am Amazonas - Parintins

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Am 17. Oktober 2012 tenderten wir vor Parintins und ließen uns an Land bringen.
Diese Stadt unterscheidet sich eigentlich kaum von den anderen brasilianischen Städten am Amazonas: Laut, bunt, lärmend, voll, kaputt, Abwässerrinnen neben dem Bürgersteig. Und freundliche, lachende Menschen.

Parintins ist die Hauptstadt der Folklore in Brasilien. Hier tanzen je über hundert Tänzer der zwei miteinander konkurrierenden Boi-Bumba-Theater in phantastischen Kostümen um die Gunst der Zuschauer. Die Blauen gegen die Roten. Im Juni zum Kulturwettbewerb kommen sie sogar aus ganz Brasilien hierhin.
Die Gäste werden mit so reichlich Caipirinha in Stimmung gebracht, dass sie die Vorstellung im Leben nicht mehr vergessen. Auch nicht, wie sie wieder nach Hause beziehungsweise aufs Schiff gekommen sind…

Wir hatten uns fürs Dreiradfahren durch die Stadt entschieden.
Etliche Dreiräder, mit Bändern und Blumen bunt geschmückt, warteten auf ihre Fahrgäste.
Wir enterten eins der Gefährte. Aber die Sitzbank war fast mittig. Sie schien für richtig dicke, nach hinten ausladende Hinterteile gemacht zu sein. Nee, also echt, so konnten wir nicht sitzen. Wir haben auch so schon genug Rücken.
Unser Fahrer kam rum und winkte: ich mach schon.
Mein lieber Mann räumte seinen Sitz, - und schon kippte unsere Rikscha. Ich auch. Das Fahrrad hinten kippte ebenfalls. Ein anderer Fahrer packte geistesgegenwärtig zu und verhinderte den Worst Case. Nachdem unser Fahrer die Sitzbank nach hinten verrückt hatte und wir wieder einsteigen konnten - war Travel-Chaos wieder bei uns …?
- rasselten wir beim Einsteigen voll mit den Köpfen aneinander. Es dauerte also, bis unsere Rikscha fahrbereit war und sich in die Schlange der anderen Gefährte mit einreihen konnte.

Die Dreiräder sausten durch die Stadt, mitten durch den Verkehr, nebeneinander, hintereinander, kunterbunt durcheinander, die Autos mussten weichen. Die meisten taten es auch, aber längst nicht alle. Und wir Touris saßen vorne wie Galionsfiguren… Aber wir lachten nur, wenn wir nicht gerade nach Luft schnappten, denn zum Ängstigen war es eh zu spät.
Tiefe, diagonale Querrinnen für die Abwässer durchteilen die Straßen. Aber die Fahrer kennen das ja, sie nahmen die Hürden elegant mit Schräglenkung. Schwupps, machte es, und wir flogen darüber hinweg.
Das meiste von der Stadt kriegten wir im Fahrtwind zu sehen. Aber wir hielten auch am Freiheitsplatz mit seinen eingemeißelten Bildern rund um die Zeit und konnten die größte Kirche Nordbrasiliens besichtigen, die Nossa Senhora de Carmo mit ihren wunderschönen Bodenfliesen. Verblüfft lauschten wir den Vögeln, die laut und sehr deutlich durch das Kirchenschiff zwitscherten. Waren sie draußen? Hier drinnen? Möglich wäre es ja, denn alles war offen. Schließlich entdeckten wir sie hoch oben im Dach, wo sie sich anscheinend nestlich niedergelassen hatten.

Kurz darauf spuckten uns die dreirädrigen Taxen an der Anlegestelle wieder aus. Unser Fahrer, dünn, aber mit dicken Waden wie auch seine Kollegen, strahlte übers ganze Gesicht, als wir ihm das echt erstrampelte Trinkgeld in die Hand drückten.
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Ein paar Stände waren in aller Eile aufgebaut worden. Handarbeiten, typisch einheimische Kleinigkeiten wie Ohrringe, Ketten, Taschen und Ähnliches wurden angeboten. Ich hatte noch Dollar übrig und kaufte mir eine hübsche Handtasche (die im Nachhinein sogar das Wohlgefallen meines Finanzministers fand!).

Noch während wir auf den Tender warteten, und auch noch, als er längst angelegt hatte, standen wir fasziniert am Geländer und beobachteten mit all den anderen Passagieren die Delphine. Hier waren es nicht die pinkfarbenen, sondern die schlichtgrauen Brüder und Schwestern. Einzeln, zu zweit, viert oder sechst sprangen sie hoch, tauchten gemeinsam wieder ins Wasser, spielten und boten uns eine perfekte Show.
Für mich und meine Kamera waren sie zu gut. Zu schnell. Sie hatten Platz, ich nicht. Ich hatte ja nur den kleinen Sucherausschnitt unserer Kamera. Immer, wenn ein kollektives DAAAAAAAAA durch die Menge ging, rotierte ich mit der Canon, sah nichts, riss sie mir vom Gesicht, suchte mit bloßem Auge durch die Gleitsichtbrille. Ich hielt den Auslöser fast durchgedrückt, aber das Einzige, was ich von ihnen erwischen konnte, war eine Schwanzflosse kurz vorm Eintauchen. Pech.

Fortsetzung folgt

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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