Ist da jemand?

Das Jahr 9 nach Corona. Das Leben hat sich geändert. Nach sechs Jahren ununterbrochener Quarantäne und Kontaktverbot beschlossen die Regierungen der Länder am 23.06.2026, dass jeglicher Kontakt untereinander weltweit verboten wäre.

Diese Entscheidung sorgte für heftige Unruhen, und Amerika war das erste Land, welches sich komplett isolierte, nachdem es zu bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen kam. Grenzen wurden zu unüberwindbaren Barrieren, und es dauerte nicht lange, bis es zum völligen Zusammenbruch jeglicher freiheitlicher Rechte kam. Kommunikation und "Leben" fand nur noch virtuell statt, sofern man an ein staatliches Netz angebunden war. Die Menschen, welche in diesem Verbund lebten, wurden mit Nahrung und Wasser versorgt, welches fast ausschließlich synthetisch hergestellt wurde.

Als man 2021 erkannte, dass das Virus sich durch Mutationen zu einer 100% tödlichen Erkrankung entwickelte, konstruierten Wissenschaftler der NASA eine neuartige Form von Strahlungswellen, welche über das Mobilfunknetz verbreitet werden konnten. Diese Strahlung hatte die gleiche Wirkung wie Microwellen, und töteten den Virus im Körper ab. Nachteil war, dass die Lebenserwartung durch diese Strahlung rapide sank. Das Smartphone mutierte also zur einer Art lebensrettenden Killermaschine. Doch es gab Unterschiede in der Qualität der Strahlung. Während wohlhabende Menschen sich eine Bandbreite von 20G leisten konnten, was eine enorme Verbesserung der Lebensqualität bedeutete, gab es für den "normalen Bürger" nur den Standart von 7G, welcher dramatisches Nebenwirkungen hatte. Diese ungleiche Verteilung führte zu heftigen Protesten und Konsequenzen.

2027 kam es zu einem weltweiten Ausfall des Funknetzes, und Millionen Menschen verließen ihre geschützten Behausungen, um sich allein außerhalb der Landesgrenzen durchzuschlagen. Diese Menschen nannte man "Covids", ich war einer davon. Dieses Leben führte ich 2 Jahre lang, schlug mich mehr schlecht als recht durch das Leben, immer auf der Suche nach einem funktionierendem Funknetz.

2029 erwischte man mich bei einer unerlaubten Grenzüberschreitung, und ich wurde zu sechs Monaten Quarantäne verurteilt, in der man diese Zwangsjacken ständig tragen muss.

Wer hätte gedacht, dass es mal soweit kommen würde? Ich bin nun fast 60, und träume von früher, als das freie, gesunde Leben noch möglich war, aber wir hatten die Warnungen der Natur nicht ernst genug genommen. Und sie hat sich das, was ihr gehört, zurückgeholt.

Mein Name ist Achim, ich bin ein Covid. Ich sende auf allen Frequenzen. Ist da noch jemand?

Autor:

Achim Feldhordt aus Essen-Borbeck

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