Am Sonntag wird auch der Integrationsrat gewählt

André Pabst (l.) und Hossein Khorrami Khamneh kandidieren mit der Liste 9 - „Gleiche Rechte für Migranten“ für den Integrationsrat. Foto: sara
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Hossein Khorrami Khamneh kam 1996 aus dem Iran nach Deutschland. André Pabst ist gebürtiger Borbecker. Gemeinsam fordern die Freunde „gleiche Rechte für Migranten“ - und kandidieren mit gleichnamiger Liste (9) am Sonntag, 25. Mai, für den Integrationsrat in Essen.

Seit zwei Perioden bereits hat Hossein Khorrami Khamneh einen Sitz in dem Gremium inne. Politisches Engagement ist für ihn neben seiner Selbstständigkeit eine Lebensaufgabe. Bereits in seiner Heimat saß er aus politischen Gründen im Gefängnis. Hier, in Deutschland, leistet er Partei-Arbeit und eben - das liegt ihm ganz besonders am Herzen - setzt sich ein für Migranten. Und das, obwohl er von türkischen Mitbürgern sogar schon einmal bedrohliche Prügel bezog. „Aber das waren Radikale“, differenziert der studierte Ingenieur und Besitzer einer Pizzeria in Borbeck. Aus der Nachbarschaft, den Kulturvereinen und so weiter weiß er, dass das Groß der aus dem Ausland stammenden Mitmenschen sich dringend ein friedliches Zusammenleben wünscht. Doch dazu sei eben auch die Einräumung von Rechten vonnöten „Für alle Kulturen, nicht nur für die hier die Mehrheit bildenden Türken.“Und der Integrationsrat sei das erste demokratische Instrument dieser großen Gruppe.

"Wir sind zu 100 Prozent neutral!"

„Das ist unser großes Plus“, weiß Kommunikationswissenschaftler André Pabst, „wir sind zu 100 Prozent neutral!“ Mit der Liste 9 - zu der auch noch Metin Dursun, Pamela Hackman, Mohsen Al Ghazaly und Marta Lewandowska gehören - vertrete man keine eigene Volksgruppe, sondern sei um Abbildung kultureller Vielfalt bemüht. Er selbst ist dafür das beste Beispiel, immerhin ist er der einzige Kandidat mit deutschen Wurzeln. „Aber er ist mit einer Iranerin verheiratet“, gibt ihm der Mitstreiter augenzwinckernd die „Legalität“, mitzuwirken. Diese Tatsache ist es aber natürlich nicht, die Pabst Kompetenz in Sachen Migrationspolitik verschafft. Seit seinem Studium führt er eine Existenzgründungsfirma für Menschen mit Migrationshintergrund. „Das ist aus einer Sozialberatung heraus entstanden“, erinnert sich der Essener.
Da werden Konzepte geprüft, Marktanalysen erstellt, es gibt ein Coaching. „Aber man begleitet die Kunden eben auch bei Behördengängen und hilft bei Sprachproblemen“, ergänzt Pabst die Besonderheiten, hinzu komme zudem die teils abweichende Gesetzeslage. Zum Arbeitskontakt gehören ganz selbstverständlich auch Hausbesuche und gemeinsame Essen. „Und da kommt man eben auch auf weitere Integrationsschwierigkeiten zu sprechen und lernt Migranten kennen, die Hilfe benötigen, aber keine Existenzgründung planen“, beschreibt Pabst den Prozess, wie er in seine Aufgabe gewachsen ist. „Es ist schwierig, alle Nationen zu vertreten, vielen fehlt einfach die Lobby“, weiß er. Die Afrikaner seien so ein Beispiel, eine Kultur, in der Sprechen zumeist viel wichtiger sei als die Schriftsprache - was im bürokratischen Deutschland zwangsläufig zu Problemen führe.

Trotz der Schwierigkeiten dieser heterogenen, nur schwierig an einen Strang zu bringenden Gruppe - immerhin rund 130.000 Menschen mit Migrationshintergrund leben derzeit in Essen - sei er stets um Gleichheit und Interessenvertretung aller bemüht. „Das ist viel Arbeit, und durchaus kein prominenter Job“, hofft er damit nicht auf Ruhm. Eigentlich weiß er nicht einmal genau, ob die Ergebnisse mit einer eigenen Wahlparty gefeiert werden. „Ja klar“, nickt Hossein Khorrami Khamneh, „wir haben auch ein Zimmer im Rathaus und verfolgen dort die Zahlen!“.

Die Integrationsratswahl 2014

Wahl
Gewählt wird am morgigen Sonntag, 25. Mai, parallel zur Kommunal- und Europawahl. Der Kreis der Wahlberechtigten ist aktuell erweitert worden um Personen, die Deutsche sind und gleichzeitig ausländische Staatsangehörigkeiten besitzen oder solche, die durch Einbürgerung Deutsche geworden sind.

Integrationsrat
Der Integrationsrat vertritt die Interessen der in Essen lebenden Menschen mit Migrationshintergrund. Er berät den Rat der Stadt und seine Ausschüsse. So ermöglicht er Menschen eine Beteiligung am kommunalpolitischen Stadtgeschehen, die sonst keine Berechtigung zur Wahl der Parlamente und des Stadtrates haben.

Geschichte
Bereits seit 1975 (damals Ausländerbeirat) gibt es in Essen ein Gremium, das die politischen Interessen der nichtdeutschen Bevölkerung in der Kommunalpolitik vertritt.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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