An den Schließzeiten ändert sich nichts

Zahlreiche Mitglieder der verschiedenen Bürgerinitiativen hatten sich in der Societät eingefunden. Fotos (2): Jörg Terbrüggen
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Emmerich. Sie waren gleich mit einem ganzen Tross an Mitarbeitern nach Emmerich gekommen, um sich den Bürgerinitiativen gegen die Betuwe-Linie zu stellen. Es war dann auch teilweise eine sehr hitzige Diskussion, allerdings nicht mit den Verantwortlichen der Bahn, sondern mehr unter den verschiedenen Gruppierungen.

Die Bahn hatte die Initiativen aus Wesel, Dinslaken und Oberhausen sowie Emmerich in die Societät zu einem informativen Gespräch eingeladen. Mit einer Projektübersicht wollte sie dokumentieren, was zwischen Oberhausen und der Landesgrenze von Seiten der Bahn alles geplant ist. Natürlich ergab sich zwischendurch auch die ein oder andere Frage, doch mit allzu genauen Details, vor allem in Sachen Zeitplanung und Geld, hielt sich die Bahn zurück.
Man sprach über die zukunftsweisende Technik, die zu weniger Zugausfällen geführt habe, seitdem das Elektronische Stellwerk in Betrieb genommen wurde. „Im November werden wir die Mängel beseitigen, die seit dem Betrieb im Mai angefallen sind“, erklärte Projektleiter Stefan Ventzke, der auch schon bei den Infoabenden zum Planfeststellungsverfahren in Emmerich weilte. Nach der Zukunft des Personennahverkehrs wurde gefragt (Antwort: „Er wird in dem Umfang bleiben, wie er heute ist.“), nach einer eventuellen Überbelastung der Bestandsstrecke (Antwort: „Wir stimmen den Zugverkehr mit den Niederländern ab und ihnen ist durchaus bewusst, welche Kapazität wir auf der Strecke haben werden.“) und den Schrankenschließzeiten, die sich zeitlich verdoppelt haben. Ventzke: „Daher wollen wir die Bahnübergänge ja beseitigen.“
Aber wann? „Wir können erst beginnen, wenn wir Baurecht haben. Und das wird erst da sein, wenn wir das Baurecht für das dritte Gleis haben. Das Geld dafür ist vorhanden“, so der Projektleiter. An den Schließzeiten werde sich künftig allerdings nichts mehr ändern. So könne es beispielsweise in Praest dazu kommen, dass eventuell zwei Züge die Signale auslösen würden und so die Schranken länger geschlossen blieben. „Es wird keine signifikante Änderung der Schließzeiten geben. Dieser Zustand ändert sich erst, wenn die Bahnübergänge beseitigt sind“, hieß es von Seiten der Bahn.
Fragen nach der Zuglänge und der Blockverdichtung standen ebenfalls auf der Agenda der Initiativen. „Die Züge können nicht beliebig verändert werden. Die Begrenzung liegt bei 620 Metern“, so ein Bahnmitarbeiter. Längere Züge gebe es nur in Ausnahmefällen. In Sachen Blockverdichtung meinte Ventzke, dass man jetzt 50 bis 55 Blöcke habe, Ziel seien aber 80. „Der Bau des dritten Gleises geht nicht ohne Kapazitätsverlust. Da wird es zu Veränderungen kommen müssen.“
Klarstellung auch in Sachen Lärmschutz. Denn der kommt natürlich erst nach dem Bau des dritten Gleises und nicht, wie einige vielleicht gehofft hatten, vorher. Eine Ausnahme könnte der Abschnitt in Haldern sein, wo man erst den Lärmschutz installieren würde. Die beiden in Emmerich noch anhängigen Planfeststellungsverfahren werden wohl nicht mehr in diesem Jahr abgearbeitet. Sie rutschen ins nächste Jahr. Ende 2013 rechnet Ventzke mit ersten Beschlüssen in Sachen Planfeststellungsverfahren, 2015, so seine Einschätzung, könnten alle Genehmigungen vorliegen. Dann habe die Bahn Baurecht erlangt.
Zu einer möglichen Bauzeit wollte er nichts sagen. Karl-Heinz Janßen von der IG Biss fragte Ventzke, warum man nicht wenigstens mal ein Vergleichsgutachten für eine siedlungsferne Strecke erstellt habe. „Wir haben einen klaren Plan der Politik zum Ausbau des dritten Gleises. Wir sind hier auch nur ausführendes Organ. Aber eines kann ich ihnen sagen, selbst wenn wir eine Strecke siedlungsfern bauen würden, so würde es hier nicht besser werden, als es jetzt schon ist.“ Außerdem würde das die Bahn fünf bis zehn Jahre zurückwerfen.
„Alles alte Kamellen“, bemerkte Norbert Gies von der Bürgerinitiative „Betuwe so nicht“. Zur Geschichte mit einer Trasse entlang der Autobahn sagte er: „Game over. Zwischen 1990 und 1995 hätte ich die Emmericher und die Politik gerne an der Strecke gehabt. Aber da hat man alles torpediert.“ Karl-Heinz Janßen von der IG Biss: „Ich habe viel Kopfnicken in Sachen Vergleichsgutachten erfahren. Hier muss endlich ein Umdenken der Politik stattfinden. Aber es interessiert die Politik nicht, was die Bürger denken. Ich gehe nicht davon aus, dass die Bahn 2015 Baurecht erlangen wird und dann auch sofort baut.“

Zahlreiche Mitglieder der verschiedenen Bürgerinitiativen hatten sich in der Societät eingefunden. Fotos (2): Jörg Terbrüggen
Mit insgesamt sieben Mitarbeitern (Stefan Ventzke nicht im Bild) rückte die Bahn zum Informationsgespräch in Emmerich an.
Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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