Der kleine Tambourmajor

Beim Umzug vom Marktplatz zum Kolpinghaus in Elten marschierte Pierre Spiertz zwischen Horst Derksen vom Musikverein und Hans Kersjes vom Tambourcorps mit. Foto: Ralf Beyer
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Hüthum. Er schlägt die Trommel beinahe schon wie ein Großer. Und Taktstock und Tambourstab zählen zu den Dingen, die er auf keinen Fall zuhause liegen lässt. In Emmerich kennt ihn nahezu jedes Kind, obwohl er selbst noch eines ist.

Der kleine Junge in dem grünen Pullover ist auf den Schützenfesten von Praest bis Elten längst kein Unbekannter mehr. Pierre Spiertz heißt der Dreikäsehoch, der mit seinen gerade einmal drei Lenzen den großen Schützen regelmäßig die Show stiehlt. Denn Pierre ist verrückt nach Blasmusik und dem klingenden Spiel der Spielmannszüge. Wann immer sich eine Gelegenheit bietet, zieht er mit seinem von Vater Jochen selbst gebauten Tambourstab durch die Reihen der Schützen und sorgt regelmäßig für schmunzelnde Gesichter.
Dabei fing eigentlich alles ganz harmlos an. Doch als Pierre mit Vater Jochen (er ist Brudermeister der St. Michael Schützenbruderschaft Oberhüthum) das erste mal die Schützen besuchte, muss irgendetwas in dem kleinen Köpfchen klick gemacht haben. Denn fortan interessierte sich Pierre für die Musik des Spielmannszuges. „Hier himmelt er besonders den Tambourmajor Thomas Gorgs von den Sebastianern an“, schmunzelte Vater Jochen.Und so kam es, dass Pierre nach der Palmsonntagsmesse im vergangenen Jahr mit dem Palmstock voran aus der Kirche marschierte. „Kurz darauf hatten wir noch eine Kindermesse und als alle aufhörten zu singen, rief Pierre ganz laut ‚Lied aus‘ in der Kirche“, meinte Mutter Sandra.
Daraufhin bastelte ihm Vater Jochen einen Tambourstab, den er nicht mehr aus der Hand legte. 2010 stand er mit seinem Stab inmitten der Ehrengäste bei der Parade der Borussia auf dem Alter Markt. Doch richtig ab geht er seit diesem Jahr. „Wir haben mit ihm jedes Schützenfest besucht und dafür lässt er alles stehen und liegen“, lachte Jochen Spiertz. Wie in Dornick. Trotz eines Fußballturnieres musste Pierre vorher und nachher zum Schützenfest - immer mit im Gepäck: der Tambourstab oder der Taktstock (ein Essstäbchen vom Chinesen).
Wo der Kleine auftaucht erobert er die Herzen im Sturm, und das, obwohl er eigentlich schüchtern und zurückhaltend ist. In Dornick wollte ihm Tambourmajor Andreas Tepferdt sogar seinen Stock geben, doch der Dreijährige erwiderte: „Behalt den mal, ich hab‘ meinen eigenen.“ Pierre beobachtet genau die Bewegungen, prägt sich alles haarklein ein und macht dann die Bewegungen perfekt nach. In Dornick marschierte er vorneweg durch das Zelt und hinter ihm sechs bis sieben Spielleute.

Bei der Borussia traf er die Vrasselter Spielleute in der Kneipe. Pierre lief hin und sagte „wir Schützen spielen“. Ein paar wollten ihm eine Freude machen und liefen hinter ihm her. Er schwang den Stock, hielt ihn hoch und dann schräg (heißt beim Tambourcorps Lied aus), doch die Jungs spielten einfach weiter. Keiner von ihnen konnte ja wissen, dass sich Pierre mit den Befehlen auskannte. Sein Kommentar zur Mama: „Die Vrasselter können das gar nicht.“ Bei der St. Martinus-Schützenbruderschaft durfte der kleine Tambourmajor sogar beim Umzug vom Markt zum Kolpinghaus mit Hans Kersjes vom Spielmannszug und Horst Derksen vom Musikverein ganz vorne am Publikum vorbei marschieren, natürlich mit dem Tambourstab in der Hand.
Dass der kleine Mann auch mit zwei Trommelstöcken umgehen kann, bewies er unlängst bei den Sebastianern. Dort unterhielt er die feiernden Gäste mit seinem Spiel. „Zuhause läuft bei uns nur noch Marschmusik oder eine CD vom Spielmannszug. Ansonsten trommelt oder dirigiert er“, meinte Vater Jochen. „Normal zum Auto gehen können wir mittlerweile nicht mehr. Pierre steht dann auf und ruft ‚alles aufstellen‘ und wir marschieren dann hintereinander zum Wagen.“

In Kürze bekommt er übrigens eine in Holland genähte Uniform. Das passende Hütchen hat er ja schon von Hans Kersjes geschenkt bekommen.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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