Ein Stück Natur wäre für immer verschwunden

Hans Frericks (Mitte) erläutert Bürgermeister Johannes Diks (links) den Verlauf der Bundesstraße an dieser Stelle auf dem Eltenberg. Fotos: Jörg Terbrüggen
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Was für ein herrliches Fleckchen Erde. Die Sonne scheint durch die Baumwipfel und der Blick schweift über die wunderschön blühende niederrheinische Landschaft. Ein Stück Natur, von dem die Bahn gerne etwas „abknabbern“ würde. Ein unwiderrufbarer Eingriff in eine in Jahrhunderten gewachsene Moräne.

"Sohni" Wernicke von der Bürgerinitiative „Rettet den Eltenberg“ hatte zum Spaziergang eingeladen. „Wir wollen Ihnen heute einmal vor Augen führen, worüber wir reden. Wir wollen zeigen, wie sich die Pläne der Bahn AG in der Realität darstellen.“ Das ließen sich auch der Erste Beigeordnete Dr. Stefan Wachs und, obwohl er sich im Urlaub befindet, Bürgermeister Johannes Diks nicht entgehen. Entlang der Sichtachse ging es im Schatten der St. Vitus-Kirche und des Stanislauskollegs den Berg herunter.
Das erste Stück ließ sich wunderbar laufen. Der Boden war nicht fest, die Schritte wurden so leicht abgefedert. Pater Martin Fischer, der während des Spaziergangs immer wieder tief in die Geschichte eintauchte, erwähnte ein Ereignis, das schon viele Jahre zurück liegt. „Im Jahre 1340 war das Südschiff der St. Vitus-Kirche abgestürzt. Das passiert wenn der Boden arbeitet. Und das tut er regelmäßig.“ Spuren sind auch an den Wänden des Stanislauskollegs deutlich zu sehen. Es bestünde bei den geplanten Bergarbeiten der Bahn durchaus eine Gefahr für die Kirche und den Drususbrunnen. „Der könnte trocken gelegt werden. Da heißt es dann nur noch, es war einmal...“

Torso mit betonierter Flanke

Entlang von Paters Garten ging es auf unwegsameres Gelände bergabwärts. Ein ideales Terrain für Mountainbiker, die hier regelmäßig den Berg herunter fahren. „Wenn man hier Wände in den Berg macht, muss man in den Boden rein“, so Pater Fischer. Der ist sehr staubig und rutscht bei Regen regelmäßig ab. „Da reichen nicht die paar Meter, die die Bahn immer angibt. Und am Ende gewinnen sie einen Torso mit betonierter Flanke.“ Bei den Menschen, die sich hier seit Wochen für den Erhalt des Berges einsetzen, klingt Unverständnis durch.
Dann stehen wir an der Stelle, wo einmal die Bundesstraße entlang führen soll. Rund 20 Meter über ihrem jetzigen Standort. Nichts wäre mehr mit den Bäumen und dem Fußweg. „Das alles müsste weg“, bemerkte Johannes ten Brink. Seine Variante hingegen ließe den Berg so wie er jetzt ist. „Mehr als die Hälfte hier würde durch Betonwände ersetzt. Die Arbeiten könnten hier nur meterweise fortgeführt werden. Ein sehr kostenaufwendiges Bauwerk, bei dem 9,3 Millionen Euro veranschlagt wurden.“

733 Meter Betonwand

Auf den Plänen verdeutlicht er, dass zwei Stützwände in den Berg hineingebaut werden müssten. Neun Meter von der Gleisachse in den Berg. „Für dieses Geld kann man woanders etwas Besseres bauen. Außerdem kommt man damit nur vom Viadukt bis ins Loch nach Elten (gemeint ist der Bahnübergang).“ Insgesamt 1,2 Hektar Fläche würde verschwinden, kämen nie wieder. Kaum vorstellbar. Es blieben 733 Meter Betonwand.Deshalb setzen sich die Mitglieder der Bürgerinitiative auch für die von Johannes ten Brink entworfene Variante 7 ein.
„Anstelle eines neuen Gleises könnte die Bahn gleich zwei mehr bauen. Sie würde dann mit dem Gleisverlauf an der Wildbrücke ausschwenken und hinter dem neuen Bahnhof Elten am Feldhausener Weg wieder zurück in das alte Gleisbett kommen. Die B 8 könnte dann auf der jetzigen Bahntrasse verlaufen“, so ten Brink. Der Berg bliebe dabei unberührt. Wolfgang Wegener, seines Zeichens Wissenschaftler vom Amt für Bodendenkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland wies auf die Ausgrabungen, die hier in diesem Bereich getätigt wurden hin. „Das würden wir auch im Verfahren angeben, bei dem wir gehört werden.“
Aus bodendenkmalpflegerischer Sicht würde er sich eine die Natur schützende Variante wünschen. Was hier übrigens noch an Munition aus dem 2. Weltkrieg im Boden schlummert, weis niemand so genau. „Von Gründonnerstag bis Ostermontag 1944 haben die Alliierten von Kleve aus über eine halbe Millionen Granaten hierüber geschossen, da sie hier eine Flakstellung vermuteten“, wusste einer der Teilnehmer zu berichten. Da könnte also noch so manche Überraschung im Boden liegen.

Autor:

Jörg Terbrüggen aus Emmerich am Rhein

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