen müsse. Und schließlich stolpere man ja nicht wirklich mit den Füßen, sondern mit dem Kopf, dem Geist. Schüler verschiedener Emmericher Schulen hatten dieses Projekt mit vorbereitet. Die Menora wurde von jungen Handwerkern in den Kolpingwerkstätten angefertigt, die transparenten Tüten haben Schüler des Förderzentrums Grunewald beschriftet, die Namen der ehemaligen jüdischen Bürger wurde von Schülern der Hauptschule, Realschule und des Gymnasiums vorgelesen. Pfarrer Dr. Jan Heiner Schneider moderierte die von der Bürgeraktion Pro Kultur initiierte Veranstaltung, bevor Gunter Demnig anschließend wegen des gefrorenen Bodens eher symbolisch die Pflastersteine vor Häusern in der Steinstraße und Kaßstraße austauschte. Hier wohnten Mitglieder der Familien Gompertz, Kempenich, Nathan, Sander, Jacob und Zwaab.

Autor:

Caroline Büsgen aus Emmerich am Rhein

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